Rentenversicherungspflicht Altersvorsorge: So gehen auch Selbstständige entspannt in Rente

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Unternehmer, die früh mit der Altersvorsorge beginnen, haben viele Möglichkeiten, steuergünstig oder flexibel zu sparen. Spätstarter müssen höhere Belastungen akzeptieren, können aber immer noch zu einer guten Versorgung im Alter kommen.

Rudolf Reichl, Zimmerer aus Haunersdorf.
Rudolf Reichl, Zimmerer aus Haunersdorf: "Wie wichtig eine gute Vorsorge ist, merke ich mit zunehmendem Alter immer mehr." - © François Weinert

Weil immer wieder Selbstständige in der staatlichen Grundsicherung landen, soll es für Unternehmer künftig eine Rentenversicherungspflicht geben. „Wir werden für alle neuen Selbstständigen, die keinem obligatorischen Alterssicherungssystem unterliegen, eine Pflicht zur Altersvorsorge mit Wahlfreiheit einführen“, heißt es im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung. Selbstständige, die schon eine eigene private Absicherung vorweisen, sind befreit. Das gilt aber nur, wenn das Produkt insolvenz- und pfändungssicher ist und ordentlich bespart wird, damit später deutlich mehr als die Grundsicherung rauskommt. Welche privaten Altersvorsorgeprodukte der Staat dann gelten lässt, bleibt abzuwarten.

„Die Rürup-Rente, auch Basisrente genannt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eines dieser Produkte sein“, erläutert Versicherungsmakler Bastian Kunkel aus Grünwald. Bei der Frage, ab wann die Neuregelung gelten soll, antwortet eine Sprecherin des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales vage: „Die genaue Ausgestaltung bleibt abzuwarten.“

Selbstständigkeit muss Leben und Vorsorge finanzieren

Sicher ist: Die Rentenpflicht für Selbstständige wird Jungunternehmer zu schnellem Rechnen und Handeln veranlassen. „Das kann sogar dazu führen, dass ein Gründer sein Geschäftsmodell aufgeben muss“, warnt Udo Kraus vom SCIMUS Pensionsmanagement aus Litzendorf bei Bamberg. „Denn eine Selbstständigkeit muss so viel Ertrag abwerfen, dass das jetzige Leben bestritten werden und Vorsorge für Risiken getroffen werden kann“, mahnt er an. Noch ist unklar, welche Selbstständigen als „neu“ definiert werden. Doch auch bei den alten Hasen unter den Unternehmern, die Bestandsschutz erhalten, sollte das Gesetz viele aufrütteln, die noch nicht für den Ruhestand vorgesorgt haben.

Aller Anfang ist schwer. Bei vielen Selbstständigen geht es nach der Gründung erst mal ums nackte Überleben. „Jeder Euro wird reinvestiert oder wird benötigt, um laufende Kosten zu decken“, weiß Makler Kunkel. Ihnen empfiehlt er als Grundabsicherung eine Betriebshaftpflicht-, Inhalts- und Betriebsunterbrechungsversicherung. Da Handwerker lange und stressige Arbeitszeiten haben, rät Jens Stilbauer, Senior Direktor Firmenkunden beim Versicherungsmakler Hoesch & Partner, zusätzlich dazu, die Berufsunfähigkeit und Krankheitszeiten ebenfalls abzusichern.

Doch bereits der zweite Schritt ist die Altersvorsorge. Der Staat will Gründern zwei Jahre Zeit lassen, bis der Rentenzwang greift. Damit verhindert er gleichzeitig, dass die Unternehmer ihre Altersvorsorge auf die lange Bank schieben – wie es viele Handwerksunternehmer gemacht haben.

Jede Renteneinzahlung wird der Rentenpflichtzeit angerechnet

Bereits heute gibt es aber einen gewissen Rentenzwang für bestimmte Handwerker, die in der Handwerksrolle eingetragen sind, tatsächlich selbstständig arbeiten und ein zulassungspflichtiges Gewerbe ausüben. Dazu gehören beispielsweise Maurer, Zimmerer, Dach-
decker, Klempner und Optiker. Sie zahlen in die gesetzliche Rente ein – zumindest für 18 Jahre. Danach haben sie ein Befreiungsrecht. Übrigens: Es spielt bei der Pflichtzeit keine Rolle, ob es sich um Beiträge als Handwerker handelt oder um sonstige Pflichtbeiträge, die aus früherer abhängiger Beschäftigung oder Zeiten der Kindererziehung stammen.

