Fördermittel der Bundesländer Brandenburg: Wirtschaftsmacht Handwerk fördern

Zugehörige Themenseiten:
Finanzierung mit Regionalmitteln, Fördermittel und KfW

Aktuell sorgt die Wirtschaftsförderung in Brandenburg mit der Ansiedlung des E-Autobauers Tesla für Schlagzeilen. Doch auch für die rund 39.000 Handwerksbetriebe legen sich Ministerium und Förderbank kräftig ins Zeug – etwa mit drei speziellen Förderprogrammen.

Neustädter Stadtmauer in Brandenburg
Der Steintorturm ist der mächtigste Torturm der Neustädter Stadtmauer in Brandenburg an der Havel. - © blende11.photo/adobe.stock.com

T esla, das US-amerikanische Vorzeigeunternehmen der Elektromobilität, will in der Gemeinde Grünheide in Brandenburg südöstlich von Berlin eine Fabrik für E-Autos und Batterien bauen. Die Produktion soll 2021 mit dem Modell Y starten. Dann sind in dem Werk rund 3.000 Menschen beschäftigt und am Ende mehrerer Ausbaustufen bis zu 7.000 – etwas weniger als Grünheide heute Einwohner hat. Die Wirtschaftsförderung Land Brandenburg feiert die Ansiedlung auf ihrer Homepage als „großen Erfolg“. Auf Anfrage bestätigte eine Sprecherin der Brandenburger Förderbank ILB, dass Tesla-Chef Elon Musk Fördergelder für seine „Gigafactory“ beantragt hat. Unternehmer Musk hat seine Standortentscheidung wohl nicht vom Erhalt dieser Gelder abhängig gemacht. Aber er ist Geschäftsmann genug, um die angebotenen Mittel zu nutzen.

Der Staat gibt was dazu

Das sollten auch Handwerksunternehmer tun. Zur Finanzierung ihrer guten Ideen, Wachstumspläne oder Unternehmensübernahmen stellen Wirtschaftsministerium und Förderbank Mittel zur Verfügung – in Form von Beratung, Darlehen oder Zuschüssen. Der Kontakt mit den Institutionen hat einen weiteren Vorteil: Handwerker bekommen Zugang zu Netzwerken, die ihnen nützlich sein können.

Vom „Förderdschungel“ sollten sich Handwerker jedenfalls nicht abschrecken lassen. „Mittel beantragen ist einfacher als manch einer denkt“, sagt Tillmann Stenger, Vorstandsvorsitzender der ILB. Sein Haus müsse bei der Vergabe der Gelder zwar eine Menge Regeln beachten, dennoch wolle man es Handwerksunternehmern „so leicht wie möglich machen“. Für ihn und seine Kollegen sind Antragsteller Kunden – hier wird niemand als Bittsteller gesehen.

Professionelle Hilfe nutzen

Für die Anliegen der gewerblichen Wirtschaft beschäftigt die ILB sechs regionale Berater, darunter Cornelia Malinowski, die für das Gebiet im Norden Brandenburgs zuständig ist. Sie berät täglich Unternehmer und solche, die es werden wollen, also Gründer. Zu ihren Kunden zählen auch Handwerker. Die meisten kommen zunächst ohne viel Vorwissen in Sachen Wirtschaftsförderung auf sie zu und wollen erst mal hören, wie die Beraterin die Förderfähigkeit ihres Vorhabens bewertet. Meist folgt dann schnell die Frage nach dem Aufwand, den so ein Antrag nach sich zieht. „Da kann ich meine Kunden immer beruhigen“, erzählt sie. „So aufwendig und bürokratisch wie die Gesprächspartner fürchten, ist es nicht. Und niemand wird mit dem Antrag allein gelassen – es gibt Hilfe. Entweder durch mich oder ich nutze mein Netzwerk, um für rasche Unterstützung zu sorgen.“

Stets erreichbar

Tatsächlich ist der Internet-Auftritt der Förderbank gut strukturiert. Auf ilb.de gibt es eine Liste mit allen Förderprogrammen, sowie eine Suchfunktion, den ILB-FörderFinder. Dort können Handwerker auf einfache Weise bestehende Förderprogramme für ihr Vorhaben identifizieren. Wer von Anfang an den direkten Kontakt mit einem Förderberater möchte, ruft einfach an: 0331-660-2211 – der Rückruf folgt prompt, sollte einmal kein Berater verfügbar sein. Und wer sich für die Meistergründungsprämie interessiert, kann einen Antrag gleich online auf der ILB-Seite stellen. „Für bis zu 12.000 Euro Zuschuss lohnt sich dieser kleine Aufwand allemal“, betont Stenger.

