Kolumne "Professioneller Bauablauf" von Andreas Scheibe, 32. Folge VOB: Einfach nur Pech? Das sollten Sie tun, wenn ein Nachtrag nach dem anderen abgelehnt wird

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Auftragsabwicklung, Baurecht und Professioneller Bauablauf – Kolumne von Andreas Scheibe

E-Mails mit Forderungen wie einem Nachtrag abzuschicken, kann schon mal ein mulmiges Bauchgefühl bescheren. Da hat man sich als Handwerker wirklich etliche Stunden Mühe gemacht, den Nachtrag schön aufzubereiten – und zwar stets mit der Hoffnung, der Bauherr würde ohne Zögern direkt auf den Überweisungsknopf drücken – aber schon sind wir wieder in der Realität angekommen: Eine Ablehnung nach der anderen flattert ins Haus. Und jetzt? Den Kopf in den Sand stecken? Auf gar keinen Fall, sagt Kolumnist Andreas Scheibe.

In der 32. Folge von „Professioneller Bauablauf" erklärt Kolumnist Andreas Scheibe, was es bei einer schier endlosen Serie an abgelehnten Nachträgen zu tun gilt
Wenn ein Nachtrag nach dem anderen abgelehnt wird, ist die Verzweiflung nahe – die Lösung laut Kolumnist Andreas Scheibe vielleicht aber auch. - © Kzenon – stock.adobe.com

Erinnern Sie sich noch an all die Nachträge von diesem Jahr, die wieder zurückgekommen sind? Mit Rotstift korrigiert oder schlichtweg einfach abgelehnt? An die Texte in den E-Mails vom Auftraggeber, in denen was von „unprüfbar“ oder „gegenstandslos“ drinstand? Und Ihr Gefühl der Ohnmacht beim Lesen dieser ermüdenden, gar niederschmetternden Nachrichten?

Ich will es kurz machen: Setzen, sechs, neu machen! Wir wollen zwar gelassen genug sein, um mit der Dummheit der anderen Menschen umzugehen, aber mit unserer eigenen Dummheit müssen wir auch umgehen können. Aber erstmal durchatmen, denn: Es ist machbar. Es ist machbar, „prüfbar“ und „beauftragbar“ zu werden!

Vom Nachtrag zum Nein

Beginnen wir also nochmal von vorn: Sie bekommen als Handwerker ein Leistungsverzeichnis, das Ihnen einen Haufen Rätsel aufgibt. Sie könnten jetzt natürlich raten, was die genau von Ihnen gebaut bekommen wollen – und das könnten Sie vermutlich aus Ihrer Erfahrung heraus sogar ganz gut, sollten Sie aber nicht! Also stellen Sie sich Fragen, versuchen, das Rätsel zu entwirren, schreiben einen Nachtrag (ja, noch bevor das Projekt überhaupt gestartet ist) und schicken diesen an den Vertragspartner, unseren Auftraggeber (AG).

Der stutzt jedoch verwirrt und schickt den Wust einfach zu Architekt und Fachplaner. Die wiederum leiten deine Forderungen postwendend an einen Juristen, der daraufhin sofort das Rechnungsprüfungsamt einschaltet. Und deren Antwort, die schlussendlich dann wieder bei Ihnne landet, lautet: "Nö".

Schachmatt sichern

Denken wir die Sache lieber einmal komplett neu. Anstatt also die anderen Projektbeteiligten als "Doofis" zu betrachten und den emotionalen Rollladen runterzufahren, stellen wir uns künftig einfach wie folgt auf: Wir lassen keine Flanke mehr offen, wir sichern uns ein Schachmatt – bevor es auch nur ansatzweise zu einer weiteren und noch einer weiteren Prüfung kommen kann.

Wenn wir also denken wie das Rechnungsprüfungsamt, dann wissen wir, was wir mindestens liefern müssen, um diesen ganzen (manchmal drei Monate andauernden) Kreislauf zu umgehen. Ich spreche hier von Nachvollziehbarkeit, von Grundlage, von Kommunikationsskills. Nur wer einen absolut klaren, fehlerfreien, schlüssigen und zudem kooperativen Nachtrag erstellt und gestellt bekommt, ist der Gewinner der Runde. Ohne weitere Mitspieler, ohne Zeitverlust, ohne Geldverlust.

Jetzt ins Handeln kommen

Nun gibt es zwei Wege: Entweder Sie lernen alles schmerzhaft in sehr vielen Jahren Selbststudium mit der Gefahr, trotzdem nicht schlauer aus den eigenen Erfahrungen zu werden oder aber Sie holen sich ein Paket, in dem alle Fälle als auch Lösungen aufgeführt sind und in leicht umsetzbare Prozesse umgewandelt wurden. Und wie könnte man ein neues Jahr besser starten als mit etwas Neuem. Seien Sie sich also Ihrer eigenen Dummheit, Ihrer Unwissenheit bewusst und überwinden Sie sie einfach: Anfangen könnten Sie mit einem nachträglichen Buchgeschenk zu Weihnachten für sich selbst. Einfach der-professionelle-bauablauf.de anklicken.