Auch alle anderen Gewerke können die gesetzliche Rentenversicherung nutzen, indem die Handwerksunternehmer auf Antrag freiwillige Beiträge zahlen. Die Höhe der monatlichen Summe können Unternehmer frei zwischen dem Mindestbeitrag – der aktuell bei 83,70 Euro liegt – und dem Höchstbeitrag von derzeit 1.311,30 Euro – wählen. Umfassende Information gibt die Deutsche Rentenversicherung in der Broschüre „Freiwillig rentenversichert: Ihre Vorteile“.

Ob diese freiwillige Einzahlung sinnvoll ist, ist eine individuelle Entscheidung. Denn zur gesetzlichen Rente gehören zwei gravierende Nachteile: Das eingezahlte Kapital kann nicht auf einen Schlag wieder entnommen werden. Und: Die gezahlten Beiträge sind für Nachkommen verloren. Mit dem Ableben des Einzahlers erlischt der Rentenanspruch, er kann nicht vererbt werden. Wer früh verstirbt, schenkt dem Staat also sein angespartes Rentenvermögen. Die gesetzliche Rente ist unflexibel und rechnet sich erst, wenn der Versicherte sehr alt wird. Andere Vorsorgemöglichkeiten bieten mehr.

Private Vorsorge mit einer Kapitallebensversicherung

Deshalb hat sich Zimmerer Rudolf Reichl, als er sich mit 32 Jahren im bayerischen Haunersdorf bei Landau/Isar selbstständig machte, von der Rentenpflicht befreien lassen. Parallel hat er eine private Kapitallebensversicherung abgeschlossen. Von Anfang an fokussierte er seinen Betrieb auf den Treppenbau – das ist nun 25 Jahre her – und heute baut der Handwerker mit vier Mitarbeitern und etlichen Subunternehmern, rund 120 Treppen pro Jahr, meist für Privathäuser. „Wir bauen von ganz preiswert bis ganz hochwertig für Villen“, erzählt Reichl. Seine Motivation für die frühzeitig abgeschlossene Altersvorsorge: „Ich möchte auf gar keinen Fall später am Hungertuch nagen.“ Das hatte er bei anderen gesehen, bei denen die Selbstständigkeit erst nicht richtig gelaufen ist und die dann die Vorsorge ganz aus den Augen verloren. „Wenn bei denen mal wirklich was schiefläuft, sie hops gehen, weil ein großer Kunde nicht zahlt, sieht es im Ruhestand ganz düster aus“, befürchtet Reichl.

Demgegenüber ist der Treppenbauer heute in einer sehr komfortablen Situation. „In drei Jahren, also wenn ich 60 werde, ist meine Lebensversicherung fällig. Und ich kann so lange arbeiten, wie es mir Spaß macht.“ Daher begrüßt er auch, dass die Regierung die Selbstständigen, die nicht vorsorgen, in die gesetzliche Rentenversicherung zwingen möchte.

Sich selbst und die Familie absichern

Seine Kapitallebensversicherung hat Reichl bei seinem Neffen abgeschlossen, der die lokale Vertretung der Allianz leitet: „Ziel war es, die Familie mit den zwei Kindern abzusichern und gleichzeitig an später zu denken“, erzählt Neffe Helmut Reichl. Mittlerweile hat Rudolf Reichl einen monatlichen Arbeitskraftschutz, falls er seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, von über 4.200 Euro. Sein Gesamtkapital für den Ruhestand beträgt mehr als 280.000 Euro. Eine stolze Summe, die auch durch die 2008 zusätzlich abgeschlossene Rentenpolice entstanden ist. Bei Gründung konnte sich Reichl die Einzahlung von damals 726 DM monatlich (umgerechnet 371,20 Euro) nur durch Konsumverzicht leisten. Das war hart, aber wichtig. Außerdem hat er eine fünfprozentige Dynamik in seinem Vertrag vereinbart, sodass er nach einiger Zeit 1.260 Euro im Monat zahlte. „Nach 18 Jahren haben wir da mal einen Deckel drauf gemacht“, erzählt Reichl. Nun zahlt er für Rentenpolice und Kapitallebensversicherung insgesamt 1.460 Euro pro Monat. „Ich möchte mir das Geld auf jeden Fall auszahlen lassen“, sagt er. Von der lebenslangen Rente hält Reichl nichts – weshalb er auch die Rürup-Rente abgelehnt hat. Mit eigener Privatimmobilie und dem späteren Verkauf der Firma hat sich die Familie ein gutes Ruhepolster geschaffen. „Und die private Heizung- und Stromrechnung kann ich ja von meinen 800 Euro gesetzlicher Rente trotz Energiekrise künftig noch locker bezahlen“, scherzt der Bayer.

