Test: VW ID. Buzz Cargo Pro 4Motion. Er ist mit zwei E-Motoren und Allradantrieb der stärkste Bulli aller Zeiten. Ein Angebot für Handwerker, die das Besondere suchen.
Unterhaltungen mit der Sprachassistenz sind immer erfrischend. Im ID. Buzz Cargo 4Motion heißt sie Ida. Sie kommt aus Niedersachsen, also beginnen wir mal so: „Moin, wie geht es Dir?“ „Hi, ich fühle mich fabelhaft, danke der Nachfrage.“ Es folgt ein eher plumper Anbandelungsversuch: „Ich mag Dich.“ Antwort: „Ich fahre am liebsten mit Dir.“ Na dann mal los.
Die knuffig-rundliche Karosserie des VW ID. Buzz fällt unverändert mit breitem Grinsen und Front-Gittergrill aus dem Rahmen. Hier eingehüllt in eine dezente Lackierung namens „Monosilber-Metallic“. Sein Inhalt: Hinten ein Synchronmotor mit einer Leistung von 210 kW/286 PS und einem wuchtigen Drehmoment von 560 Nm. In der Mitte eine neue Lithium-Ionen-Batterie. Vorne das Merkmal des 4Motion, ein zusätzlicher Asynchronmotor mit 80 kW/109 PS Leistung und 134 Nm Drehmoment.
Der VW ID. Buzz hebt ab
Als Systemleistung nennt VW gewaltige 250 kW/340 PS, über das gemeinsame Drehmoment schweigt man sich aus. Es ist allemal genug. Ähnelt der beherzte Tritt aufs Fahrpedal doch einem Griff in die Steckdose. In knapp unter sechs Sekunden schnellt der 2,5 Tonnen schwere VW auf Tempo 100. Fährt sich raubtierhaft leise, schnell, stets auf dem Sprung. Das reißt dem Fahrer die Mundwinkel nach hinten bis zu den Ohren. Erst bei 160 Sachen ist Schluss, VW gönnt dem Super-Buzz 15 km/h mehr Tempo als gewohnt. Braucht man das alles? Nö, aber dies gilt auch für manch anderes Auto auf dem Parkplatz des Chefs.
Die Hauptlast beim Fahren ruht auf der Hinterachse. Beim Anfahren packt die Vorderachse stets mit an, das stabilisiert die feurige Fuhre. Sichert ebenfalls, unterstützt von enorm breiten Reifen, rasanten Antritt. Ganz ohne brachiale Kraftentfaltung mit schwarzen Strichen auf der Fahrbahn. Auch bei unterschiedlichem Grip links und rechts oder auf Schotter kennt der 4Motion keine Zicken. Wer zur Verzögerung die kräftige Stufe „B“ nutzt, spürt die Kraft des E-Antriebs in umgekehrter Richtung, die Rückgewinnung an Energie ist hoch, Vorteil des kräftigen Antriebs, jetzt als Generator.
VW ID. Buzz Cargo Pro Motion
- Abmessungen (L/B/H): 4.712/1.985/1.914 mm
- Radstand: 2.989 mm
- Wendekreis: 12.540 mm
- Laderaum (L/B/H): 2.208/1.732/1.279 mm
- Breite zw. den Radkästen: 1.230 mm
- Ladekapazität: 3,9 m³
- Leergewicht Testwagen: 2.540 kg
- Nutzlast: 610 kg
- Zulässiges Gesamtgewicht: 3.150 kg
- Anhängelast bei 12 % Steigung: 1.800 kg
- Zul. Zuggesamtgewicht: 3.950 kg
- Batterie: Lithium-Ionen, netto 79 kWh
- Aufladung: Wallbox 11 kW, Schnellladung max. 185 kW
- Motor: Elektro-Motor vorn 80 kW/109 PS, 134 Nm, hinten 210 kW/286 PS, 560 Nm, Systemleistung 250 kW/340 PS
- Getriebe: Einganggetriebe, feste Übersetzung
- Höchstgeschwindigkeit: begrenzt auf 160 km/h
- Verbrauch: 20,4 kWh WLTP
- CO2-Emission: 0 g/km
- Teststrecke beladen: 25,2 kWh/100 km
- Testverbrauch min./max.: 17,4–43,8 kWh/100 km
- Grundpreis: 50.355 Euro netto
Fahrwerk: Vom Feinsten
Hinzu kommen eine sympathisch-straffe Abstimmung und ein guter Federungskomfort. Mit seinen breiten Walzen klebt sich der Super-Buzz geradezu auf die Straße. Fahrwerke können sie bei VW. Allenfalls voll beladen kennt er auf Bodenwellen ein Nicken um die Querachse. Und beim Wenden ist der Allradler wegen des geringeren Einschlagswinkels der Vorderräder nicht so extrem behände wie seine zweiradgetriebenen Geschwister. Ein echtes Fahrerauto also.
