Vorzeige-Projekt Lagermanagement: So sparen Sie bis zu 6 Stunden Organisationsaufwand pro Woche

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Große Zeitersparnis, bessere Einkaufskonditionen und zufriedenere Monteure: Der Handwerksbetrieb Voran aus Burgebrach hat sich für ein modernes Lager entschieden. Der Erfolg gibt den Oberfranken recht. Die Hintergründe.

Neues Lager bei Voran Heizung und Sanitär
Viel Energie und Elan hat der Betrieb Voran Heizung und Sanitär in sein neues Lager investiert. - © Voran

Schon der flüchtige Blick auf die Vorher-Nachher-Bilder verrät, wie viel Energie und Elan der Betrieb Voran Heizung und Sanitär aus dem fränkischen Burgebrach in sein neues Lager investiert hat. Fast schon klinisch mutet die neue Optik an, als hätte einer der 45 Voran-Mitarbeiter bei einem Kunden einen modernen Bad-Traum erfüllt. „Wir suchen nichts mehr“, bestätig Seniorchef Leo Voran im Gespräch mit handwerk magazin.

Gemeinsam mit dem Experten Christof Högemann, der seit Jahren dank seines Tools „OrKan-System“ die Lageroptimierung im Handwerk vorantreibt, und dem Team von Michael Seiler von Sprügel Befestigungstechnik haben sie im Jahr 2019 moderne Prozesse geschaffen. „Bis auf die Gebäude ist alles neu“, betont Lukas Voran.

Enorme Zeitersparnis pro Woche

Der Erfolg gibt dem Projekt-Trio recht. Leo Voran und Sohn Lukas, der damals quasi mit der Neugestaltung des rund 500 Quadratmeter großen Bestandslagers in den Betrieb eingestiegen ist, beziffern die Zeitersparnis auf fünf bis sechs Stunden pro Woche – ein enormer Wert.

Doch wie gut hat sich das ursprüngliche Set-up im hektischen Handwerksalltag bewährt? Wie stark musste nachgesteuert werden? „Bislang mussten wir noch keine zehn Prozent ändern“, freut sich Lukas Voran. „Und von unserem Standardmaterial weichen wir auch nicht ab.“

Stichwort Material. „Wir schauen uns zuerst an, wie und welches Material in den Betrieb kommt“, erklärt Spezialist Högemann. Dann werde in Kommissions- und Standardmaterial unterschieden. Wichtig: An Letzterem richtet Profi Högemann dann das Lager aus.

Doch die wichtigste Aufgabe für die Handwerksbetriebe ist das Erstellen der Artikelliste. Denn laut Sprügel-Mann Seiler umfasst diese Liste bei einem klassischen Sanitär-, Heizungs- und Haustechnikbetrieb rund 2.500 Artikel. Wer Seiler zufolge ungefähr 2,5 Minuten pro Artikel rechnet, bekommt ein gutes Gefühl für den tatsächlichen Arbeitsaufwand. Högemann: „Das ist eine enorme Herausforderung für jeden Betrieb.“ Auch für Voran Heizung und Sanitär. So legte Lukas Voran über vier Monate lang Listen mit Daten, Bildern und QR-Codes an. „Die Arbeit war einmalig“, so Vater Leo Voran. Und der Grundstein für einen reibungslosen Lagerprozess. „Sie sehen schon: Material braucht Zeit“, schmunzelt Högemann.

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Vorher: 500 Quadratmeter Bestandslager vor der Neugestaltung. - © Voran
Nachher: Das Lager wird an dem Standardmaterial ausgerichtet.
Nachher: Das Lager wird an dem Standardmaterial ausgerichtet. - © Voran

7 wichtige Vorarbeiten bei Voran Heizung und Sanitär

  1. Analyse der Bestellabläufe und -formulare.
  2. Identifikation von Standard- und Kommissionsmaterial.
  3. Lager-Kick-off (drei bis vier Stunden) mit individuellem CAD-Aufmaß.
  4. Lagerplanung: Termin vor Ort (drei bis fünf Tage) – die neuen Lagerorte entstehen im CAD.
  5. Anfertigen der Artikelliste mit Daten, Bildern und QR-Codes.
  6. Material sichten. Aussortieren von nicht genutztem Material und Gerät – bei Voran circa 20 Prozent.
  7. Lager ausräumen, Decken und Wände neu streichen und Regale mit Klebeband auf dem Boden aufkleben. Voran-Mitarbeiter ziehen mit, kümmern sich jeweils um ihren eigenen Bereich im Lager.

Mitarbeiter von Anfang an eingebunden

„Wir beziehen unsere Mitarbeiter bei Entscheidungsprozessen mit ein“, erklärt Unternehmer Leo Voran. „Nur so funktioniert das.“ Ein Ansatz, der auch bei der Lageroptimierung zum Tragen kam. Konkret: Auf der Fachmesse IFH/Intherm 2018 in Nürnberg lernen Lukas und Leo Voran am Sprügel-Stand Experte Högemann und dessen Unternehmensphilosophie kennen. Der Funke springt schnell über – auch auf die Mitarbeiter, die von Lukas und Leo Voran noch auf dem Messegelände über das geplante Projekt informiert werden. „Das hört sich nicht schlecht an“ – so der Tenor aus der Belegschaft. „Das war dann der Startschuss für das Projekt“, erinnert sich Lukas Voran heute.

Teildigitaler Ablauf im Lager

Mit dem Tool „OrKan-System“ von Högemann wird bei Voran in Burgebrach nicht nur das Standardlager gemanagt, sondern darüber lassen sich auch die Maschinen verwalten. Ein Ansatz, der sich laut Lukas Voran in der Praxis sehr bewährt hat. Grundsätzlich ist es Högemann und Seiler wichtig, dass im Voran-Lager ein teildigitaler Ablauf zum Einsatz kommt. „Unsere Software orientiert sich am tatsächlichen Materialverbrauch, und zwar an dem Ort, an dem das Material bereitgestellt und verbraucht wird“, erklärt Högemann. „Unnötig hohe Materialbestände werden reduziert, der Mindestbestand ist jedoch gewährleistet.“ Entnimmt beispielsweise ein Voran-Monteur das für den Kundenauftrag benötigte Material aus dem Lager und unterschreitet damit die definierte Mindestmenge, wirft er ein spezielles Bestellkärtchen in die dafür vorgesehene Sammelbox. Der Lagerist scannt in Burgebrach dann das Kärtchen ab – und die Bestellung wird automatisch ausgelöst. Ein Tipp von Högemann: „Die Lagermengen sollten so festgelegt werden, dass nur ein bis zwei Mal pro Woche Standardmaterial bestellt werden muss.“

Dieser moderne Prozess macht sich auch betriebswirtschaftlich beim Familienbetrieb Voran bemerkbar. Die Oberfranken können dadurch bei Preisverhandlungen mit ihren Lieferanten bessere Einkaufskonditionen erzielen. Kein Wunder, dass Lukas und Leo Voran den Schritt der Lageroptimierung immer wieder gehen würden.