IT und ökologische Verantwortung Nachhaltige Digitalisierung: Wie gelingt klimabewusstes Webdesign?

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Digitalisierung, IT-Trends und Nachhaltigkeit

Das Internet verursacht mittlerweile zwei bis vier Prozent der gesamten CO₂-Emissionen des Planeten, mit steigender Tendenz. Zoé Levit vom Projekt Cleaner Web erklärt, welchen Beitrag Handwerksbetriebe leisten können, um ihren digitalen Auftritt nachhaltig zu gestalten.

Das Internet verursacht mittlerweile zwei bis vier Prozent der gesamten CO₂-Emissionen des Planeten. So geht nachhaltige Digitalisierung.
Nachhaltiges Webdesign als das neue "must-have" für Unternehmen. - © สรศักดิ์ ธรรมวงษ์ษา - stock.adobe.com

Unternehmen müssen nicht nur ökonomisch erfolgreich sein, sie sollten auch ökologische Verantwortung übernehmen. Umwelt- und Nachhaltigkeitsbewusstsein sind in einer von digitalen Innovationen und technologischem Fortschritt geprägten Welt unverzichtbar. Zunehmend an Bedeutung gewinnt in diesem Zusammenhang das Konzept der nachhaltigen Digitalisierung. Gerade im Bereich des Webdesigns können Unternehmen durch eine klimafreundliche Gestaltung ihrer Webseiten einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten. Das rät Zoé Levit vom Projekt Cleaner Web, das sich für mehr Nachhaltigkeit im Internet einsetzt und klimabewusste Websites mit einem Siegel auszeichnet.

Die Kosten des digitalen Fortschritts für die Umwelt

Die Digitalisierung hat unsere Gesellschaft revolutioniert. Sie bietet
Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten, ihre Reichweite zu vergrößern und effizienter zu arbeiten. Doch dieser Fortschritt geht oft auf Kosten der Umwelt. Server benötigen enorme Mengen an Energie, die Herstellung von Elektrogeräten verbraucht viele Ressourcen und der ständig wachsende Datenverkehr belastet die Umwelt zusätzlich. Das Internet verursacht mittlerweile zwei bis vier Prozent der gesamten CO₂-Emissionen des Planeten, mit steigender Tendenz. Wenn das Internet derzeit als Land betrachtet würde, läge es auf Platz 6 der Länder mit dem höchsten CO₂-Ausstoß, knapp hinter Japan (Statista 2023). 2040 soll der Verbrauch des Internets sogar 14 % aller
CO₂-Emissionen ausmachen. Es wird also Zeit, Maßnahmen gegen die starke Zunahme des Ausstoßes zu unternehmen.

Klimabewusstes Webdesign als Lösungsansatz

Durch klimafreundliches Webdesign kann der hohe Energieverbrauch von Websites minimiert werden, ohne eine Beeinträchtigung des Nutzererlebnisses. In vielen Fällen verbessert eine klimabewusste Optimierung sogar die Benutzererfahrung, die Sichtbarkeit und Performance sowie macht die Website barriereärmer. Hier spielen viele Faktoren wie Lesbarkeit, User Experience und Seitengeschwindigkeit eine Rolle. Schnelle Ladezeiten durch klimafreundliches Webdesign sind nicht nur ein Beitrag zur Verbesserung des Nutzererlebnisses, sondern senken auch den Energieverbrauch. Durch die Optimierung des Codes, die Reduzierung von Bildgrößen und die effiziente Nutzung von Ressourcen wie Grafiken, Plug-ins und Content kann der Stromverbrauch ebenfalls gesenkt werden.

Wissen Sie, wie groß der Fußabdruck Ihrer Website ist?

Vielen ist nicht bewusst, dass Websites einen Einfluss auf das Klima haben. Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie viel CO₂ Ihr Webauftritt ausstößt? Mit einem Klimatest von Anbieter wie etwa Cleaner Web lässt sich zum Beispiel herausfinden, wie Ihre Website in Bezug auf ihren Verbrauch dasteht. Sich darüber bewusst zu werden, wie jede Online-Aktivität die Umwelt beeinflusst, ist ein wichtiger erster Schritt. Im Folgenden können dann gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um die eigene Website klimabewusster zu gestalten. Einige Schritte können Unternehmer selbst angehen, bei anderen ist es ratsam, Experten dazuzuholen.