In der Praxis ist Reichl vielen anderen Selbstständigen weit voraus. Denn läuft die Firma endlich rund, wird das Thema Altersvorsorge oft vertagt. Dann sind erst mal Familiengründung und Konsum angesagt – der eigene Ruhestand fühlt sich sehr weit weg an. Aufschieben ist eben sehr einfach. Bis es spät, manchmal gar zu spät ist. Makler Kunkel: „Unsere Praxis zeigt, dass Selbstständige oft mit 40 oder 45 Jahren auf uns zukommen und sagen, dass sie jetzt mal was für ihre Altersvorsorge machen müssten, weil es bisher noch nichts gibt.“ Das sei zwar spät, aber wer bereit ist, monatlich größere Summen zu investieren, kann seine finanzielle Versorgung im Alter dann immer noch absichern. „Doch dann reichen eben nicht mehr monatlich 400 Euro Sparrate aus, sondern wir sprechen hier von 1.000 Euro und deutlich mehr“, erläutert Kunkel. Das kann sich nicht jeder Selbstständige leisten. Tipp: Wer solche Raten vermeiden will, muss früher mit dem Sparen anfangen.

Grundsicherung: Vor- und ­Nachteile der Rürup-Rente

Ist noch genügend Zeit – im Idealfall rund 30 Jahre – bis zum Rentenbeginn, empfehlen Experten die Rürup-Rente als Grundsicherungsinstrument – „am besten auf Basis eines Investmentfonds“, sagt Kraus. Das erhöhe die Renditechancen. Zudem sei die Rente insolvenzsicher. Auch wichtig ist die hohe steuerliche Förderung. Weiterer Vorteil: Die Tarife erlauben Unternehmern, in wirtschaftlich guten Jahren hohe Sonderzahlungen von aktuell bis zu 25.639 Euro zu leisten. Die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung müssen davon jedoch abgezogen werden. Selbstständige, die nicht freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, können somit den vollen Betrag von derzeit monatlich 2.136 Euro ausschöpfen.

Zur steuerlichen Behandlung: Derzeit können 94 Prozent der Beiträge als Sonderausgabe abgesetzt werden. Die Anerkennung steigt jährlich um jeweils zwei Prozent. Ab 2025 sind also 100 Prozent der Beiträge anrechenbar. Die Kehrseite der Medaille: Die späteren Auszahlungen sind steuerpflichtig – aktuell unterliegen 82 Prozent der Rente der Steuerpflicht. Der Anteil steigt jährlich um ein Prozent, bis 2040 die gesamte Auszahlung besteuert wird. Aus steuerlicher Sicht lohnt sich die Förderung trotzdem, denn meist haben Selbstständige im Ruhestand einen deutlich geringeren Steuersatz. Außerdem ist der Rentenbeginn aus Rürup flexibel: Unternehmer können zwischen dem 62. und 85. Lebensjahr starten. Der festgelegte Rentenbeginn kann bei Bedarf bis zu sieben Jahre vorgezogen oder aufgeschoben werden.

