Isotec-Handwerkskompass, 1. Teil Nachwuchsprobleme im Handwerk: 5 Lösungsansätze, um Talente zu binden

Der Fachkräftemangel bedroht das Handwerk – das ist nichts Neues: Viele Betriebe finden kaum Mitarbeiter. Im ersten Teil der Serie zeigt der „Isotec-Handwerkskompass“ fünf praxisnahe Lösungen auf, um die Nachwuchsprobleme in den Griff zu bekommen und Fachkräfte langfristig zu binden.

Wer den Fachkräftemangel bekämpfen möchte, muss sich in erster Linie mit den Nachwuchsproblemen im Handwerk auseinandersetzen. (Bild generiert mit KI) - © Wolfilser - stock.adobe.com

Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen für das Handwerk. 2024 fehlten laut dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) rund 250.000 Fachkräfte – ein Problem, das sowohl die Betriebe als auch die gesamte Gesellschaft betrifft. „Das Handwerk ist das Rückgrat unserer Gesellschaft – es schafft Werte, die Menschen unmittelbar zugutekommen. Gerade deshalb müssen wir nicht nur neue Wege finden, um junge Menschen für das Handwerk zu begeistern, sondern ihnen auch die Wertschätzung und Unterstützung zurückgeben, die sie verdienen“, betont Horst Becker, Gründer und Geschäftsführer des Feuchteschäden-Spezialisten Isotec, der mit dem „Isotec-Handwerkskompass“ gemeinsam mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) eine umfassende Analyse der aktuellen Herausforderungen des Handwerks durchgeführt hat.

Nachwuchsprobleme durch rückläufige Meisterprüfungen

Insbesondere rückläufige Meisterprüfungen verschärfen die Situation. In den letzten 20 Jahren sank die Zahl der Meisterabschlüsse über alle zulassungspflichtigen Gewerke hinweg um 22 Prozent – im Ausbaugewerbe sank die Anzahl um fast 26 Prozent und im Bauhauptgewerbe sogar um fast 28 Prozent (siehe Grafik).

Das hat weitreichende Folgen: Es fehlen Ausbilder, wodurch weniger Ausbildungsplätze angeboten werden können und langfristig leidet auch die Ausbildungsqualität. Ohne ausreichend Nachwuchs droht ein Teufelskreis: weniger Fachkräfte, schwindende Betriebsnachfolger und eine sinkende Wettbewerbsfähigkeit.

5 praxisnahe Empfehlungen für Betriebe:

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, gibt der Isotec-Handwerkskompass im ersten Teil der neuen Serie fünf praxisnahe Empfehlungen für Betriebe, um Nachwuchsprobleme in den Griff zu bekommen:

  1. Nachwuchs gewinnen: Kooperieren Sie aktiv mit Schulen und bieten Sie Praktika an, um Schülern Einblicke in das Handwerk zu geben. Nutzen Sie digitale Plattformen wie TikTok, um junge Zielgruppen anzusprechen und authentische Einblicke in den Arbeitsalltag zu bieten.

  2. Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen: Flexible Arbeitszeitmodelle und eine offene Unternehmenskultur machen Betriebe attraktiver. Setzen Sie auf familienfreundliche Strukturen und digitale Technologien, die die Arbeit erleichtern.

  3. Weiterbildung und Karrierechancen fördern: Unterstützen Sie Mitarbeiter durch Meisterkurse, Seminare oder interne Schulungen dabei, ihre Potenziale zu entfalten. Entwickeln Sie individuelle Karrierepläne, die persönliche Weiterentwicklung fördern und langfristige Perspektiven schaffen.

  4. Gemeinschaft und Werte stärken: Regelmäßige Mitarbeiterevents und gemeinsame Projekte stärken den Teamzusammenhalt. Zeigen Sie, dass Ihre Unternehmenswerte gelebte Praxis sind.

  5. Eine starke Arbeitgebermarke entwickeln: Kommunizieren Sie klar, was Ihren Betrieb ausmacht. Heben Sie Vorteile wie Arbeitsplatzsicherheit, Sinnhaftigkeit der Arbeit und Aufstiegschancen hervor. Nutzen Sie soziale Medien, um authentische Geschichten zu teilen.

© Isotec-Handwerkskompass (Basis laut Isotec: ZDH-Daten)/Chart: handwerk magazin

Nachwuchsprobleme erfordern gezielte Maßnahmen

Der Fachkräftemangel und die rückläufigen Meisterprüfungen erfordern gezielte Maßnahmen. Mit Nachwuchsförderung, besseren Arbeitsbedingungen und einer modernen Betriebskultur kann das Handwerk seine Attraktivität steigern. „Das Handwerk hat eine unverzichtbare Rolle in unserer Gesellschaft. Diese Rolle müssen wir sichtbarer machen, attraktiver gestalten und dabei den Menschen in den Mittelpunkt stellen“, betont Horst Becker.

Infos zur Analyse "Isotec-Handwerkskompass"
Isotec-Geschäftsführer Horst Becker. - © ISOTEC GmbH

Die Studie "Isotec Handwerkskompass" untersucht und analysiert die Megatrends und Herausforderungen des Handwerks in sechs besonders attraktivitätsrelevanten Themenfeldern, nämlich der beruflichen Tätigkeit und Rahmenbedingungen, der betrieblichen Organisation und Führung, der Arbeitsplatzgestaltung und Gesundheit, den beruflichen Perspektiven und Karriere, dem Gehalt und Anerkennung sowie dem Sinn und der Bedeutung. Sie formuliert ausgehend von dieser Analyse Ableitungen zur weiteren Steigerung der Attraktivität des Handwerks.

Zugehörige Themenseiten:
Arbeitszeit und Arbeitszeitmodelle, Ausbildung, Fachkräftemangel, Isotec-Handwerkskompass und Weiterbildung