Aber der Vergnügungszuschlag? Der Mehrpreis für den Allrad beläuft sich auf nur 2.140 Euro netto, inklusive Aluminiumrädern im Großformat. Klingt nach Sonderangebot, obwohl der VW ID. Buzz damit über die Schwelle von 50.000 Euro netto rutscht. Der Verbrauchswert nach WLTP klettert um fünf Prozent. Nach Praxiserfahrungen im Test sind’s eher zehn Prozent. Macht beladen je nach Strecke 17 bis 27 kWh pro 100 Kilometer bei zügiger, aber gelassener Fahrweise. Wer den VW jedoch auf freier Autobahn laufen lässt, muss mit Werten um die 40 kWh kalkulieren. Dann verdunstet die Reichweite, der heißblütige Buzz wird, eine Reserve eingerechnet, nach weniger als 200 Kilometern zur Ladesäule gerufen. Dort zieht der VW mit maximal 185 kW kräftig Strom.
Der Preis der Technik: weniger Raum
Die Zeit im Ladepark lässt sich für einen Blick in den Frachtraum nutzen. Hier zeigt der Testwagen wie gehabt einige Schwächen. Den seitlichen Schiebetüren fehlen einige Zentimeter fürs Palettenmaß. Hinten sind die stacheligen Aufsteller nicht zeitgemäß, auch gibt es schönere Lösungen für die Scharniere der Flügeltüren. Bei lediglich 1.230 Millimetern Abstand zwischen den Radkästen muss der Staplerfahrer schon sehr gut zielen. Der Antrieb im Heck hievt den Ladeboden hoch auf rund 620 Millimeter. Das alles kostet Platz, einschließlich des Rundrückens.
Mit der Nutzlast ist es ebenfalls nicht weit her. Zwar hat VW die zulässige Gesamtmasse von 3,0 auf 3,15 Tonnen angehoben. Doch das frisst hier der Allradantrieb wieder auf. Ergebnis sind rund 600 Kilo für Fahrer und Fracht, für einen Transporter etwas peinlich. Die positiven Seiten seien nicht verschwiegen. Das Fach fürs Ladekabel hinter der Schiebetür, oben die starke LED-Beleuchtung, unten der markentypisch stabile Boden mit stämmigen Zurrösen und Airlineschienen als Ladungssicherung. Dazu darf der 4Motion 1,8 Tonnen ziehen.

Cockpit: Licht und Schatten
Weiter vorn blickt der Fahrer auf das typische VW-Mäusekino mit kleinen Anzeigen, kommandiert die Fahrtrichtung per Bedienknubbel. Decken wir den Mantel des Schweigens über die verirrte Bedienung für wesentliche Funktionen per Touchscreen, auch die Touchflächen des Multifunktionslenkrads. Anderes überzeugt: die extrem leise Gangart trotz Zusatzmotor, die Ablagen, Steckdosen aller Art. Verblüffend indes, dass VW die Vorzüge der Doppelsitzbank nicht für Ablagen nutzt. Und die Sicht ist so lala.
Ist halt so, der VW ID. Buzz Cargo ist zwar rund geformt, aber in seinem Charakter ein Transporter mit Ecken und Kanten. Man kann’s auch so sehen: Der ID. Buzz Cargo Pro 4Motion ist für einen Transporter extrem sportlich motorisiert. Und bietet für einen Sportwagen enorm viel Nutzlast und Laderaum. Wie aber ging’s weiter mit Assistentin Ida? Die Verständigung entwickelte sich nicht immer frei von Missverständnissen. Schließlich folgt die Verabschiedung: „Und tschüss.“ Die Reaktion ist ein eher kühles „Auf Wiedersehen.“ War wohl doch nix mit dem Anbandelungsversuch.