Geldanlage Börse: Mehr Titel im deutschen Leitindex DAX

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Am 20. September bekommt der deutsche Leitindex DAX einen Zuschlag: Bisher bestand er aus 30 verschiedenen Aktien, künftig werden es 40 sein. Auch die Kriterien für die Aufnahme in den Index wurden - unter anderrem als Lehre aus dem Wirecard-Skandal - verschärft. Was die Veränderungen für Anleger bedeuten.

Der DAX bekommt Zuwachs
Der DAX wächst zum 20. September 2021 von 30 auf 40 Titel. - © Liddy Hansdottir - stock.adobe.com

"Der Zuwachs auf 40 Titel könnte dem wichtigsten deutschen Aktienmarkt-Barometer mehr Schwung verleihen und ist ein Segen für alle Investoren. Es bieten sich viele neue Chancen und ein wesentlich größeres Spektrum an Branchen" ist Markus C. Zschaber, Geschäftsführender Gesellschafter der V.M.Z. Vermögensverwaltungs-
gesellschaft Dr. Markus C. Zschaber mbH in Köln überzeugt. Um rund 350 Milliarden Euro soll nach Berechnungen der DWS - der Fondsgesellschaft der Deutschen Bank - der Börsenwert zunehmen. Die neuen Titel werden dem MDax entnommen, der von 60 auf 50 Mitglieder schrumpft. Die Erweiterung des DAX ist der letzte Schritt einer umfassenden Reform des Index. So wurden beispielsweise die Aufnahmekriterien verschärft, so dass nun nur noch Unternehmen in den Index kommen, die Gewinne schreiben. Grundsätzlich ist das Kriterium für eine Aufnahme in den DAX die Free-Float-Marktkapitalisierung auch Streubesitz genannt. "Das ist der Wert aller Aktien eines Unternehmens, die nicht von Großaktionären gehalten werden und somit vom breiten Publikum gehandelt werden können", erklärt Zschaber.

Die Rolle des DAX - und die neuen Titel

Unternehmen, deren Aktien im DAX gelistet sind, gehören zu den Leistungsträgern der deutschen Wirtschaft: Banken und Versicherungen, Autos, Maschinenbau, Immobilien, Industrie und Energie. Das war die alte starke deutsche Wirtschaft. Jetzt kommen neue Branchen hinzu, die Wachstumsimpulse für die Wirtschaft liefern: Software, Internet und Gesundheit. Die neuen sind

  • Airbus (Luftfahrt- und Rüstungskonzern)
  • Zalando (Modeversand)
  • Porsche (Tochter des Volkswagenkonzerns)
  • Symrise (Kosmetikzulieferer)
  • Siemens Healthineers, (Medizintechnik)
  • HelloFresh (Kochboxlieferant)
  • Brenntag (Chemikalienhändler)
  • Sartorius ( Pharma- und Laborzulieferer)
  • Qiagen (Medizintechnik)
  • Puma (Sportartikelhersteller)

Was die Veränderungen für Anleger bedeuten

Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der DekaBank erklärt: „Mit Börsenschluss am Freitag, 17. September 2021, werden die Änderungen vorgenommen und am Montag, 20. September, beginnt der Handel in neuer Zusammensetzung - aber der Kurs wird nicht in anderer Höhe eröffnen.“ Der Grund: 13 Prozent des DAX werden mit den neuen Titeln bestückt und die alten Titel entsprechend heruntergesetzt. „Der Kurs bleibt also gleich, nur die Zusammensetzung des Index ändert sich.“  

Die Wirkung des DAX 40 auf Fonds und ETF

Wer einen ETF - Exchange Traded Fund - also einen Indexfonds auf den DAX hat, kann durch die breitere Streuung nun mit noch mehr Stabilität in der Wertentwicklung rechnen. Denn: Je mehr Aktien enthalten sind, desto weniger wirken sich Kursrückgänge einzelner Unternehmen auf den Index aus. Zudem haben insbesondere Branchenkrisen bei Autos oder Banken In der Vergangenheit den Dax belastet, denn diese Werte waren Schwergewichte im Index – nun spielen sie eine geringere Rolle. Aber Schallmayer meint: "Der Index wird auch weiterhin industrielastig und zyklisch bleiben."

Eine weitere Wirkung könnte die steigende Nachfrage nach den neuen Titeln sein. Denn alle Fonds, die den Index mit physischen Aktien der DAX-Aufsteiger abbilden, müssen diese kaufen. „Doch das ist in den letzten Wochen bereits passiert“, sagt Schallmayer. Tatsächlich erwartet er keine außergewöhnlichen Kursbewegungen am ersten Handelstag des erweiterten DAX.

Für Käufer von Einzeltiteln hat der Finanzexperte einen Rat: „Orientieren Sie sich nicht am Index, sondern an der Attraktivität des Geschäftsmodells. Der Erfolg des Geschäftsmodells ist entscheidend – nicht die Indexzugehörigkeit.“  

Vermögensverwalter Zschaber ist überzeugt, der neue DAX 40 werde aber durch die breitere und modernere Streuung den Anlegern einiges mehr an Potenzial bieten. Der Grund: "Mit den zehn Neuen im Gepäck ist einiges möglich. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Wachstumswerte aus dem MDAX ein deutlich höheres Ertragspotenzial haben als die DAX-Schwergewichte. Gleichzeitig haben die meisten klassischen Value-Werte des DAX und einzelne Branchen wie der Bankensektor, der Energiesektor und der Automobilsektor doch massiv gelitten und somit der Index selbst.“ 

Die Wirkung des DAX 40 auf den MDAX

Der MDAX verliert durch den Abzug von zehn Titeln rund die Hälfte seiner Marktkapitalisierung. Zudem sind es die wachstumsstarken Werte, die in den DAX wechseln, so dass Finanzexperten damit rechnen, dass die Zeiten der Vergangenheit angehören, in denen der MDAX seinen großen Bruder regelmäßig bei der Wertentwicklung überholte. Aber: „Die kommenden Effekte sind nicht sicher“, schränkt Schallmayer ein. Einerseits verliere der MDAX zwar an Gewicht, denn die zehn Index-Wechsler haben 45 Prozent seines Gewichts ausgemacht. „Das ist auf den ersten Blick bedauerlich für den Index“, sagt er. Andererseits habe die Aktie von Airbus, die nun in den DAX wechselt, ohnehin nicht in den MDAX gehört : „Wir haben einen großen Fremdkörper im MDAX gehabt, die Aktie von Airbus. Das Unternehmen ist viel zu groß für den Mittelstandsindex. Nun ist die Aktie raus und macht viel Platz für das Gewicht anderer, die ja viel dynamischer sind als Airbus.“ Damit werde der MDAX unabhängiger von der Entwicklung des riesigen Wertes Airbus. „Im dann verkleinerten MDAX bleiben ausreichend Wachstumstitel – und die sind dynamisch“, so Schallmayer. Sein Tipp: „Bleiben Sie im MDAX investiert. Die mittelgroßen deutschen Unternehmen sind nach wie vor attraktiv.“