Neuvorstellung 2023 Mercedes-Benz Vito: Infotainment, Assistenten und Premium-Ausstattung für die Arbeiterklasse

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Mercedes-Benz hat den Vito frisch ­renoviert. Die Überschrift dafür heißt Premium – prompt zeigt er neue Talente. Die Auslieferungen beginnen 2024.

Neuer Grill und neuer Stoßfänger für den Vito, hier schmuck in Wagenfarbe.
Neuer Grill und neuer Stoßfänger für den Vito, hier schmuck in Wagenfarbe. - © Mercedes-Benz/Dirk Weyhenmeyer

Nebenan strahlt die veredelte V-Klasse in vollem Ornat, Typ Vorstand mit Maßanzug und edler Uhr am Handgelenk. Und der Vito? Der Transporter zählt zwar zur Arbeiterklasse, spielt aber nicht mehr Aschenputtel. Könnte jetzt durch die neuen markentypischen Nüstern schnauben, wären sie denn echt. Trägt einen schneidigen Bugspoiler, gern auch in Wagenfarbe. Dazu einen Grill mit dreimal Doppelripp und einem selbstbewussten Stern. Hinten leuchtet der Vito wie seine feinen Geschwister mit Lampen in Streifenoptik.

Mercedes-Benz spricht vom neuen Vito, das kommt häufiger vor. In seinen Grundfesten ist der Transporter indes mittlerweile 20 Jahre alt, zu erkennen an seiner Grundform, der Fallung der Seitenwände, an wesentlichen Abmessungen wie Radstand, Laderaum und den drei Längen. Macht nichts, zwar gibt’s bei Transportern dank zügigerer Belieferung keinen Fachkräftemangel mehr, aber ­Senioren sollen auch hier länger arbeiten. Der Vito hat es nicht verlernt, unterstützt von Straffungen hier und Auf­spritzungen dort sowie immer wiederkehrenden Organspenden.

Aufmerksame Assistenten

Die aktuelle Transplantation betrifft eine neue Elektrik- und Elektronikstruktur, Voraussetzung für aktuelle Assistenzsysteme, wohl auch für MBUX, die „Mercedes-Benz User Experience“. Eigner eines jungen Sprinter wissen es, das Infotainmentsystem gehorcht aufs Wort: „Hey Mercedes“. An Bord fährt jetzt selbst beim schlichtesten Kastenwagen über das bisherige Personal hinaus serienmäßig ein ganzer Trupp von Assistenten mit: Notbrems- und Totwinkel-Assistent, aktiver Spur-Assistent und ein Geschwindigkeits-Assistent mit Warnfunktion beim Überschreiten von Tempolimits. Dann wären da noch eine Rückfahrkamera, der erneuerte elektronische Fahrzeug­schlüssel und – je nach Ausstattungslinie – eine elektrisch betätigte Parkbremse. Mit diesen Helferlein erreicht der Vito Pkw-Niveau.

Weitere Unterstützer sind lediglich im Konfigurator anzuklicken, das nötige Budget vorausgesetzt. Sie halten Abstand und Geschwindigkeit ein, bewegen den Transporter in der Mitte der Fahrspur, parken ein und unterstützen beim Ausparken sowie dem Rangieren mit Anhänger. Sage also niemand, ältere Herrschaften hätten Scheu vor moderner Technik, der Vito kennt keine Lernschwäche. Schließlich soll er bis zum Ruhestand noch einige Jahre anpacken, bis die neue Elektro-Plattform Van.EA Schritt für Schritt das Regiment übernimmt.

Aufgeräumter Arbeitsplatz

Transporter mit Stern tragen nun das Etikett Premium, man will was Besseres sein. Deshalb haben Designer und Entwickler auch das Innere aufgefrischt. Und sich dabei beim geschätzten großen Bruder bedient. Ob die gut ablesbaren analogen Instrumente oder das farbige Display der Größe 5,5 Zoll mittendrin – Sprinter. Neu ist das Lenkrad, geprägt von Touchfeldern anstelle der bisherigen Tasten. Anders auch als die Wisch-, ­Scroll- und Klick-Landschaft des Sprinter. Aus dessen Komponentenregal stammt der mittig montierte berührungsempfindliche Bildschirm im Format 10,25 Zoll. Somit ist’s nun auch vorbei mit der bisher erdrückend klobigen Mittelkon­sole. Links und rechts des Monitors sind die Luftdüsen nun ebenfalls rund im Stil eines Jet-Triebwerks geformt; außen nehmen neue offene Ablagen Kleinkram auf. Unten in der Mittelkonsole findet sich auf Wunsch eine offene Ablage für ­induktives Laden. Mercedes-Benz, um große Worte nie verlegen, fasst alles unter dem Begriff „In­dustrial Design“ zu­sammen.

Die E-Modelle kommunizieren nun direkt mit vielen Ladesäulen, eine manuelle Anmeldung per Karte entfällt. Obendrein führt ein intelligentes Navigationssystem einschließlich wohlkalkulierter Ladepausen auf schnellstem Weg ans Ziel. Handfest ist ein neuer Service mit realen Assistenten: Wenn’s was zu reparieren gibt, kommen die Mechaniker auf Wunsch in den Betrieb, das reduziert Ausfallzeiten und vermeidet Wege. Indes bleibt Uptime, die vorausschauende Überwachung aller wesentlichen Komponenten in Echtzeit, dem Sprinter vorbehalten. Doch wer weiß, vielleicht beherrscht bei Fortsetzung der langen Karriere der nächste neue Vito auch dieses Kunststück.

Anständige Auswahl

Geblieben ist das Modellprogramm mit drei Längen, diversen Gewichtsvarianten, mit Kastenwagen, Mixto und Tourer, Hinterrad- und Allradantrieb. Gestrichen ist der Vorderradantrieb für die Verbrenner. Und neben ihnen parkt der eVito mit seinem schlanken Programm des Kasten­wagens in zwei Längen sowie der eVito Tourer mit zwei E-Motoren und Batterieformaten zur Wahl. Aber auch das ist nicht in Stein gemeißelt – der nächste neue Vito und eVito, auch Van.EA, sie kommen ganz bestimmt.

V-Klasse: Darf’s etwas mehr sein?

Die klassische Frage von der Wursttheke stellen die Stuttgarter bei ihren Pkw gar nicht erst, die Marke hat Luxus zum Programm erhoben. Siehe V-Klasse einschließlich dem Stromer EQV und Campingbus Marco Polo. Außen blitzt Chrom, gibt’s hier einen ganzen Sternenregen im Kühlergrill, dort einen Leuchtrahmen drumherum. Und in der Spitzenausführung probt der Stern wieder den aufrechten Gang auf der Kühlerhaube – prächtig.

Drinnen geht’s opulent weiter. Eine üppige Glasfassade dient als Basis für Monitore, Armaturen und Anzeigen. Die V-Klasse erhält zwei Schiebetüren, alle V-Modelle die neueste Generation MBUX. Mit „Fuel & Pay“ zahlen private Eigner an vielen Tankstellen ohne Gang zur Kasse. Es gibt neue und weiterent­wickelte Assistenzsysteme. Außen ein Fahrlicht mit 84 einzeln angesteuerten LEDs, innen eine Ambientebeleuchtung, wählbar aus 64 Farben. Die Energizing-Komfortsteuerung stellt sich mit Klimasteuerung, Musik und Ambientelicht auf das individuelle Wohlbefinden ein. Der einfache Marco Polo Activity auf Vito-Basis aber ist der Strategie bereits zum Opfer gefallen – zu wenig Luxus vermutlich.