Persönliche Gespräche

Cornelia Malinowski weiß aus ihrer Beraterpraxis: „Das Telefon ist vor allem für den Erstkontakt wichtig. Anschließend folgt dann meist ein persönliches Treffen mit dem Kunden.“ Dafür fährt sie auch gerne zun Unternehmern hin. Schließlich können sie ihren Betrieb nicht einfach unbetreut zurücklassen – auch nicht für die zwei Stunden, die das Gespräch meist dauert. „Zudem sind viele stolz auf ihren Betrieb und wollen zeigen, was sie auf die Beine gestellt haben“, erzählt die Förderberaterin und ergänzt: „Gleichzeitig kann ich mir ein Bild vom Unternehmen machen.“

Die Inhalte des Gesprächs betreffen das Vorhaben. Cornelia Malinowski muss das Vorhaben verstehen und dann beziffern können, welche Kosten, Folgekosten und Erträge das Projekt bringen wird. Nur so kann sie das beste Finanzierungskonzept unter Berücksichtigung aller Kombinationsmöglichkeiten von Fördermitteln identifizieren. „Oft habe ich mindestens zwei Vorschläge, die ich mit dem Unternehmer bespreche“, sagt sie. Hat sich der Kunde für eine Variante entschieden, unterstützt sie ihn bei der Erstellung der erforderlichen Unterlagen und der Einreichung des Antrags. „Ich gehe alles mit dem Kunden Schritt für Schritt durch.“ Spätestens an dieser Stelle werde vielen Kunden klar, dass ein Großteil der notwendigen Dokumente wie Gesellschaftervertrag oder Jahresabschluss ohnehin bereits vorhanden sind. „So aufwendig wie ich dachte, ist das Prozedere gar nicht“, hört sie dann häufiger von Antragsstellern. Ist der Zuwendungsbescheid ergangen, bleibt sie weiterhin in Kontakt mit ihren Kunden. „Sie können mich immer anrufen, wenn sie Fragen zur weiteren Abwicklung der Förderung oder zur Umsetzung des Projekts haben.“

Weitere Fördereinrichtungen

Es gibt weitere Fördereinrichtungen, so etwa die Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH (WFBB), die sich insbesondere um die Standortentwicklung in der Region bemüht. Das Unternehmen bietet Beratung für Investoren, ansässige Unternehmen und technologieorientierte Existenzgründungen. Sei es zur Betriebsansiedlung oder Erschließung neuer Märkte, zum Ausbau eines Standortes durch eine Erweiterungsinvestition, zu Technologieprojekten oder zur Suche nach motivierten Fachkräften. Und es hilft mit Tipps zum effizienten Umgang mit Energie und Hinweisen zur passenden Weiterbildung für Beschäftigte. Der Service ist kostenfrei, Infos unter wfbb.de

Wer weder das Internet noch das Telefon für erste Informationen nutzen, sondern ein persönliches Gespräch führen möchte, findet über die Handwerkskammern den Weg zum passenden Förderberater. „Wir sind untereinander alle vernetzt, kennen uns und geben die Namen der Ansprechpartner weiter“, erklärt Malinowski. Die Kammern selbst bieten umfangreiche Beratungsdienstleistungen an, finanziert vom Wirtschaftsministerium des Landes. Für Unternehmen mit Investitionsabsichten ist es oft sinnvoll, zuerst das Gespräch mit der zuständigen Kammer zu suchen.

Sind die ersten Fragen geklärt, stellen die Kammern den Kontakt zur ILB her. Bei Programmen wie Meistergründungsprämie oder Mikrokredit Brandenburg sind eine positive Stellungnahme und eine Beratung durch die Kammer sogar Voraussetzung für eine Förderung. „Wir sind oftmals als Pflichtberater aufgeführt“, erzählt Michael Burg, Leiter der Abteilung Betriebsberatung/Wirtschaftsförderung bei der Handwerkskammer Potsdam.

