Allgemeine Geschäftskosten (AGK) werden oft unterschätzt. Sie finden sich in jeder Kalkulation wieder. Das heißt, sie werden erwirtschaftet, gleichzeitig aber auch gezahlt. Was, wenn es hierbei kein Gleichgewicht gibt, also mehr AGK gezahlt als durch Projekte anteilig erwirtschaftet werden und somit eine Unterdeckung entsteht? Viel zu häufig unterschätzen Handwerker diesen Faktor. Doch genau solch eine Haltung kann einem Betrieb gefährlich werden – vor allem, wenn Projekte sich verschieben und so laufende AGK nicht mehr durch Einnahmen gedeckt werden können. Andreas Scheibe, VOB-Trainer und Kolumnist, schlägt Alarm.

AGK sind die laufenden Fixkosten, die immer anfallen, auch wenn auf der Baustelle gerade nichts passiert. Mieten für das Büro, Gehälter für Verwaltungspersonal, Versicherungen, Energiekosten und vieles mehr – all diese Ausgaben laufen im Hintergrund weiter, egal ob auf der Baustelle gearbeitet wird oder eben nicht. Sie sind die unsichtbaren Zahnräder, die ständig in Bewegung bleiben und Kosten verursachen.
Wenn die AGK weiterlaufen während Einnahmen stagnieren
Wenn das Projekt sich verzögert, steigen die Risiken. Stellt man sich einmal vor ein Projekt verzögere sich um mehrere Monate, was im Baugewerbe bekanntermaßen keine Seltenheit darstellt. Was passiert in dieser Zeit? Die laufenden Kosten – die AGK – bleiben unverändert, aber die erwarteten Einnahmen aus dem Projekt bleiben aus. Diese Verzögerungen sorgen dafür, dass die AGK nicht durch aktuelle Aufträge gedeckt werden. Die Kosten laufen weiter, während die Einnahmen stagnieren. Das kann ja nur schiefgehen!
Da bringt es auch nichts sich einzureden, dass man die AGK ja dann nur später erwirtschaftet, denn dabei vergisst man schnell auch, dass die AGK „später“ weiterlaufen, also müssten faktisch mehr AGK im Projekt gedeckt werden als überhaupt kalkuliert wurde.
Bei laufenden AGK kommt es auf eine gute Kalkulation an
Je länger sich Projekte demnach verzögern, desto größer wird die Lücke zwischen den laufenden Kosten und den Einnahmen. Das kann zu einer gefährlichen Unterdeckung führen, die das gesamte Unternehmen wirtschaftlich ins Schleudern bringen und Liquiditätsengpässe verursachen kann. Darum gilt: Die richtige Kalkulation im Vorfeld ist immens wichtig. Aber auch, wie man durch die passenden Nachträge wieder aus der Unterdeckung kommt.
Nachtrag mit felsenfester Argumentationsgrundlage
Ein Bauzeitnachtrag kann in einem solchen Fall wahre Wunder bewirken. Jeder Handwerker, der in einem Projekt einen Stillstand erleiden muss, ohne eigenes Verschulden, hat Recht auf Entschädigung durch einen bauzeitbezogenen Nachtrag. Vorausgesetzt er ist stichhaltig und wird gut begründet dargelegt. Und das wiederum ist eine Kunst für sich! Denn viel zu schnell werden Nachträge durch die Gegenseite einfach abgelehnt. Und oft sogar ohne Begründung. Oder wahllos gestrichen. Ebenfalls ohne Begründung.
Daher müssen Handwerker – in allem was sie tun – eine felsenfesten Dokumentationsgrundlage und Argumentation haben. Und zwar in verständlicher Sprache und leicht nachvollziehbar. Aber nur wer selbst verstanden hat, wie ein Nachtrag funktioniert, kann ihn problemlos und simpel erklären. Training ist hier also das Stichwort.
Über Autor Andreas Scheibe:

Andreas Scheibe hat selbst als Planer und Projektleiter in großen Firmen gearbeitet, später den väterlichen Handwerksbetrieb übernommen und umgekrempelt. Seine Erfahrung bezahlte er laut eigener Aussage mit viel „Schweiß und Blut“, aber auch viel Geld. Es entstand die Idee zum „professionellen Bauablauf“!