Doch es gibt auch Nachteile, die dafür sorgen, dass der Rürup-Schutz bei Unternehmern oft nicht gut ankommt. So ist die Rürup-Rente nicht beleihbar, es findet keine Kapitalauszahlung statt und der Vertrag ist nicht vererbbar. Ohne zusätzliche Vereinbarungen – die wieder Rendite kosten – fallen die eingezahlten Beiträge für die Rente an den Versicherer, wenn der Handwerker während der Ansparphase verstirbt. Auch in der Auszahlungsphase gibt es keinen Hinterbliebenenschutz. Er ist einbaubar, kostet aber viel Geld und senkt die Rente. Schwierig auch: Der Gesetzgeber hat entschieden, dass Versicherungsnehmer den Vertrag nicht kündigen dürfen. Wer sich den Aufwand für die Rente während des Erwerbslebens nicht mehr leisten will oder kann, hat nur die Möglichkeit, die Versicherung beitragsfrei zu stellen. Alternativ bieten einige Anbieter die Weiterführung der Altersvorsorge zu einem Mindestbeitrag von 25 oder 50 Euro monatlich an.

Rürup in Konkurrenz mit anderen Vorsorgeprodukten

Welche Leistung bei der Rürup-Rente rauskommt, ist auch von der Art des Tarifs abhängig. Wer vorsichtig wählt, also eine höhere Garantieleistung möchte, muss das mit geringerer Rendite bezahlen. Wir haben zwei Musterrechnungen erstellt, um die Renditeeinbuße erkennbar zu machen: Verglichen haben wir die Rendite bei voller endfälliger Garantie der Beiträge mit der Rendite einer auf 60 Prozent abgesenkten Garantie. Ergebnis: Die monatliche Rente kann rund 500 Euro höher liegen, wenn sich die Kapitalmärkte entsprechend der Prognose entwickeln.

Musterrechnungen

Altersvorsorge (pro Monat)
Aufwand gesamt709 €
Steuerersparnis209 €
Nettoaufwand500 €
_________________________________________
Allianz – KomfortDynamik (pro Monat)
Garantierte Rente – 60 % Garantieniveau353 €
nicht garantierte Rente1.484 €
mögliche Gesamtrente1.837 €
__________________________________________
Europa – E-BRCP (pro Monat)
Garantierte Rente – 100 % Garantieniveau615 €
nicht garantierte Rente726 €
mögliche Gesamtrente1.341 €
Quelle: Angebotsrechner auf der Homepage der Versicherer. Musterunternehmer: Bruttojahreseinkommen: 60.000 €; geboren 01.10.1989; Selbstständig, verheiratet, 2 Kinder geb. 2019 und 2018; Arbeitsort Bayern; Private Krankenversicherung/Pflege-
versicherung Monatsbeitrag 550 €; Lebenspartnerin Angestellte; Jahreseinkommen 30.000 €; gesetzlich krankenversichert. Rentenstart mit 63 Jahren; Laufzeit der Rürup-Rente 30 Jahre.
*Effektivkosten in Prozent nach Muster-Produkt-Informations-Blatt. Genannt wird der Prozentsatz, um den sich die erzielte Anlagerendite vermindert. Beträge gerundet.

Hochwertige Rürup-Tarife finden Handwerker im Rating von Franke & Bornberg. Alle dargestellten 26 Angebote haben vom Marktbeobachter die höchste Note „hervorragend“ (FFF+) erhalten. Insgesamt wurden 63 Rürup-Tarife anhand von 13 Kriterien bewertet. Zu ihnen gehören die Anlageflexibilität, die Aufteilung der Anlagebeiträge, die Beitrags- und Leistungsdynamik, die finanzielle Stabilität oder das Ablaufmanagement des Anbieters. Beim Ablaufmanagement wird das Fondsguthaben bis zum Ablauf oder Rentenbeginn langsam aus risikoreicheren Fonds in einen Fonds mit geringerem Risiko umgeschichtet. So werden kurzfristige Kursschwankungen gemildert.

Top-Policen: Rürup-Renten auf Basis von Fonds

Dieses sind die 26 Rürup-Renten, die beim Marktbeobachter Franke & Bornberg die Höchstnote „FFF+“ (hervorragend) erzielen konnten. Analysiert wurden 63 Angebote.

