Kolumne „Eigels Erfa-Erkenntnisse“ Perspektiven: Wie stimme ich mein Team auf das neue Jahr ein, Frau Eigel?

Andrea Eigel leitet zahlreiche Erfa-Gruppen – und ist somit ganz nah dran am Handwerk. In ihrer neuen Kolumne beantwortet die erfahrene Beraterin Fragestellungen aus der Praxis. Folge 10: Perspektiven.

Andrea Eigel zeigt in ihrer neuen Kolumne, warum eine gute Kommunikation und das Aufzeigen von Perspektiven zum Start in das neue Jahr 2025 besonders wichtig ist.
Andrea Eigel zeigt in ihrer neuen Kolumne, warum eine gute Kommunikation zum Start in das neue Jahr besonders wichtig ist. - © Samvel - stock.adobe.com

Preisfrage: Wenn der Kapitän nicht mitteilt, wohin die Reise geht, was passiert dann mit Schiff und Mannschaft? Ganz einfach: Der Kahn dümpelt. Die Crew ist wahlweise nervös düpiert, deprimiert oder desertiert. Führung zeigen durch die Kommunikation von klaren Perspektiven ist für alle unverzichtbar, die Verantwortung für ein größeres Ganzes tragen – ob in einem Staat, einem Konzern oder in einem Handwerksbetrieb.

Umso mehr gilt dies in Zeiten, in denen der Wind ins Gesicht bläst, die See rau und der nächste Hafen fern ist. Sprich: in Zeiten wie unseren. Wer heute das Steuer in der Hand hat und keine Ansagen trifft, schürt Orientierungslosigkeit im Team, mindert die Motivation und die so wichtige Zuversicht, aus der Leistungsbereitschaft erwächst. Warum ist genau dieser Zusammenhang in meinen Augen derzeit so akut?

Verunsicherung lähmt, Perspektive aktiviert, Führung wirkt

Ob in Seminaren mit Handwerksgesellen, in individuellen Betriebsberatungen oder in Erfa-Gruppen mit Chefs und Chefinnen von Handwerksfirmen jeder Branche: Bei vielen meiner Veranstaltungen wird über eine allgemeine Unruhe und Verunsicherung gesprochen. Ausgelöst wird diese durch die äußeren politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – und zwar egal, ob jemand direkt davon betroffen ist oder nicht.

Natürlich macht sich diese Stimmung auch in den Betrieben als unterschwellig vorhandene ängstliche Lähmung bemerkbar. Was also tun? Dort anfangen, wo man selbst Einfluss hat: auf dem eigenen Schiff, in der Rolle der Steuerfrau oder des Steuermanns, die oder der die eigene Crew mit einem klaren Kompass auf den Weg schickt. Konkret empfehle ich dafür ein erfolgreich erprobtes und denkbar einfaches Format: eine Betriebsbesprechung zum Jahresstart, in der ein kurzer ermutigender Rückblick auf das Erreichte mit einem ausführlicheren Ausblick auf die positiven Meilensteine der kommenden zwölf Monate verknüpft wird.

Der Sinn des Ganzen erschließt sich: Die Betriebsleitung macht der Belegschaft Mut, fokussiert die Aufmerksamkeit aufs gemeinsame Tun und bündelt damit die Kräfte. Sie schürt den Tatendrang im Team, zeigt, dass sie einen Plan hat und damit die Herausforderungen zu bewältigen sind. Betriebe, die diese Besprechung schon seit längerem zum Jahresbeginn durchführen, sind von ihren Effekten auf das Team überzeugt. Doch was genau gehört in diese Auftaktbesprechung zum Neuen Jahr?

Perspektiven aufzeigen in der Betriebsbesprechung zum Jahresbeginn

  1. Halten Sie’s einfach und anschaulich:  Am ersten Arbeitstag nach dem Jahreswechsel ist in den meisten Betrieben eine Besprechung sowieso gesetzt. Nutzen Sie sie jetzt, um Ihrem Team den Wunsch nach Führung zu erfüllen. Nehmen Sie Inhalte in Ihre Ansprache auf, die Ihre Mannschaft ermutigen und auf die Zukunft fokussieren. Benennen Sie alle Punkte konkret – niemand erwartet von Ihnen eine blumige Motivationsrede. Der Rahmen ist denkbar einfach: Diese Betriebsbesprechung kommt ohne Event-Schnickschnack aus.