Rezept für eine klimabewusste Website

Mit den folgenden Maßnahmen können Sie Ihre Unternehmens-Website nachhaltiger gestalten:

  • Einen nachhaltigen Hosting-Provider nutzen: Die Wahl des Hosting-Providers hat einen großen Einfluss darauf, wie umweltfreundlich Ihre Website ist. Daher ist es ist wichtig, Anbieter zu wählen, die erneuerbare Energiequellen nutzen. Mittlerweile ist die Auswahl klimafreundlicher Hosting-Anbieter erfreulicherweise groß. Im Verzeichnis von The Green Web Foundation finden Sie einige Optionen.

  • Sparsam mit Videos umgehen: Verzichten Sie auf automatische Abspielfunktionen und überlassen Sie es Ihren Nutzern, ob und wann diese ein Video ansehen möchten. Videos sind häufig die größten Dateien auf einer Website. Egal, ob sie im Hintergrund laufen oder in einem separaten Fenster angezeigt werden – sie verbrauchen viel Strom. Wenn Sie mehrere Videos haben, empfiehlt es sich, auf eine Videoplattform zu verlinken, anstatt die Videos in die Website einzubetten. Überlegen Sie bei jedem Video, warum Sie es an dieser Stelle einbinden, ob es einen Mehrwert bietet oder ob Sie darauf verzichten können.

  • Bilder gezielt einsetzen: Vermeiden Sie große Bilder mit hoher Auflösung und komprimieren Sie die Bilder immer. In den meisten Fällen wird der Qualitätsunterschied von Nutzern kaum wahrgenommen. Ein hilfreiches Tool zur Komprimierung ist zum Beispiel Sqoosh. Statt großflächiger Hintergrundbilder bieten sich Farbflächen an. Wer den Datenumfang seiner Website langfristig verkleinern möchte, sollte außerdem auf moderne Bildformate wie WebP und AVIF setzen. So wird die Datenmenge beim Laden der Website signifikant verringert, was übrigens auch besonders gut für schmale, mobile Datenvolumen ist und die Ladezeit verringert.

  • Das Design auf den Kern fokussieren: Vermeiden Sie überflüssige Elemente auf Ihrer Website. Weniger ist mehr, auch im Webdesign. Ein schlankes Design ist ästhetisch und ressourcenschonend. Auch die Integration eines bereits bei vielen beliebten Dark Modes hilft Besuchenden mit OLED-Displays dabei, Strom zu sparen.

  • Code und Caching effizient einsetzen: Um die Leistung Ihrer Anwendung zu verbessern, ist es ratsam, sowohl das Frontend als auch das Backend so schlank wie möglich zu halten. Verwenden Sie komprimierte Dateien und reduzierte Skripte, um den Datenverbrauch zu minimieren und die Energieeffizienz zu steigern. Legen Sie außerdem sorgfältig Caching-Zeiten fest, um unnötige Serveranfragen und wiederholte Datenübertragungen zu vermeiden. Schlanke Programmierung verbessert die Ladezeit, reduziert den Energieverbrauch und verbessert die Benutzererfahrung.

  • Die Benutzerfreundlichkeit optimieren: Eine durchdachte Menüstruktur und Seitenarchitektur ermöglichen es den Nutzern, schneller zu den gewünschten Inhalten zu gelangen. Dies trägt nicht nur zur Zufriedenheit der Benutzer bei, sondern spart auch Energie. Um die Benutzerfreundlichkeit kontinuierlich zu verbessern, sollten Sie mindestens einmal im Jahr Usability-Tests mit echten Nutzern aus Ihrer Zielgruppe durchführen. Diese Tests können unkompliziert durchgeführt werden und liefern wertvolle Einblicke zur Optimierung Ihrer Website.