VersichererTarifBedingungsstand
AllianzBasisRente InvestFlex Green06.2022
Allianz BasisRente InvestFlex06.2022
BaslerBasisRente Invest Vario01.2022
ContinentalBasisRente Invest01.2022
ERGO VorsorgeBasis-Rente Balance12.2021
EuropaFondsgebundene BasisRentenversicherung01.2022
GothaerBasisVorsorgeFonds01.2022
HansemerkurBasis Care Invest01.2022
HDICleverInvest Basisrente01.2022
HUK-CoburgPremium Rente Rürup12.2021
LV1871MeinPlan Basisrente mit Pflegeschutz01.2022
LV1871MeinPlan Basisrente01.2022
MylifeBasis12.2021
Neue LebenAktivplan Basis01.2022
NürnbergerFonds-Basisrente01.2022
Provinzial RheinlandBasisRente FlexGarant01.2022
Stuttgarterperformance+ Basisrente incl. GrüneRente01.2022
Stuttgarterperformance+ Basisrente 07.2022
Swiss LifeMaximo Basisrente07.2022
UniversaAufbauRENTEtopinvest01.2022
UniversaAufbauRENTEtopinvest individuelle Fondswahl01.2022
VRKPremium Rente Rürup12.2021
VolkswohlbundFondsBasisRente NEXT06.2022
VolkswohlbundFondsBasisRente06.2022
ZurichBasis Renteinvest Spezial gemanagte Fondsanlage07.2022
ZurichBasis Renteinvest Spezial individuelle Fondsanlage07.2022
Quelle: Franke und Bornberg GmbH; Stand 09/2022

Voller Zugriff aufs Kapital: Privatrente per Fondspolice

Wer keine Rürup-Rente möchte, kann auch mit einer Lebens- oder Rentenversicherung vorsorgen, bei der das Ersparte in Fonds angelegt wird. Das Analysehaus Morgen & Morgen hat 30 Fondspolicen untersucht. In unserer Übersicht (Tabelle S. 60) haben wir nur die 15 besten Angebote aufgenommen. Das Ablaufmanagement spielt auch hier eine wesentliche Rolle. Deshalb sind jene Policen herausgefallen, bei denen das Kapital nicht drei Jahre vor Ablauf in einen sicheren Hafen gebracht wird. Bei allen Privatrenten kann der Kunde später wählen, ob er sein Kapital auf einen Schlag oder als Rente erhalten möchte. Außerdem enthalten die Tarife einen Todesfallschutz, der das jeweilige erreichte Guthaben umfasst, und das an die Hinterbliebenen ausgezahlt wird, falls der Versicherte vorzeitig verstirbt.

Im Musterfall zahlt ein Handwerksmeister pro Monat 500 Euro in eine private Rentenversicherung. Die gesamten Einzahlungen werden in Fonds angelegt – eine Garantie gibt es nicht. Auf Basis der Kosten für Fonds und Versicherung ergibt sich eine prognostizierte Ablaufleistung. Dazu hat Morgen & Morgen ein Modell entwickelt, das die unterschiedlichen Tarife vergleichbar macht. Der Marktbeobachter simuliert die Entwicklung der Tarife mit 10.000 Kapitalmarktszenarien an der Börse. Ergebnis ist die durchschnittliche Rendite nach Kosten des jeweiligen Tarifs. Danach erreicht die Canada Life das beste Ergebnis, nämlich eine durchschnittliche Verzinsung von 5,96 Prozent und eine prognostizierte Ablaufleistung von 486.094 Euro.

Privatrenten: Fondsgebundene Policen ohne Garantie

Fondsgebundene Lebensversicherungen erzielen gute Renditen. Versicherte entscheiden am Laufzeitende, ob sie die Auszahlung in einer Summe oder eine Verrentung wünschen.

