Meiller- und Piaggio-Neuvorstellug Piaggio Porter NP6: Kleiner Kipper mit hoher Nutzlast

Kompakte Maße, aber viel Nutzlast: Die Kombination aus stämmigem Meiller-­Kipper mit Piaggio Porter NP6 ist einzig­artig. Sie könnte Handwerkern gefallen.

Dreiseitenkipper bei der Arbeit: schlanker Piaggio Porter mit angepasster Kippbrücke.
Dreiseitenkipper bei der Arbeit: Der schlanke Piaggio Porter NP6 mit angepasster Kippbrücke. - © Randolf Unruh

Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht. Oder vielleicht doch? Dreiseitenkipper haben unterhalb des Formats typischer 3,5-Tonner zum Beispiel Seltenheitswert. Schon weil es am Markt an den passenden Fahrgestellen hapert. Also werden ungewöhnliche Verbindungen geknüpft, wenn’s denn ein besonders handlicher, leichter und doch tragfähiger Kipper sein soll. Wie der Piaggio Porter NP6 mit Meiller-Kippbrücke. „Das ist ein City-Truck“, registriert Francesca Mazzaccheri zufrieden. Für die Chefin der hiesigen Piaggio-Niederlassung stand fest: „Wir wollten einen deutschen Aufbauer.“ In Meiller hat Piaggio das Vorzeige-­Kipperfabrikat für eine rare ­Zusammenstellung gefunden: den schlanken Piaggio Porter NP6 mit einem stämmigen Aufbau.

Der Piaggio Porter NP6 ist der große Bruder einer Legende

Der Porter ist der große Bruder der Ape, des legendären Lasten-Dreirads. Es haucht sein Leben italienischer Herkunft nun nach einem Dreivierteljahrhundert aus. Ursache sollen immer strengere Vorschriften in der EU sein. Also gibt Piaggio beim Porter Gas, dies ist wörtlich zu nehmen: Gut versteckt unter dem Fahrerhaus arbeiten hier Bi-Fuel-Motoren, kompakte Benziner mit 1,5 Litern Hubraum plus Erdgas (CNG) oder Autogas (LPG).

Die Maschinen nehmen in einem richtigen Chassis Platz, geschrumpfte Lkw-Technik mit angetriebener und blattgefederter Hinterachse. Hier standesgemäß in der etwas gewichtigeren Variante mit 2,8 Tonnen zulässiger Gesamtmasse und sogar Zwillingsbereifung, darauf muss man in dieser Gewichts­klasse auch erst mal kommen. Drunter stecken kleine 14-Zoll-Räder, passend zu den überschaubaren Maßen des kleinen Italieners. Seine Fahrerkabine misst in der Breite lediglich 1,71 Meter, somit flutscht der Porter mühelos durch enge Gassen und Baustellen.

Fahrgestell trägt bis zu 1,6 Tonnen

Dank seiner kräftigen Knochen trägt der Piaggio als Fahrgestell bis zu 1,6 Tonnen, abermals ungewöhnlich für sein Format – und mindestens 3,5-Tonner-­Niveau. Nun kommt Meiller als Lieferant der Kippbrücke ins Spiel. Die Münchner – traditionell hochwertig, gewichtig und nicht ganz billig – haben mit der Modellreihe D202 aus der noch frischen Trigenius-Familie den passenden Aufbau für den kleinen Porter im Programm. Mit einer Innenbreite von 1.700 Millimetern perfekt an die schlanke Basis angepasst. Dazu 2.700 Millimeter lang und mit 400 Millimeter hohen Bordwänden.

Im Vergleich zur früheren Generation hat Meiller kräftig abgespeckt. Das betrifft den gelochten Hilfsrahmen ebenso wie das dünnere, nun 1,5 Millimeter starke Bodenblech, per Laser verschweißt und trotzdem im Wortsinn stahlhart. Stahl bleibt auch der Werkstoff für die Bordwände. Produktmanager Christoph Thanner erklärt: „Aluminium-Bordwände wären zirka 30 Kilogramm leichter, verschleißen aber schneller.“ Er wirft provozierend hinterher: „Wer Alu kennt, nimmt Stahl.“ Thanner verspricht für den Aufbau eine Oberflächenqualität nach Automobilstandard. Dank kataphoretischer Tauchlackierung (KTL) besteht der Kipper einen 480-Stunden-Salz­sprühtest.

Ein Rundgang um den Kipper zeigt Meiller-Typisches. Da wären die feinen, verschraubten Bordwandverschlüsse mit doppelter Verriegelung, klapperfrei dank integrierter, vorgespannter Feder. Prak­tische Steckstifte für den Richtungs­wechsel der Kippbrücke, Kugelfußpresse mit Kippzylindern aus eigener Fertigung, zahlreiche Aufstiege, Edelstahl-Kotflügel. Oder die Vielzahl der Ladungssicherungen: ein Dutzend versenkbare Zwei-Tonnen-Zurrösen im Boden, dazu Bordwand- und Stirnwandzurrösen und Planen­haken, serienmäßig ein Ablagegestell an der erhöhten Stirnwand, optional Zurrschienen und eine Spannstange, Gerätehalter und ein Arbeitsscheinwerfer. Im Herbst kommt noch optional ein Dosierschieber an der heckseitigen Bordwand hinzu, gedacht zur Beladung von Schubkarren mit Schüttgut.

Die hohe Nutzlast des Piaggio Porter NP6: Gut eine Tonne

Der ganze Apparat wirkt komplett durchkonstruiert und stabil. Wiegt trotzdem nicht mehr als rund 500 Kilo, das bedeutet gut eine Tonne Nutzlast für die Kombination – dieser Zwerg hat breite Schultern. Christoph Thanner übersetzt die Typenbezeichnung D202 mit zwei Tonnen Nennlast. Beruhigend: „Der Kipper hält dieses Gewicht dauerhaft aus.“ Dann grinst Thanner: „Der kann auch mehr als die zwei Tonnen.“ Genaueres lässt er nicht heraus.

Anderes verrät der Blick ins Cockpit des Piaggio. Sofern man ohne Schuh­anzieher hineinkommt, denn ab einer Körpergröße von etwa 1,80 Meter wird’s knapp. Mit digitalen Instrumenten und elektronischer Handbremse sind moderne Zeiten eingezogen, ebenso mit USB-Anschlüssen in der Mittelkonsole für allerhand Gerätschaften. Auch dank einer ganzen Sammlung von Assistenzsystemen ist der Porter auf der Höhe der Zeit.

Für den Antrieb gilt dies nur bedingt: Zwar hat Piaggio bereits eine Elektromobilität-Variante vorgestellt, sie aber basiert zunächst auf einer leichten Ausführung mit Einzelbereifung mit nur einer Tonne Tragfähigkeit des Fahrgestells, nichts für Kipper. Schade drum, denn mit einer Spitzenleistung von 150 kW/204 PS und 330 Nm Drehmoment hat sie den Mumm, der den Verbrennern mit maximal 75 kW/102 PS und vor allem nur 132 Nm Drehmoment fehlt. Es gibt eben doch Sachen, die gibt’s gar nicht.

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