Kolumne "Professioneller Bauablauf" von Andreas Scheibe, 31. Folge VOB: Jahresendspurt zur schwarzen Null – jetzt noch schnell Nachträge einreichen!

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Auftragsabwicklung, Baurecht und Professioneller Bauablauf – Kolumne von Andreas Scheibe

Jahresendspurt ist angesagt. Im Dezember zeigt sich, wie die Zahlen aussehen, was erwirtschaftet wurde, welche Kämpfe gewonnen und welche verloren wurden. Finanzielle Performance und auch das Wohlergehen eines Unternehmen spiegeln sich hier wieder. Wie profitabel war das Unternehmen, wie profitabel die Projekte? Wurde alles abgerechnet? Oder sind da noch Posten offen? Und wie ist es mit Änderungsleistungen? Denn genau hier liegt bei vielen Betrieben oft noch ein Haufen Geld herum, das nur noch eingesammelt werden muss, um sich eine schöne schwarze Zahl zu sichern. Wie das geht? Kolumnist Andreas Scheibe erklärt es Ihnen in einer neuen Folge von "Professioneller Bauablauf".

In der 31. Folge von „Professioneller Bauablauf" erklärt Kolumnist Andreas Scheibe, wie Betriebe in ihrer Bilanz jetzt noch die schwarze Null erreichen können
Jahresendspurt: Zeit sich seine Buchhaltung noch einmal ganz genau anzuschauen. Kolumnist Andreas Scheibe ist sich sicher, bei den meisten Betrieben ist jetzt noch Geld zu holen. - © DimaBerlin – stock.adobe.com

Grundlegend geht es um den Unterschied zwischen Bau-Soll und Bau-Ist. Wenn alles so passiert wie es im Leistungsverzeichnis (LV) beschrieben wurde, muss auch nicht groß neu gerechnet werden. Dann erhält man das, worauf man auch geboten hatte. Aber wie wir alle wissen, gibt es diese Art Baustelle nicht. Denn es wird immer was geändert. Oder aber es verzögert sich was. Es wird was gestrichen, dazu gebaut oder es wird einfach nochmal ganz neu ausgeschrieben.

Ich habe in den vielen Jahren meiner Tätigkeit als Planer, Handwerker und Trainer noch kein einziges Projekt erlebt, das von vorne bis hinten so ablief wie es in der Theorie beabsichtigt war. Im Grunde ist ein Delta zwischen Bau-Soll und Bau-Ist quasi immer gegeben.

Jetzt noch Nachträge einreichen

Also schaut euch eure Projekte der vergangenen drei Jahre nochmal ganz genau an. Denn auch nach der Schlussrechnung dürfen Ausgleichsberechungen der AGKs und BGKs sowie Mehr- und Minderabrechnungen und auch Bauzeitverzögerungen aus dieser Zeit jetzt noch aufgegliedert und eingereicht werden. Aber natürlich auch nur dann, wenn die Dokumentation detailliert genug ist, alle Behinderungszeiträume klar erkennbar und vor allem auch angezeigt/abgemeldet worden sind.

Darauf kommt es bei einem Nachtrag an:

Für jeglichen Nachtrag sind daher folgende Punkte von größter Wichtigkeit:

  • Eine nachvollziehbare Beweisführung bzw. Begründung für das Delta. Am einfachsten ist das übrigens im Einheitspreisvertrag. In Globalpauschalverträgen ist es nahezu unmöglich Veränderungen nachzuweisen und anzurechnen.
  • Eine saubere Dokumentation sowie ein klarer Kalkulationsnachweis sind ein Muss beim Einreichen von Nachträgen. Stellt Euch vor, am Ende könnte möglicherweise ein Familienrichter derjenige sein, der über euren Fall entscheidet. Von daher sollte die Dokumentation so einfach und offensichtlich wie möglich dargelegt sein.
  • Ein wirtschaftlicher, auskömmlicher und nicht überzogener Preis wird leichter akzeptiert.

Irgendwas geht immer!

Eine Durchsetzungsquote von 100 Prozent ist nicht realistisch, aber eines lässt sich locker sagen: Es geht immer was, 50 bis 70 Prozent sind erfahrungsgemäß möglich! Zumindest, was die Abrechnung der Umlagen von Bauwasser, -strom und -müll betrifft. Bedenkt bitte immer: Die anderen wissen meist auch nicht besonders gut Bescheid. Und genau das wollen wir uns zunutze machen. Also immer schön den Verhandlungsrucksack voll machen mit Dokumentationen und Beweisen – und auch die Kompetenz des Auftraggebers testen. Das ist unsere Spielwiese!

