Fördermittel der Bundesländer Berlin: Hauptstadt der Gründer

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Finanzierung mit Regionalmitteln, Fördermittel und KfW

Berlin – Der Stadtstaat steht an der Spitze bei der Anzahl der Gründungen. 111 von 10.000 Bürgern wagen den Schritt in die Selbstständigkeit. Für diese und das traditionelle Handwerk stellt Berlin eine Vielfalt an Fördermitteln bereit – und hat in Kooperation mit den Kammern das „Aktionsprogramm Handwerk“ initiiert.

Berlin
Berlin – Der Stadtstaat steht an der Spitze bei der Anzahl der Gründungen. - © marschoo/stock.adobe.com

Berlin ist die Gründungshauptstadt Deutschlands. In keinem anderen Bundesland wagen mehr Menschen – bezogen auf den Bevölkerungsanteil – den Schritt in die Selbstständigkeit. Mit 111 Gewerbeneugründungen je 10.000 Einwohner liegt die Metropole vor den beiden anderen Stadtstaaten Hamburg (95) und Bremen (88) und weit über dem Bundesdurchschnitt (65).

Gestützt wird der Gründungsboom von den vielen Förderangeboten des Landes, das sich aus den Mitteln des Länderfinanzausgleichs finanziert. Berlin erhält rund 4,4 Milliarden Euro – so viel wie kein anderes Bundesland. Ein weiterer Geldgeber ist die Europäische Union.

Einen Überblick über die Unterstützungsmaßnahmen gibt die „Förderfibel 2019/2020“ des Landes. Der Ratgeber für Existenzgründer und Unternehmen listet rund 70 Programme auf und beschreibt sie kurz. Spezielle Mittel für Handwerksbetriebe finden sich dort kaum, doch sehr viele Programme können von Handwerksunternehmern genutzt werden. Erste Anlaufstelle zu allen Fragen der Finanzierungsförderung ist die Investitionsbank Berlin (IBB).

Berlin finanziert innovation

Bei Handwerkern besonders beliebt sind, laut Jürgen Allerkamp, Vorsitzender des Vorstands der IBB, das Existenzgründungsdarlehen „Berlin Start“, das Zuschussprogramm „Wirtschaftsnahe Elektromobilität“ und der „TransferBonus“ zur Förderung des Wissenstransfers von der Forschung in Richtung Handwerksbetrieb. Die Zeiten, in denen laut einer mittelalterlichen Zunfturkunde „kein Handwerksmann etwas Neues erdenken, erfinden oder gebrauchen soll“, seien zum Glück vorbei. „Das Handwerk ist heute ein topinnovatives Gewerbe“, betont Allerkamp.

Berlin ist „Spitzenreiter beim Wirtschaftswachstum“, freut sich Senatorin Ramona Pop (Die Grünen). „2019 werden wir mit 1,9 Prozent das sechste Jahr in Folge deutlich stärker als der Bund wachsen. Damit gehen neue Arbeitsplätze und Einkommenszuwächse einher“, sagt sie.

Die Bundeshauptstadt gilt als „Tech Hotspot und führender KI-Standort“, KI für Künstliche Intelligenz. Mehr als zwei Milliarden Euro wurden im ersten Halbjahr 2019 in die Berliner Digitalunternehmen investiert. Doch auch die rund 30.000 Betriebe des Berliner Handwerks mit ihren rund 180.000 Erwerbstätigen prägen die Wirtschaft des Stadtstaates. Mit Blick auf das breite Förderinstrumentarium streicht Pop drei Maßnahmen heraus: das Zuschussprogramm „GRW Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“, den „Gründungsbonus“ – beides Maßnahmen der IBB – sowie die „ Meistergründungsprämie“. Letztere ist eine der ganz wenigen Fördermaßnahmen speziell für Handwerksunternehmen. Sie wurde 2018 erhöht und beträgt nun bis zu 15.000 Euro. Im Jahr 2018 nutzten dies 97 Meister, davon 64 Gründer. Mit dem „Gründungsbonus“ unterstützt das Land Start-ups und Kleinstunternehmen mit einem technologischen, digitalen, nachhaltigen oder kreativen Geschäftsmodell. Der Zuschuss wird für Investitionen, Personal und Sachkosten gewährt. „Ich wünsche mir hier vom Handwerk noch mehr Anträge in den nächsten Jahren“, sagt Pop.

Aktionsprogramm Handwerk

Seit März 2018 hat die Regierung das „Aktionsprogramm Handwerk“ aufgelegt. Nicht weniger als 33 konkrete Einzelmaßnahmen sollen im Zeitraum 2018 bis 2020 in Kooperation zwischen Handwerk und Berliner Senat umgesetzt werden. Vieles dreht sich dabei um eine Zusammenarbeit von digitalen Start-ups mit Handwerksbetrieben. So beispielsweise bei der „Startup Night 2019“. Dort lernten Handwerker von Start-ups Nützliches rund um Additive Fertigung/3D-Druck. Die Pläne für das Aktionsprogramm sind ehrgeizig. Es will die digitale Kompetenz im Handwerk, die Attraktivität der öffentlichen Auftragsvergabe, die Digitalisierung und Zentralisierung von Antrags- und Genehmigungsverfahren, die Unterstützung der Innovationsfähigkeit von Klein- und Kleinstbetrieben und vieles mehr unterstützen.