GesellschaftTarifM&M-Rendite-
Index Durchschnitt
in Prozent
mögliche Ablauf-
leistung bei M&M-
Rendite-Index
Durchschnitt in Euro
garantierter
Rentenfaktor
Canada LifeGENERATION private plus5,96486.09417,52
EuropaE-RI5,82473.95020,39
BarmeniaPrivatRente Invest5,77469.69619,43
ContinentaleEasyRente Invest ERI5,76468.85019,43
HannoverscheFondsRente FR35,75468.00616,36
Ergo VorsorgeERGO Rente Chance5,75468.00620,87
Zurich Dt. ­HeroldVorsorgeinvest Spezial
Premiumschutz
5,71464.64720,75
Signal IdunaSI Global Garant Invest
Flexible Rente
5,69462.97817,43
AllianzPrivatRente InvestFlex RF15,69462.97817,52
Die BayerischeFondsPolice AKTIV5,67461.31620,50
HDICleverInvest HARF225,65459.66018,40
WWKPremium FondsRente5,64458.83521,62
StuttgarterFlexRente performance+
T73oG
5,62457.18919,57
LV1871MeinPlan – FRV PCS5,57453.10418,54
CondorC78 Congenial
privat – EB
5,55451.48221,46
Quelle: MORGEN & MORGEN GmbH, Stand MMOffice 4.79.00, September 2022, ID L22009;
Daten: Geburtsdatum: 01.10.1992; Versicherungsbeginn: 01.10.2022; Tarifart Fondsgebundene Privatrente ohne Garantie; Laufzeit: 30 Jahre; monatlicher Beitrag 500 Euro; Ablaufmanagement mind. 3 Jahre vor Rentenbeginn; Todesfallschutz in der Aufschubzeit: mindestens Guthaben; Todesfallschutz im Rentenbezug: Rentengarantiezeit 10 Jahre; Rentenbezugsform dynamische Rente; sortiert nach Durchschnitt M&M-Rendite-Index, Top 15, ein Tarif pro Gesellschaft.

Wer möglicherweise – etwa bei sehr guter Gesundheit – auch an eine Verrentung des Kapitals denkt, sollte sich daher auch die garantierten Rentenfaktoren anschauen. Der Versicherer verspricht eine garantierte Rente, die sich aus dem Rentenfaktor pro 10.000 Euro angespartem Kapital zum Ablaufzeitpunkt des Vertrages ergibt. Je höher der Rentenfaktor, desto höher ist der sichere Teil der Rente. Hier liegt die WWK mit einem Faktor von 21,62 vorne. Würde die Prognose von Morgen & Morgen eintreffen, hätte der Kunde mit 60 Jahren einen Anspruch auf eine monatliche Startrente von 992 Euro (bei WWK: 458.835/10.000 x 21,62). Die Rente steigt dynamisch, das heißt sie kann durch Überschüsse, die der Versicherer erzielt, erhöht werden. Gleiches gilt für die Rentenfaktoren. Sie können –steigende Zinsen und Überschüsse vorausgesetzt – steigen, aber nicht fallen. Zudem beinhalten die Tarife eine Rentengarantiezeit von zehn Jahren. Wird das Kapital also verrentet, gibt es auf jeden Fall zehn Jahre lang eine monatliche Leistung, auch wenn der Versicherte kurz nach dem Rentenstart verstirbt.

Rückstellungen oder ­Unterstützungskasse

Selbstständige Handwerker haben aber noch weitere Möglichkeiten, klug für ihren Ruhestand vorzusorgen. So erlaubt das Einkommensteuerrecht auch eine Rückstellung für eine spätere Pension. Das ist möglich, wenn das Unternehmen in der Form einer GmbH geführt wird. „Für Gesellschafter-Geschäftsführer von GmbHs ist die Pensionszusage als Kapitalzusage mit einer Auszahlungsoption in bis zu 20 Raten vielfach eine geeignete Lösung“, erläutert Berater Kraus. Vorteil sei, dass die Kapitalanlage frei und ohne Restriktionen umgesetzt werden kann. Kraus: „Flexibilität erzeugen wir durch direkte Investments in günstige Fonds mit breiter Streuung.“

Eine andere Lösung schlägt Experte Kunkel für GmbH-Gesellschafter-Geschäftsführer vor. „Smart“ wäre es, wenn man die Altersvorsorge über eine Unterstützungskasse organisiert. Die Beiträge für die Unterstützungskasse wären Betriebsausgaben und unbeschränkt sozialabgabenfrei.

Fazit: Es gibt viele Weg, um vorzusorgen. Welche Alternative die passende ist, hängt vom Unternehmer, seinem Alter, seinen finanziellen Möglichkeiten und seinen Präferenzen ab. Früher an später zu denken – und entsprechend zu handeln – ist der wichtigste Tipp für Handwerksunternehmer.