Mit der Continu-ING GmbH (lücken-im-lv.de) verfolgt er heute als Coach und Mentor eine Mission: Das Handwerk muss wieder für seine Leistung anerkannt und entsprechend vergütet werden. Schluss mit dem „Sozialhandwerker“, der sich nicht zu wehren weiß und auf Kosten sitzen bleibt. Vom Handwerker als Getriebener zum aktiven Projekttreiber. Wichtige Fragen sollen endlich geklärt werden: Was sind meine Rechte, was meine Pflichten? Wie sieht es mit den
Pflichten anderer aus? Was kann und muss ich fordern, um störungsfrei arbeiten zu können? Wie gelingt der Sprung vom letzten, missachteten Glied im Bauablauf zu einer Position auf Augenhöhe mit Fachplaner und Auftraggeber? Andreas Scheibe möchte neue Sichtfelder für Handwerker eröffnen.
"Stark im Handwerk – das Buch für Handwerker im VOB-Projektgeschäft"
Im August 2021 ist das erste Buch "Stark im Handwerk" von Andreas Scheibe erschienen. Darin beweist der Experte, dass die in der VOB viel Potenzial und auch viel Geld für Handwerker steckt. Aus der Praxis weiß handwerk-magazin-Kolumnist Scheibe, dass das Bild, welches Auftraggeber, Architekten und Planungsbüros oft vom Handwerker haben, meist kein ruhmreiches ist. Zwar sind die ausführenden Firmen nach deutschen Standards sehr gut ausgebildet und wissen technisch bestens Bescheid, doch von einer Sache hat man Ihnen nichts erzählt: Welche Rechte sie haben! Und auch nicht, dass sie eigentlich und zuallererst auf Augenhöhe mit Auftraggeber und Fachplaner stehen. "Der Handwerker ist zwar der letzte in der Reihenfolge bezogen auf den Bauablauf, aber der letzte Depp ist er noch lange nicht", erklärt Andreas Scheibe.
In diesem Zusammenhang kommt der Autor in seinem Buch sowohl auf die Rechte und Pflichten eines Handwerkers als auch auf die Rechte und Pflichten der anderen Projektbeteiligten zu sprechen. Denn genau diese sind im Detail in der VOB geregelt. Die Formulierungen klingen jedoch oft kompliziert und die Anwendung ist daher auch sehr unbeliebt – zu Unrecht, wie der Autor findet. Das Buch von Andreas Scheibe weckt nicht nur Interesse für das Projektgeschäft, sondern auch für das Durchsetzen von Rechten und Einfordern von Pflichten, sowie den spielerischen Umgang mit Paragrafen. Das Ziel: Handwerk muss wieder Spaß machen, gerecht bezahlt werden und zu alter Stärke zurückfinden.
Neues Buch: "Der professionelle Bauablauf – Das Schritt-für-Schritt System um deine Liquidität nachhaltig zu sichern"
Im August 2023 erschien das bereits dritte Buch von Andreas Scheibe „Der professionelle Bauablauf“. In diesem Buch sind viele Jahre Erfahrung in der Durchführung und auch Beratung von hunderten Handwerksunternehmen eingeflossen. Daraus entstanden ist ein praxiserprobtes und sofort umsetzbares Schritt-für-Schritt System welches mehr Klarheit und Sicherheit im Bauablauf für Handwerker verspricht. In diesem Buch geht es um notwendige Fähigkeiten um standardisierte Ablaufpläne zu erstellen, hochprofitable Nachträge durchzusetzen und berechtigte Forderungen darzulegen, zu begründen und zu verhandeln.
In seinem Buch geht Andreas Scheibe auch auf die 47 häufigsten und teuersten Fehler in VOB-Projekten ein, und wie sich diese verhindern lassen. Am Ende geht es darum, einen standardisierten Schriftverkehr einzuführen und Projekte strukturiert und profitabel abzuwickeln. Und das nach den Spielregeln der VOB.