Gründen für Frauen, 2. Folge Verborgene Abwehrmechanismen beim Gründen: 4 Tipps gegen das Zögern

Zugehörige Themenseiten:
Frauen im Handwerk und Gründen für Frauen – Eine Kolumne von Maren Jopen

Sie möchten Ihren eigenen Betrieb gründen? Oder wünschen eine andere Veränderung? Aber irgendwas hält Sie zurück - was tun? Kolumnistin Maren Jopen zeigt, welche Gründe hinter dem Zögern stecken und wie sie sich beseitigen lassen.

Soll ich oder soll ich doch lieber nicht? Warum viele Frauen (und Männer) zögern, ihren eigenen Betrieb zu gründen - © krsmanovic - stock.adobe.com

Kennen Sie dieses Gefühl: Sie wissen eigentlich, was Sie möchten oder sind sich zumindest ziemlich sicher. Dann gilt es die Entscheidung zu treffen oder die Aufgabe anzugehen. Und dann passiert… nichts.

Die erste gute Nachricht: Sie sind damit nicht allein. Die zweite gute Nachricht: Es gibt Wege, um dieses nervige Zögern in den Griff zu bekommen.

Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass Zögern und das Aufschieben von Entscheidungen ein ganz natürlicher Teil des menschlichen Verhaltens ist. Es ist sogar evolutionär sinnvoll. Meiner Erfahrung nach ist es wichtig, den Sinn in dem vermeintlichen Unsinn – des Aufschiebens oder Zögerns – zu finden. Hier liegt in der Regel die Ursache, des Zögerns oder Aufschiebens. Manchmal steckt Angst dahinter – Angst vor Fehlern, Zurückweisung oder Versagen. In anderen Fällen ist es einfach Bequemlichkeit oder Unsicherheit.

Ein paar Beispiele aus der Praxis:

  • Sie wissen, es ist wirklich an der Zeit, mit dem Chef über eine Gehaltserhöhung zu sprechen. Schieben es aber immer weiter vor sich her, aus Angst vor der Reaktion.
  • Eigentlich würden Sie gerne Ihren eigenen Betrieb gründen, zögern aber, den ersten Schritt zu gehen, aus Angst, es könnte schief gehen.
  • Sie sind bereits selbstständig und völlig überarbeitet. Sie wissen, dass Sie sich um die Prozesse und Strukturen in Ihrem Betrieb kümmern müssten, um einiges zu vereinfachen. Aber Sie gehen es einfach nicht an und laufen weiter im Hamsterrad. 

Was können Sie dagegen machen?

Tipp 1

Reflektieren Sie Ihre Gedanken: Machen Sie sich bewusst, warum Sie zögern. Präziser: Wozu zögern Sie? Wozu macht das Zögern Sinn? Vor was will Sie das Zögern beispielsweise bewahren? Man spricht auch davon: “Welche positive Absicht hat dieses Verhalten?”

  • Ist es Angst vor dem Unbekannten? Die positive Absicht könnte Schutz sein.
  • Ist es Sorge um die Meinung anderer? Auch hier könnte die positive Absicht Schutz sein.
  • Oder ist es reine Bequemlichkeit? Die positive Absicht könnte Stressreduktion sein.

Indem Sie Ihre Gedanken analysieren, können Sie die Ursache Ihres Zögerns besser verstehen. Das ist eine wichtige Basis, um dem Ganzen beizukommen.

Tipp 2

Setzen Sie sich realistische Ziele: Zerlegen Sie große Aufgaben in kleine, machbare Schritte. Für mich sind große Aufgaben übrigens die, die mehr als zwei Stunden dauern. Ich zerlege “diese Dinger” in 30-Minuten-Blöcke.

Ein Tag hat 1140 Minuten, 30 Minuten pro Tag sollten also - sofern es Ihnen wirklich wichtig ist - machbar sein. Das erleichtert den Start und schafft ein Gefühl des Fortschritts.

In den Beispielen oben könnte das sein: Ich nehme mir 30 Minuten und

  • sammle gute Argumente für die Gehaltserhöhung.
  • mache eine Liste an Menschen, mit denen ich mal über meine geplante Gründung sprechen könnte.
  • rufe mal den anderen Handwerksbetrieb an, der so gut organisiert zu sein scheint und frage nach Tipps. 

Tipp 3

Suchen Sie sich Unterstützung: Sprechen Sie mit Freundinnen und Freunden, Familie oder Kolleginnen und Kollegen über Ihre Pläne. Achtung, Achtung: Bitte wählen Sie diese Menschen weise aus. Sie sollten Ihnen gegenüber wohlwollend  und im entsprechenden Bereich einigermaßen erfahren sein.

  • Wer mit seinem Betrieb selber im Chaos versinkt, ist vielleicht nicht der richtige Ansprechpartner in Sachen Prozesse und Strukturen.
  • Wenn Sie mit den für Sie richtigen Leute sprechen, kann manchmal allein das Teilen Ihrer Ziele Ihnen den nötigen Schub geben.

Tipp 4

Betrachten Sie – vermeintliche – Misserfolge als Lernchancen: Niemand ist perfekt, und jeder macht Fehler. Wenn etwas nicht wie geplant läuft, sehen Sie es als Möglichkeit, daraus neue Erkenntnisse zu gewinnen. Umso wichtiger ist es, den Elefanten vor dem verspeisen in kleine Teile zu schneiden. 

  • Der Chef hat bei der Frage nach einer Gehaltserhöhung mit dem Kopf geschüttelt? Vielleicht war es schlicht der falsche Zeitpunkt und ein weiteres Gespräch hilft oder sollten Sie zukünftig Ihre Erfolge proaktiver teilen oder doch mal über einen Arbeitgeberwechsel nachdenken.
  • Sie haben wenig ermunterndes Feedback zu Ihrer Gründungsidee erhalten? Fragen Sie sich, ob Sie wirklich mit den richtigen Menschen darüber gesprochen haben. Konnten Sie es vielleicht noch nicht so rüberbringen, dass Ihr Gegenüber Sie versteht? Lösen Sie mit Ihrer Geschäftsidee vielleicht doch nicht so ein dringendes Kundenproblem und forschen in diese Richtung nochmal nach?
  • Sie haben angefangen, eine funktionierende Struktur in Ihrem Betrieb aufzubauen, es gab erste Erfolge, aber vier Wochen später ist alles beim Alten? Analysieren Sie, an welcher Stelle alte Gewohnheiten die Oberhand gewonnen haben. Überlegen Sie, welche kleinen Stellschrauben Sie drehen können, um wieder in die richtige Richtung zu laufen. 

Wie steht es bei Ihnen mit dem Zögern? Was nehmen Sie aus dem Beitrag für sich mit? Schreiben Sie mir gerne an maren.jopen@jopenau.de oder auf Instagram unter @maren.jopen_jopenau. 

Über die Autorin Maren Jopen:

2010 hat Maren Jopen ihre Festanstellung an den Nagel gehängt und das erste Mal gegründet: Gemeinsam mit ihrem Vater hat sie ein erfolgreiches Sozialunternehmen aufgebaut. Sie haben Strafgefangenen beigebracht, nach der Haft ein eigenes Unternehmen zu gründen. Mit großem Erfolg. 

Mittlerweile begleitet sie mit ihrer Beratung Jopenau Frauen auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Zumeist sind das Frauen, die sich in ihrer Arbeit mehr Selbstbestimmung, Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten wünschen, aber nicht so richtig wissen, wie sie eine Selbstständigkeit angehen sollen.