Testfahrt MAN TGE mit Meiller-Aufbau: Verhältnismäßig leichter Dreiseitenkipper für den Bau

Eine interessante Kombination für viele Gewerke rund um den Bau: MAN TGE mit neuem Cockpit und einem Meiller-Kipper mit ­weniger Kilos. Doch wie schlägt sich der Münchener auf unserer Testrunde?

Kompakter Kipper, große Leistung: MAN TGE mit Meiller-Aufbau.
Kompakter Kipper, große Leistung: MAN TGE mit Meiller-Aufbau. - © Randolf Unruh

Da steigt doch gleich die Laune: Plötzlich hebt auf der Gegenspur der Fahrer eines Minibaggers freundlich die Hand. Kleiner Bagger grüßt kleinen Kipper. Und was heißt schon kleiner Kipper, wenn der Aufbau von Meiller stammt, bekannt für Stabilbauweise. Aber daher auch für Gewicht. Deshalb hat Meiller seine Transporter-Kippbrücke auf Diät gesetzt und sich den Trigenius D202 speziell für 3,5-Tonner einfallen lassen.

Das Ergebnis ist beileibe kein Hunger­haken. Da wäre als Boden ein Stahlblech der Härte HBW 450 mit 1,5 Millimeter Stärke, nun verschweißt per Laser. Der Hilfsrahmen ist gelocht, wie der gesamte Unterbau. Prompt taxiert Meiller den 3,4 Meter langen Aufbau des TGE auf 582 Kilogramm, beachtliche 20 Prozent oder 148 Kilo weniger als der Vorgänger.

MAN TGE mit Meiller-Aufbau bietet 900 Kilogramm Nutzlast

Leichtbau ist nicht alles für hart arbeitende Kipper. Die Bordwände sind zugunsten des Ladevolumens um 50 auf 400 Millimeter gewachsen. Die KTL-Grundierung beugt Rostfraß vor. Aufmerksamkeit verdienen Details wie die einfach zu bedienenden Steckstifte und vor allem die Bordwandverschlüsse. Kipper-Kenner nicken wohlwollend angesichts von sechs Paar stabilen Zurrösen, bündig versenkt im Boden, und zahlreichen weiteren Ösen auf Bordwänden und Stirnwand.

Beim Testwagen kamen ein Ablagegestell und seitliche Zurrschienen mit einer Spannstange hinzu. So verbleiben – auch der TGE ist kein Fliegengewicht – knapp 900 Kilogramm Nutzlast für Fracht und Fahrer.

Kipper: Auf und ab via Tastendruck

Ballast rauf für die Verbrauchsfahrt und anschließend wieder runter damit. Fix die Bordwände auf- und zuklappen, dabei stämmige gummierte Anschläge entdecken. Nach hinten kippen, auch pendeln. Umstecken und die Ladefläche zur Seite neigen. Das Auf und Ab klappt per Tastendruck in der Kabine, begleitet von etwas Getöse im Heck – Kipper im Stress. Ebenso wie der TGE, den MAN für den fordernden Einsatz vorrüstet. Etwa mit verstärkten Stabis, maximal 2,1 Tonnen Achslast vorne, einer Anhängerkupplung. Drei Tonnen darf der Münchener ziehen. Vorsicht: Das zulässige Gesamtzuggewicht ist auf sechs Tonnen beschränkt. Und nicht vergessen: Mit Vorderradantrieb zählt der TGE eher zur milden Sorte.

Kabine des MAN TGE: Geräumiger Arbeitsplatz

Dazu passt der vergleichsweise feine TGE, in seiner Liga zweifellos Oberklasse. Mit geräumigem Fahrerhaus, gediegen ausgestattet und verarbeitet, mit Haltegriffen zum Ein- und Aussteigen an den richtigen Positionen, mit einem geradezu kuscheligen Sitz. Und mit dem neuen, vielfältig konfigurierbaren Kombi-Instrument mit feurig glutrot leuchtenden Armaturen bei Anstieg von Tempo und Drehzahl.

Oder der große Monitor, in Optik und ­Bedienung auf aktuellem VW-Konzern­niveau. Das heißt konfigurierbar mit ­Direktwahltasten. Nur mit Direktansteuerung der Umluftschaltung – auf staubigen Baustellen wichtig – klappte es beim Testwagen nicht. Hinzu kommen zeitgemäße Elemente wie schlüsselloser Start und E-Feststellbremse. Und, das kann nicht mehr jeder, ein Lenkrad mit richtigen Tasten. Nach wie vor vermisst: praktische Drehregler für die Klimatisierung – moderne Zeiten. Das trifft auch für die vielen Assistenzsysteme zu, mal ein Segen, mal ein Ärgernis. Domestizieren per Einstellung im Monitor klappt nur auf Zeit: Nach dem nächsten Motorstart sind sie in Geschwaderstärke wieder da.

Motor des MAN TGE: Bissig und Antrittsstark

Wie sympathisch berechenbar sind im Vergleich Antrieb und Fahrwerk des TGE. Unter der Haube steckt der Zweiliter-TDI von VW. Hier homologiert als Heavy Duty mit 103 kW/140 PS und 360 Nm, das passt. Dank der drehfreudigen Maschine mit hoher Abregeldrehzahl von etwa 4.800 Touren lässt sich der Kipper trotz eines sympathisch kurz gestuften Anfahrgangs auch auf heiklen Strecken schaltfaul bewegen. Dazu zeigt die Maschine im Bereich des maximalen Drehmoments Biss und Antrittsstärke. Knickt jedoch bei Tourenzahlen unter etwa 1.500/min ein und reagiert dann lethargisch. Oben ist bei 135 km/h Schluss.

Entsprechend dem Einsatzgebiet entfiel bei der ausgiebigen Redaktions-Verbrauchsfahrt die Autobahnetappe. Mit einem Schnitt von 10,1 Litern Diesel/100 km schlug sich der beladene Kipper auf Kurz- und Überlandstrecken sehr wacker. Wer den MAN wenig artgerecht in vollem ­Galopp über die Autobahn drischt, muss mit 14 Litern rechnen – offener Aufbau und Ablagegestell sind Windbremsen.

Als tempofest entpuppt sich das Fahrwerk. Mit seinem hohen Schwerpunkt ist der Kipper kein Kurvenstar, aber im Bedarfsfall auch mit einer gewichtigen Palette auf dem Buckel zügig und sicher unterwegs. Auch benimmt er sich leer wie beladen überraschend komfortabel. Harsch reagiert das Fahrwerk nur auf üble kurze Bodenunebenheiten. Alles andere filtert der MAN souverän weg. So bleibt genügend Konzentration, um freundliche Baggerfahrer zu grüßen.

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    Kilos gespart: Hilfsrahmen und Unterbau der Kippbrücke sind gelocht.
    © Randolf Unruh
    Kilos gespart: Hilfsrahmen und Unterbau der Kippbrücke sind gelocht.
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    Üppig gewachsen: großer Monitor mit vielfältigen Infos, aber nicht immer eingängiger Bedienung.
    © Randolf Unruh
    Üppig gewachsen: großer Monitor mit vielfältigen Infos, aber nicht immer eingängiger Bedienung.
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    Einfach zu bedienen: selbst nachstellende Bordwandverschlüsse.
    © Randolf Unruh
    Einfach zu bedienen: selbst nachstellende Bordwandverschlüsse.
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    Rauf und runter: der Ballast für die Verbrauchsfahrt.
    © Randolf Unruh
    Rauf und runter: der Ballast für die Verbrauchsfahrt.
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