Im Förderfokus stehen dabei die vier Bereiche Innovatives Handwerk , Vielfältige Chancen im Handwerk , Nachhaltiges Handwerk und Zukunft Handwerk. Für dieses Projekt arbeitet die Senatsverwaltung mit verschiedenen Innungen und den Kammern zusammen. Für das Handwerk wäre es gut, wenn die Pläne umgesetzt werden. Bisher ist der Fortschritt eher schleppend.

Förderübersicht: Wie der Senat der Wirtschaft hilft

Die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unterstützt Handwerksbetriebe mit der Meistergründungsprämie und diversen allgemeinen Förderprogrammen. Senat, Investitionsbank Berlin und Bürgschaftsbank arbeiten eng zusammen.

  • Meistergründungsprämie
    Handwerker, die sich innerhalb von vier Jahren nach erfolgreicher Meisterprüfung in diesem Handwerk selbstständig machen, können eine zweistufige Förderung erhalten.
    1. Stufe: Bedingt rückzahlbarer Zuschuss von einmalig 8.000 Euro. Drei Jahre nach der Gründung muss der Empfänger das Weiterbestehen der Selbstständigkeit nachweisen. 2. Stufe: Weitere 5.000 Euro, wenn der Gründer mindestens eine sozialversicherungspflichtige Arbeitskraft oder einen Auszubildenden für die Dauer von zwölf Monaten einstellt. Der Zuschuss steigt auf 7.000 Euro für eine weibliche Auszubildende, sofern es in diesem Beruf relativ wenig weibliche Azubis gibt.
    Antrag und Infos : hwk-berlin.de
  • Gründer- und Innovationszentren
    Über die Bereitstellung kostengünstiger Räumlichkeiten fördert die Senatsverwaltung Standortgemeinschaften für Existenzgründer und junge Unternehmen, die vor maximal drei Jahren gegründet wurden. In einigen Zentren sind Beratungs- und Serviceangebote wie Empfang, Post, Telefon und Schreibdienst sowie Konferenzräume vorhanden. Die Förderung ergibt sich aus einem vorteilhaften Mietpreis und dem spezifisch ausgerichteten Umfeld. Anfragen sind an den jeweiligen Betreiber zu richten. Das sind Wista, Orco Vermietungs- und Services-GmbH, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, Gründerzentrum Go Panke, BBB Management Campus Berlin-Buch, Phönix Gründerzentrum, Innovationspark Wuhlheide und TGS Spreeknie.
  • Berlin Kredit/BBB-Express
    Die Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg (BBB) besichert Avale und Kredite der Hausbank. Mit ihrer Bürgschaft steht sie für den möglichen Ausfall eines Kredites ein, der für Investitionen und Betriebsmittel gewährt wurde. Bei einer Bürgschaft in Höhe von bis zu 1,25 Millionen Euro für max. 80 Prozent eines Kredits erfolgt der Antrag vor Beginn des Vorhabens über die Hausbank. Mit BBB-Express gibt es auch eine schnellere Kreditbesicherung und damit -beschaffung per E-Antrag. Bis zu 250.000 Euro können innerhalb von fünf Arbeitstagen mit einer 70-prozentigen Bürgschaft besichert werden.
    Antrag und Infos : buergschaftsbank.berlin
  • Solarwende Berlin
    Mit dem neuen, noch im Aufbau befindlichen Informationsportal solarwendeberlin.de will die Senatsverwaltung die Bürger für die solare Energiewende „begeistern“. Mehr Solaranlagen auf Dächern und an Hausfassaden sollen dazu beitragen, den Solarstromanteil der Stadt auf 25 Prozent zu erhöhen. Dazu beitragen soll auch das neue Förderprogramm „StromspeicherRichtlinie Berlin“. Wer eine Fotovoltaikanlage in Kombination mit einem Speicher einsetzt, kann einen größeren Teil des erzeugten Stroms selbst nutzen. Die Förderung von bis zu 15.000 Euro für die Anschaffung von Solarstromspeichern bei gleichzeitigem Kauf und Installation einer Fotovoltaikanlage richtet sich an Privatpersonen, Freiberufler und Unternehmen. Beide Maßnahmen – Website und Förderprogramm – sind Teil des umfassenden „Masterplan Solarcity Berlin“ . Handwerksbetriebe können indirekt über Aufträge für die Installation von Fotovoltaikanlagen und Speichern profitieren. Auf der Internetseite finden Handwerker demnächst auch auf sie zugeschnittene Informationen. Informationen gibt es beim Solarzentrum Berlin, Fasanenstraße 87, Telefon 030-22.666.300.
  • Aktionsprogramm Handwerk 2018–2020
    Das Maßnahmenpaket besteht aus 33 Einzelmaßnahmen, die im Zeitraum von 2018 bis 2020 umgesetzt werden sollen. Beispiele: Errichtung einer Digitalagentur, um digitale Kompetenzen des Handwerks zu stärken; Zusammenarbeit von traditionellem Handwerk und digitalen Start-ups zur gemeinsamen Erschließung neuer Geschäftsfelder; Exzellenzinitiative Duale Ausbildung; Integration von Geflüchteten in den Ausbildungsmarkt; Berliner mit Migrationshintergrund für eine duale Ausbildung gewinnen; Aufbau eines Informationszentrums für Handwerksberufe zur Gewinnung von Fachkräften; Aufbau eines Reparaturnetzwerk von Handwerksbetrieben mit dem Ziel der Ressourcen-Schonung.