Wofür das Handwerk Geld benötigt

Burg kennt die Themen, die Handwerksunternehmer derzeit am meisten bewegen: Energieeffizienz, Digitalisierung und Erwerb von Schutzrechten. „Hier kommen oft verschiedene Förderprogramme von Bund und Land infrage. Im Rahmen der Beratung filtern wir die ideale Lösung für den Betrieb heraus“, wirbt er für die Kammerleistung.
Fazit: Projektidee, Internet-Recherche, Erstgespräch mit Kammer oder Förderbank, Förderantrag stellen, Zusage abwarten – so ist der Ablauf der Finanzierung mit staatlichen Mitteln. Kein Hexenwerk, aber ein Prozess, der Zeit kostet. Förderberaterin Cornelia Malinowski rät: „Melden Sie sich so früh wie möglich bei uns. Auf jeden Fall immer vor Beginn des Vorhabens. Dann erfahren Sie rasch, ob eine Förderung möglich ist und ob Sie die Bewilligung abwarten sollten.“ Die Chance auf eine Finanzspritze jedenfalls ist gar nicht schlecht. Dann heißt es durchstarten in Brandenburg – wie demnächst der E-Autobauer Tesla.

Förderübersicht: Wie das Wirtschaftsministerium hilft

Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg (MWE) stellt die Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen in den Mittelpunkt seiner Förderpolitik. Deshalb werden Gründungen besonders intensiv gefördert. Den Antrag auf Förderung sollten Unternehmer vor Beginn eines Vorhabens stellen – in der Regel bei der Investi-tionsbank des Landes Brandenburg (ILB).

  1. Meistergründungsprämie
    Das MWE gewährt Handwerksmeistern einen Zuschuss, wenn sie ein Unternehmen im Handwerk gründen, einen bestehenden Handwerksbetrieb übernehmen oder sich zu mindestens 30 Prozent an einem existierenden Handwerksunternehmen beteiligen. Die Festbetragsfinanzierung teilt sich in zwei Stufen: eine Basisförderung von bis zu 8.700 Euro sowie eine Arbeits- und Ausbildungsplatzförderung von bis zu 3.300 Euro. Voraussetzung für die Förderung ist eine positive Stellungnahme der zuständigen Handwerkskammer. Dafür muss eine kostenlose Beratung durch die Kammer erfolgen. Die Förderrichtlinie gilt bis zum 31. Dezember 2020. Anträge bei ilb.de/meistergruendungspraemie
  2. Businessplan-Wettbewerb BPW
    Der Businessplan-Wettbewerb (BPW) unterstützt Gründer in Brandenburg und Berlin bei der Erstellung eines Geschäftskonzepts. Mehr als 300 Berater helfen angehenden Unternehmern ehrenamtlich bei individuellen Fragen in persönlichen Gesprächen. Es findet ein Wettbewerb um das beste Konzept statt, die Teilnahme ist freiwillig. Das Preisgeld beträgt 50.000 Euro. Finanzieller Förderer ist unter anderen das MWE. Registrierung und Anfragen unter b-p-w.de/de/gruendung/beratungen. Die Anfrage wird an einen geeigneten Berater weitergeleitet. Der Ratsuchende erhält die Kontaktdaten und kann einen Termin vereinbaren. Das Angebot ist kostenlos.
  3. Gründer- und Unternehmertage deGUT
    Die Gründer- und Unternehmertage (deGUT) finden am 9. und 10. Oktober 2020 statt. Dort wird rund um Existenzgründung und Unternehmertum informiert und beraten. Und es gibt ein kostenloses Seminar- und Workshop-Programm. Eine Netzwerk-Veranstaltung, die Gleichgesinnte, Förderer und Mentoren zusammenbringt. Infos bei degut.de
  4. Fachkräfteportal Brandenburg
    Handwerksunternehmer können freie Stellen und Ausbildungsplätze in Brandenburg kostenlos auf fachkraefteportal-brandenburg.de veröffentlichen. Das Portal zielt auch auf Fachkräfte aus anderen Bundesländern und dem Ausland.
  5. Messeförderung M2
    Das MWE unterstützt insbesondere kleine und mittlere Unternehmen bei der Erschließung internationaler Märkte – und dafür auch die Teilnahme an Messen im In- und Ausland, kurz M2 genannt. Die Kammern organisieren mit der Wirtschaftsfördergesellschaft Brandenburg und mit Berlin Partner Gemeinschaftsstände für Betriebe. Gefördert werden Messen, die im Messeplan der Länder Brandenburg und Berlin ausgewiesen sind (siehe: bit.ly/35sXyIy). Anträge werden bei der Investitionsbank Land Brandenburg gestellt. ilb.de