Deutscher Handwerkstag 2022 ZDH-Wahl: Jörg Dittrich ist neuer Handwerkspräsident

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Zukunftsperspektiven im Handwerk

Im Rahmen des Deutschen Handwerkstags 2022 wählten die Delegierten Jörg Dittrich zum neuen Präsidenten des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Auf den Präsidenten der Handwerkskammer Dresden entfielen 99 von 103 Stimmen. Vorgänger Hans Peter Wollseifer trat nach drei Amtszeiten nicht mehr an. Kurzporträt des neuen starken Mannes an der Spitze des Handwerks.

Großer Andrang: Der neue ZDH-Präsident Jörg Dittrich stellt sich kurz nach seiner Wahl den Fragen der Presse. - © kadel/handwerk magazin

Erstmals seit 2014 wird am Schreibtisch des Präsidenten des Zentralverbands des Deuschen Handwerks (ZDH) in Berlin nicht mehr Hans Peter Wollseifer sitzen. Nach neun Jahren Amtszeit trat der ehemalige Präsident der Handwerkskammer zu Köln nicht mehr an.

Sein Nachfolger: Jörg Dittrich aus Dresden. Der Präsident des Sächsischen Handwerkstages erhielt bei der Wahl am 8. Dezember 2022 im Rahmen des Deutschen Handwerkstags 2022 in Augsburg 99 von 103 Stimmen und ist damit mit einer Mehrheit von 96,12 Prozent neu gewählter ZDH-Präsident.

Innovativer Dachdeckermeister

Der 53-Jährige ist gelernter Dachdeckermeister und leitet mit der Dachdeckermeister Claus Dittrich GmbH & Co. KG ein Unternehmen mit mehr als 60 Mitarbeitern in vierter Generation. Das Familienunternehmen ist dabei weit mehr ist als ein Dachdeckerbetrieb, sondern beschäftigt auch Dachklempner, Zimmerer und Trockenbauer.

Das Unternehmen gilt als innovativ. Wie die "Deutsche Handwerks Zeitung" (DHZ) berichtet, erprobt Dittrich gerne neue Methoden in der Baustellenorganisation und initiierte zahlreiche Forschungsprojekte, unter anderem mit Dachrobotern.

Vater von sechs Kindern

Dabei kann sich der bisherige Präsident der Handwerkskammer Dresden auf seine Familie verlassen: Sein Sohn Maximilian ist Dachdeckermeister und Kalkulator. Sein Neffe Johannes ist ebenfalls Dachdeckermeister und leitet die Niederlassung Berlin. Seine Frau Anne ist die kaufmännische Leiterin. "Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau, das ist einer der schlimmsten Sätze, die ich je gehört habe. Nein, die Frau steht neben mir", sagte Dittrich Anfang November 2022 im Gespräch mit "DHZ"-Chefredakteur Steffen Range. "Meine Frau steht mitten im Arbeitsleben."

Überhaupt ist der neue ZDH-Präsident ein ausgesprochener Familienmensch: Er ist in zweiter Ehe verheiratet und hat insgesamt sechs Kinder, vier davon sind noch klein. Schon sein Urgroßvater war Dachdeckermeister. Sein Vater Claus, ebenfalls Dachdeckermeister, war Landesinnungsmeister und Präsident der Handwerkskammer Dresden, bis Jörg Dittrich 2012 zu seinem Nachfolger gewählt wurde.

Knallharter Verhandler

So liebevoll er zu seiner Familie ist, so hart tritt Dittrich oftmals in Verhandlungen mit der Politik auf. Sein Bruder sagt: "Er ist ein emotionaler Mensch, der keine Scheu hat, mit dieser Emotion umzugehen." Jörg Dittrich selbst wertet seine Lust am gepflegten Streit in der DHZ als "Stärke und Schwäche". "Ich kann hart argumentieren. Das heißt aber nicht, dass ich immer Recht habe", so Dittrich. "Da muss ich vorsichtig sein."

Sollte sich diese Streitbarkeit und immer wieder berichtete Schlagfertigkeit auch im neuen Amt fortsetzen, dürfte das einen etwas konfrontativeren Stil als sein Vorgänger bedeuten, der von Politikern trotz seines Verhandlungsgeschicks stets für seine Unkompliziertheit und Sachlichkeit geschätzt wurde. Trotzdem pflegt Dittrich durchaus einen kurzen Draht zu den Parteien: "In der Politik ist er exzellent vernetzt", sagte Michael Wippler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks jüngst gegenüber der DHZ. Er duze sich mit dem sächsischen Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), dem sächsischen Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) und dem Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP).