Über Autor Andreas Scheibe:
Andreas Scheibe
© Continu-ING GmbH

Andreas Scheibe hat selbst als Planer und Projektleiter in großen Firmen gearbeitet, später den väterlichen Handwerksbetrieb übernommen und umgekrempelt. Seine Erfahrung bezahlte er laut eigener Aussage mit viel „Schweiß und Blut“, aber auch viel Geld. Es entstand die Idee zum „professionellen Bauablauf“!

Mit der Continu-ING GmbH (lücken-im-lv.de) verfolgt er heute als Coach und Mentor eine Mission: Das Handwerk muss wieder für seine Leistung anerkannt und entsprechend vergütet werden. Schluss mit dem „Sozialhandwerker“, der sich nicht zu wehren weiß und auf Kosten sitzen bleibt. Vom Handwerker als Getriebener zum aktiven Projekttreiber. Wichtige Fragen sollen endlich geklärt werden: Was sind meine Rechte, was meine Pflichten? Wie sieht es mit den Pflichten anderer aus? Was kann und muss ich fordern, um störungsfrei arbeiten zu können? Wie gelingt der Sprung vom letzten, missachteten Glied im Bauablauf zu einer Position auf Augenhöhe mit Fachplaner und Auftraggeber? Andreas Scheibe möchte neue Sichtfelder für Handwerker eröffnen.

"Stark im Handwerk – das Buch für Handwerker im VOB-Projektgeschäft"

Im August 2021 ist das erste Buch "Stark im Handwerk" von Andreas Scheibe erschienen. Darin beweist der Experte, dass die in der VOB viel Potenzial und auch viel Geld für Handwerker steckt. Aus der Praxis weiß handwerk-magazin-Kolumnist Scheibe, dass das Bild, welches Auftraggeber, Architekten und Planungsbüros oft vom Handwerker haben, meist kein ruhmreiches ist. Zwar sind die ausführenden Firmen nach deutschen Standards sehr gut ausgebildet und wissen technisch bestens Bescheid, doch von einer Sache hat man Ihnen nichts erzählt: Welche Rechte sie haben! Und auch nicht, dass sie eigentlich und zuallererst auf Augenhöhe mit Auftraggeber und Fachplaner stehen. "Der Handwerker ist zwar der letzte in der Reihenfolge bezogen auf den Bauablauf, aber der letzte Depp ist er noch lange nicht", erklärt Andreas Scheibe.

In diesem Zusammenhang kommt der Autor in seinem Buch sowohl auf die Rechte und Pflichten eines Handwerkers als auch auf die Rechte und Pflichten der anderen Projektbeteiligten zu sprechen. Denn genau diese sind im Detail in der VOB geregelt. Die Formulierungen klingen jedoch oft kompliziert und die Anwendung ist daher auch sehr unbeliebt – zu Unrecht, wie der Autor findet. Das Buch von Andreas Scheibe weckt nicht nur Interesse für das Projektgeschäft, sondern auch für das Durchsetzen von Rechten und Einfordern von Pflichten, sowie den spielerischen Umgang mit Paragrafen. Das Ziel: Handwerk muss wieder Spaß machen, gerecht bezahlt werden und zu alter Stärke zurückfinden.

stark-im-handwerk.de

Neues Buch: "Der professionelle Bauablauf – Das Schritt-für-Schritt System um deine Liquidität nachhaltig zu sichern"

Im August 2023 erschien das bereits dritte Buch von Andreas Scheibe „Der professionelle Bauablauf“. In diesem Buch sind viele Jahre Erfahrung in der Durchführung und auch Beratung von hunderten Handwerksunternehmen eingeflossen. Daraus entstanden ist ein praxiserprobtes und sofort umsetzbares Schritt-für-Schritt System welches mehr Klarheit und Sicherheit im Bauablauf für Handwerker verspricht. In diesem Buch geht es um notwendige Fähigkeiten um standardisierte Ablaufpläne zu erstellen, hochprofitable Nachträge durchzusetzen und berechtigte Forderungen darzulegen, zu begründen und zu verhandeln.

In seinem Buch geht Andreas Scheibe auch auf die 47 häufigsten und teuersten Fehler in VOB-Projekten ein, und wie sich diese verhindern lassen. Am Ende geht es darum, einen standardisierten Schriftverkehr einzuführen und Projekte strukturiert und profitabel abzuwickeln. Und das nach den Spielregeln der VOB.

der-professionelle-bauablauf .de