Lösungen von Birgit Ester Mutter und Handwerkschefin: 4 Wege für mehr Mütter in Führungspositionen

Zugehörige Themenseiten:
Frauen im Handwerk und Zukunftsperspektiven im Handwerk

Kinder bekochen und betreuen und daneben mit Kunden und Geschäftspartnern verhandeln? Dass Frauen im Handwerk noch selten ihren eigenen Betrieb gründen, ist verständlich. Professorin Birgit Ester, Leiterin des Instituts für Betriebsführung im DHI, stellt mögliche Lösungen vor.

Birgit Ester leitet das Institut für Betriebsführung (itb) in Karlsruhe. - © itb

Jede vierte Gründung im Handwerk geht auf eine Frau zurück, jeder fünfte Handwerksbetrieb hat eine Chefin. So schildern es die Zahlen des Zentralverbands Deutsches Handwerk (ZDH). Für Professorin Birgit Ester, Leiterin des Instituts für Betriebsführung im DHI (itb), könnten es gerne mehr sein. Im Gespräch mit handwerk magazin nennt sie vier Wege, die Politik, Gesellschaft und die Frauen selbst dabei ebnen sollten.

1. Mehr Sicherheit für Gründerinnen

Das Ungleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Chefs führt Ester auf die klassische Frauenrolle zurück. Wenn Frauen Kinder möchten und haben wird es schwierig. „Frauen tragen häufig die Verantwortung für die Familie“, erklärt Ester. Daher würden sie es als riskant empfinden, daneben noch eine Firma zu leiten. Ein Mutterschutz für Selbstständige, über den derzeit im Bundestag abgestimmt wird, ist für die Institutsleiterin ein wichtiger Baustein.

2. Rollenmodelle neu denken

Damit Frauen ihrer Arbeit nachgehen können, geht es für Ester darum, Rollenmodelle neu zu denken. „Wenn ein Mann nach Hause kommt, hat seine Frau in der klassischen Rollenverteilung eingekauft, gekocht und geputzt“, beschreibt die itb-Leiterin die Herausforderungen für Gründerinnen im Handwerk. Dass Männer ihrerseits zuhause bleiben oder in Teilzeit arbeiten, um sich um den Haushalt und die Familie kümmern, sei dagegen die Ausnahme. Genauso, wenn die Kinder krank sind: „In der Regel übernehmen die Mütter die Kinderkrankentage – nicht die Väter“, sagt die itb-Leiterin. Um ausgewogene Arbeits- und Familienmodelle zu leben, müsse sich im Denken von beiden, Frauen und Männern, noch einiges verändern.

3. Gute Selbstorganisation

Kinder bekochen und betreuen und daneben mit Kunden und Geschäftspartnern verhandeln? Vieles ist eine Frage der Organisation. Mit einem breiten Netzwerk an Freunden, Familie, Bekannten und weiteren Hilfskräften sowie einer Ganztagsbetreuung in Kindergärten oder Schulen können sich Frauen mit Kindern ein solides Umfeld schaffen.

4. Gründen im Tandem oder im Team

Als weiteren Lösungsweg schlägt sie Meisterinnen im Handwerk vor, sich mit anderen Frauen in der gleichen Branche zusammen zu tun und gemeinsam zu gründen. Ein Engpass bedeutet dann nicht gleich den Ausfall des Betriebs, so Ester: "In Notfällen oder wenn die Unternehmerin erkrankt, ist es gut, wenn eine Vertretung im Betrieb ist, die das Geschäft am Laufen hält.“