Autotest, Elektromobilität, Fuhrpark und Transporter
Lange hat’s gedauert, jetzt kommt der wahre Daily-Stromer: Mit einigen Überraschungen will der neue Iveco eDaily ab Anfang 2023 für Furore sorgen.
Den ersten Aha-Effekt gibt‘s beim Start: Obwohl bei einem Stromer nichts zündet, wird der eDaily nach alter Art per Zündschlüssel gestartet. Die Fahrtrichtung wählt der Fahrer per Knauf wie beim Automatik-Wählhebel. Er ist schick hinterleuchtet, ein Hauch von italienischem Design. Dann gleitet der beladene Transporter aus der Halle, untermalt von dezenten Sphärenklängen des Acoustic Vehicle Alerting Systems (Avas).
Großes Portfolio
Stämmige Diesel, knorrige Schaltgetriebe oder eine fein abgestufte Wandler-Automatik – gegen diese Daily-Eigenschaften konnte der bisherige Stromer nur wie ein Aschenputtel aussehen. Er war mit seiner Technik sehr früh dran, aber falsch abgebogen, das kann bei Pionieren passieren.
Anders der neue eDaily. Gern präsentiert Mario Seidenschwarz, Iveco-Geschäftsführer leichte Nutzfahrzeuge, als nächste Überraschung das üppige Angebot. Da wären Batteriepakete mit 35 und 70 sowie 105 kWh nutzbarer Kapazität. Kastenwagen, Fahrgestelle und Windläufe von 3,5 bis 7,2 Tonnen. Nebenabtriebe für Kipper oder Kühler. Eine Anhängelast bis 3,5 Tonnen sowie bei den gewichtigen Ausführungen wählbare Übersetzungen.
Guter erster Eindruck
Auf der Straße wirkt der Testwagen bereits ausgereift. Drei Fahrmodi, per Tastendruck gewählt, portionieren die Motorleistung von üppigen 140 kW/190 PS und das Drehmoment von 400 Nm. Die grüne Öko-Variante reicht zum Mitschwimmen im Verkehr, sie erlaubt 90 Sachen. Über die blaue Normalstufe geht’s zur roten Powervariante – dann beißt der Transporter temperamentvoll zu, beschleunigt bis auf Tempo 120.
Hinzu kommen drei Rekuperationsmodi: Segelbetrieb, leichtes Bremsen oder Ein-Pedal-Modus: Letzterer reicht hinunter bis zur Kriechgeschwindigkeit. Geladen wird eher gemütlich, die Schnellladefunktion schafft nur 80 kW. Erste Auslieferungen des eDaily sollen zum Jahresbeginn 2023 erfolgen.
Brennstoffzelle für die Zukunft
Länger wird es bei der Kombination eDaily mit Brennstoffzelle dauern. Den Strom liefern sechs Wasserstofftanks mit zusammen zwölf Kilo Kapazität und ein Brennstoffzellen-Stack von Hyundai. Iveco nennt für einen 7,2-Tonner eine Reichweite von 350 Kilometern, eine Betankungszeit von zwölf Minuten und eine Nutzlast des Fahrgestells von drei Tonnen. Diese Überraschung gilt zunächst als Studie.
Bosch gibt (Wasser-)Stoff
Vor vier Jahren zeigte VW einen Wasserstoff-Transporter, er verschwand auf Nimmerwiedersehen. Jetzt folgt der zweite, ohne VW-Zeichen.
Die Basis bildet der batterieelektrische eCrafter, der sich in Deutschland mangels Nachfrage nicht mehr konfigurieren lässt. Bosch nutzt ihn als Plattform, packt unter die Motorhaube zum E-Motor einen eigenen Brennstoffzellen-Stack aus 275 Einzelzellen. Hinzu kommt eine Pufferbatterie mit 13 kWh, weil Brennstoffzellen kontinuierlich arbeiten und nicht den schnellen Fahrpedalbewegungen folgen. Unter dem Frachtraum lagern fünf Wasserstofftanks à 2,1 Kilogramm. Umbaupartner ist Autoveredler Abt.
Der Erstling ist noch nicht optimiert, daher die Nutzlast von 500 Kilo als 3,5-Tonner und eine Reichweite von gut 500 Kilometern – da kann noch mehr kommen. Die Studie zeigt, wohin die Reise geht: Große Reichweite und eine Betankung in nur sechs Minuten an den noch raren Wasserstofftankstellen. Ein Fall für lange Strecken und kurze Pausen.