Über Autor Andreas Scheibe:
Andreas Scheibe
© Continu-ING GmbH

Andreas Scheibe hat selbst als Planer und Projektleiter in großen Firmen gearbeitet, später den väterlichen Handwerksbetrieb übernommen und umgekrempelt. Seine Erfahrung bezahlte er laut eigener Aussage mit viel „Schweiß und Blut“, aber auch viel Geld. Es entstand die Idee zum „professionellen Bauablauf“!

Mit der Continu-ING GmbH (lücken-im-lv.de) verfolgt er heute als Coach und Mentor eine Mission: Das Handwerk muss wieder für seine Leistung anerkannt und entsprechend vergütet werden. Schluss mit dem „Sozialhandwerker“, der sich nicht zu wehren weiß und auf Kosten sitzen bleibt. Vom Handwerker als Getriebener zum aktiven Projekttreiber. Wichtige Fragen sollen endlich geklärt werden: Was sind meine Rechte, was meine Pflichten? Wie sieht es mit den Pflichten anderer aus? Was kann und muss ich fordern, um störungsfrei arbeiten zu können? Wie gelingt der Sprung vom letzten, missachteten Glied im Bauablauf zu einer Position auf Augenhöhe mit Fachplaner und Auftraggeber? Andreas Scheibe möchte neue Sichtfelder für Handwerker eröffnen.

"Stark im Handwerk – das Buch für Handwerker im VOB-Projektgeschäft"

Im August 2021 ist das erste Buch "Stark im Handwerk" von Andreas Scheibe erschienen. Darin beweist der Experte, dass die in der VOB viel Potenzial und auch viel Geld für Handwerker steckt. Aus der Praxis weiß handwerk-magazin-Kolumnist Scheibe, dass das Bild, welches Auftraggeber, Architekten und Planungsbüros oft vom Handwerker haben, meist kein ruhmreiches ist. Zwar sind die ausführenden Firmen nach deutschen Standards sehr gut ausgebildet und wissen technisch bestens Bescheid, doch von einer Sache hat man Ihnen nichts erzählt: Welche Rechte sie haben! Und auch nicht, dass sie eigentlich und zuallererst auf Augenhöhe mit Auftraggeber und Fachplaner stehen. "Der Handwerker ist zwar der letzte in der Reihenfolge bezogen auf den Bauablauf, aber der letzte Depp ist er noch lange nicht", erklärt Andreas Scheibe.

In diesem Zusammenhang kommt der Autor in seinem Buch sowohl auf die Rechte und Pflichten eines Handwerkers als auch auf die Rechte und Pflichten der anderen Projektbeteiligten zu sprechen. Denn genau diese sind im Detail in der VOB geregelt. Die Formulierungen klingen jedoch oft kompliziert und die Anwendung ist daher auch sehr unbeliebt – zu Unrecht, wie der Autor findet. Das Buch von Andreas Scheibe weckt nicht nur Interesse für das Projektgeschäft, sondern auch für das Durchsetzen von Rechten und Einfordern von Pflichten, sowie den spielerischen Umgang mit Paragrafen. Das Ziel: Handwerk muss wieder Spaß machen, gerecht bezahlt werden und zu alter Stärke zurückfinden.

stark-im-handwerk.de

Neues Buch: "Der professionelle Bauablauf – Das Schritt-für-Schritt System um deine Liquidität nachhaltig zu sichern"

Im August 2023 erschien das bereits dritte Buch von Andreas Scheibe „Der professionelle Bauablauf“. In diesem Buch sind viele Jahre Erfahrung in der Durchführung und auch Beratung von hunderten Handwerksunternehmen eingeflossen. Daraus entstanden ist ein praxiserprobtes und sofort umsetzbares Schritt-für-Schritt System welches mehr Klarheit und Sicherheit im Bauablauf für Handwerker verspricht. In diesem Buch geht es um notwendige Fähigkeiten um standardisierte Ablaufpläne zu erstellen, hochprofitable Nachträge durchzusetzen und berechtigte Forderungen darzulegen, zu begründen und zu verhandeln.

In seinem Buch geht Andreas Scheibe auch auf die 47 häufigsten und teuersten Fehler in VOB-Projekten ein, und wie sich diese verhindern lassen. Am Ende geht es darum, einen standardisierten Schriftverkehr einzuführen und Projekte strukturiert und profitabel abzuwickeln. Und das nach den Spielregeln der VOB.

der-professionelle-bauablauf .de