Erste Aufgabe: Krisenmanager

Die Kontakte in die Politik, aber auch das Ohr direkt an den Herzen der Handwerksbetriebe, wird Jörg Dittrich wohl sofort brauchen: Über die Themen rund um Ukraine-Krieg und Energiekrise hinaus machen dem neuen Handwerkspräsidenten vor allem die Megathemen Fachkräftemangel, Bürokratie, Energiekrise und Klimawendel sorgen: "Wir laufen gerade in eine der größten Krisen des Landes hinein", betonte Dittrich gegenüber der "DHZ". "Ich spüre, welche Erwartungshaltung auf denen lastet, die Verantwortung fürs Handwerk tragen." Auch auf der Pressekonferenz als frischgewählter ZDH-Präsident wurde Dittrich in diese Richtung hin deutlich: "Es gibt große Herausforderungen: Die Fachkräftesicherung, der demografischer Wandel, die Gleichwertigkeit der beruflichen zur akademischen Bildung sowie die Modernisierung der sozialen Sicherungssysteme, in Zuge dessen der damit verbundene Faktor Arbeit von Sozialabgaben entlastet werden muss. Zudem ist das Handwerk zentraler Umsetzer der politisch entschiedenen Dekarbonisierungsprozesse – dafür braucht es aber auch die passenden Rahmenbedingungen. Ein weiteres Schwerpunktthema wird die Digitalisierung und Innovation im Handwerk sein. Innovationen können nur aus den Betrieben kommen, dazu rufe ich auf", so Dittrich in seinem ersten Pressestatement nach der Wahl. "Als Handwerkspräsident werde ich mit großer Leidenschaft für unsere gemeinsame Mission – die Interessen des Handwerks zu vertreten – bei der Politik und in der Öffentlichkeit stark machen. Das Handwerk ist das Rückgrat und der natürliche Partner für die Transformation unserer Gesellschaft und Wirtschaft."

Man kann dem neu gewählten ZDH-Präsidenten in diesem Zusammenhang nur bestes Gelingen und ein glückliches Händchen wünschen. Die herausfordernden Zeiten fordern jedenfalls einen starken, durchsetzungsfähigen und kommunikativen Präsidenten. Jörg Dittrich hat dafür die besten Voraussetzungen.

Vita Jörg Dittrich

Jörg Dittrich nach der Wahl zum ZDH-Präsidenten
Jörg Dittrich: Zum 1. Januar 2023 offiziell neuer Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). - © kadel/handwerk magazin

Geboren am 1. August 1969 in Dresden, verheiratet, sechs Kinder

Beruflicher Werdegang (Auswahl):
  • 1976 bis 1986: 56. POS Dresden, 10. Klasse, Polytechnischer Abschluss

  • 1986 bis 1988: Ausbildung zum Dachdecker in der Firma Dachdeckermeister Claus Dittrich, Dresden

  • 1990 bis 1995: Abend- und Fernstudium zum Bauingenieur/Dipl.-Ing. (FH) für Hochbau

  • 1993 bis 1995: Meisterschule, Abschluss als Dachdeckermeister

  • seit September 1997: gleichberechtigter, alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer der DDM Claus Dittrich GmbH & Co. KG

  • seit Mai 1998: Gründung der Mirski + Dittrich sp. zo.o. in Wroclaw (Polen), 2. Geschäftsführer

  • seit August 2011: Mitglied im Verwaltungsrat IKK classic

  • seit Juni 2012: Präsident der Handwerkskammer Dresden

  • seit Mai 2013: Mitglied im Verwaltungsrat der Bürgschaftsbank Sachsen GmbH

  • seit Mai 2013: Mitglied im Aufsichtsrat Signal Iduna Allgemeine Versicherung Aktiengesellschaft

  • seit September 2014: Honorarkonsul für Ungarn in Sachsen

  • seit Mai 2015: Präsidiumsmitglied im Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)

  • seit Mai 2015: Mitglied im Vorstand des Deutschen Handwerkskammertages (DHKT)

  • seit Januar 2017: Mitglied im Geschäftsführenden Präsidium des ZDH Berlin

  • seit April 2018: Vorsitzender des Verwaltungsrates der Bürgschaftsbank Sachsen GmbH

  • seit Januar 2019: Mitglied des Verwaltungsrates der Ostsächsischen Sparkasse

  • seit Juni 2021: Präsident des Sächsischen Handwerkstages e. V.

  • zum 1. Januar 2023: Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH)
Privates:
  • seit 2010 Vorstandsvorsitzender des Dresdner Sportclubs 1898 Volleyball

  • Kuratorium des Dresdner Kinder-Hilfe e.V.

  • Rotary Club Dresden – Blaues Wunder

Quelle: "Deutsche Handwerks Zeitung", Handwerkskammer Dresden, Firmenangaben