  2. Kurzer Rückblick: Falls Sie nicht schon auf der Weihnachtsfeier auf die Erfolge des abgelaufenen Jahres zurückgeblickt haben – tun Sie es jetzt. Greifen Sie Projekte heraus, die besonders gut gelaufen sind oder auf die es tolle Rückmeldungen gab – gern auch unterstrichen durch entsprechende Fotos. Stellen Sie zudem dar, was sich innerbetrieblich sehr gut entwickelt hat. Dieser kurze Blick in den Rückspiegel soll dem Team zeigen, worauf alle stolz sein können, was schon gemeinsam geschafft worden ist und wie viel Kraft in der Mannschaft steckt.

  3. Blick auf die betrieblichen Perspektiven: Im zweiten Part Ihrer Ansprache ans Team sollten Sie etwas ausführlicher werden. Hier geht es schließlich um die Zukunft, die angepackt werden soll. Gehen Sie hier entlang dieser Fragen vor:
    • Welche betrieblichen Leistungen werden im Neuen Jahr warum im Fokus stehen?
    • Welche interessanten Aufträge und Kundenprojekte gibt es bereits?
    • An welchen betriebsinternen Vorhaben (z. B. mehr Digitalisierung, verbesserte Arbeitsprozesse, neue Lagerhaltung u. v. m.) wird in den nächsten zwölf Monaten ebenfalls gearbeitet?
    • Welche weiteren wichtigen Meilensteine (z. B. Firmenjubiläum, Feste oder Messebeteiligungen) wird das Jahr bringen?

Fazit: Perspektiven zum Jahresauftakt nehmen das Team mit

Führung, die klare Perspektiven aufzeigt, ist immer ein hervorragendes Instrument, um das Team und den Betrieb auf Kurs zu bringen und zu halten – natürlich auch in Situationen, die von allgemeiner Verunsicherung geprägt sind. Ein wichtiges Format ist dabei die Betriebsbesprechung zum Jahresbeginn. Hier zeigt die Betriebsleitung dem Team konkrete aktive Gestaltungspunkte für die kommenden zwölf Monate auf und gibt die Leitplanken vor. Der Subtext ist klar: Mit diesen klar formulierten Perspektiven beweist die Führungsebene, dass sie die Lage im Griff hat und für alle anderen mit vorausdenkt. Sie zeigt Wege aus der Verunsicherungsfalle auf, gibt der Belegschaft Orientierung und erhält im Gegenzug Vertrauen und Leistungsbereitschaft. Selbst Kapitäninnen und Kapitäne, die keine geborenen Führungskräfte sind, werden mit ihrem Ausblick zu Jahresbeginn wertvolle Zeichen setzen. Einfach – machen!

Welche Erfahrungen machen Sie derzeit mit der allgegenwärtigen Verunsicherung? Wie steuern Sie im Betrieb gegen? Mit welchen Führungsmitteln ermutigen Sie Ihre Mitarbeitenden? Ich bin gespannt darauf und freue mich über Ihre E-Mail!

Über Kolumnistin Andrea Eigel:

Andrea Eigel unterstützt Unternehmerinnen, Unternehmer und Führungskräfte im Handwerk dabei, Kunden und Mitarbeitende zu gewinnen und nachhaltig zu binden – und dabei auch selbst bei Lust und Laune zu bleiben.

Sie hält Vorträge, macht Workshops und Coachings, moderiert Veranstaltungen und leitet seit vielen Jahren Erfa-Gruppen. Nebenberuflich ist sie Dozentin an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.

Andrea Eigel schreibt die Kolumne "Eigels Erfa-Erkenntnisse"
Andrea Eigel schreibt die Kolumne "Eigels Erfa-Erkenntnisse" - © Kaleidoskop Marketing-Service GmbH
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Eigels Erfa-Erkenntnisse, Mitarbeitermotivation, Zielerreichung und Zukunftsperspektiven im Handwerk