Serie Lebensphasenmodell, Teil 3 Vermögensaufbau: Ziemlich beste Jahre

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50+ gelten als die besten Jahre: Das Unternehmen ist etabliert, die Kinder verlassen die Payroll der Eltern und das Eigenheim ist fast abbezahlt. Nun sollten die Vermögensstruktur und die Planung der Rente in den Fokus rücken.

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50+ gelten als die besten Jahre: - © Krakenimages.com/AdobeStock

Wer sein Vermögen nach dem Lebensphasen-Modell aufgebaut hat, steht mit 50+ meist gut da. Doch nun ist es Zeit, die Höhe der Altersbezüge zu überprüfen und die Struktur der Vermögenswerte so anzupassen, dass der Lebensstandard bis zum Tod gehalten werden kann.

Michael Hauer, Professor für Finanzmärkte und Financial Planning an der Technischen Hochschule Amberg-Weiden, rät, mit einer Analyse der finanziellen Gesamtsituation im Rentenalter zu starten. Der erste Schritt ist das Bestimmen der Einnahmen im Alter : gesetzliche und private Rente, Mieten, Lebensversicherungen, Ansprüche aus Angestelltentätigkeit, das Wertpapierdepot. „Festgeld und Sparkonto sind für den Liquiditätsbedarf – sie gehören nicht dazu“, sagt Michael Hauer.

Die Lebensstandard-Lücke

Danach folgt die Kalkulation des Kapitalbedarfs im Alter. Hier geht es um die Frage, wie viel Geld der Unternehmer benötigt, um seinen Lebensstandard zu halten. Denn auch im Alter möchte man sein Leben gestalten – und das kostet.

Eine Studie der Ruhr-Universität beziffert den Bedarf im Schnitt mit 87 Prozent des letzten Nettoeinkommens. Michael Hauer hat in einer eigenen Studie 80 Prozent ermittelt. Das heißt: Wer heute über monatlich 10.000 Euro verfügt, benötigt später 8.000 Euro.“ Das ist per gesetzlicher Rente nicht abdeckbar. Wer nun eine Lebensstandard-Lücke entdeckt, hat noch Zeit sie zu schließen.

Lösungen für die Lücke

Wichtig ist, dass regelmäßige Einnahmen in gewünschter Höhe bis zum Tod fließen. Hauer rät: „Wenn Erlöse aus Lebensversicherungen nicht für das Abbezahlen einer Immobilie genutzt werden, sollten sie verrentet werden.“ Dafür eigne sich besonders die Basis-Rente, auch Rürup-Rente genannt.

Sie hat viele Vorteile: So können Alleinstehende die Beiträge bis zu einer Höhe von 25.787 Euro jährlich (Verheiratete 51.574 Euro) vor ihrer Steuerschuld abziehen. Im ersten Jahr sind 92 Prozent der Beiträge absetzbar – ab 2025 werden es 100 Prozent sein. Wer 10.000 Euro einzahlt, mindert seine Steuerschuld also um 9.200 Euro. Die Rendite der Basis-Rente liegt bei rund vier Prozent. „Das ist recht ordentlich“, findet der Professor.

Und noch ein Aspekt spreche für die Basis-Rente: Aktuell liegen 2,7 Billionen Euro Liquidität auf den Konten der Bürger und sie wissen nicht, was sie damit tun sollen. „Ein Investment in eine Basis-Rente wäre eine sinnvolle Verwendung.“

Freiwillig weiter einzahlen?

Die gesetzliche Rentenversicherung war besser als ihr Ruf – in der Vergangenheit. Durch die jährlichen hohen Rentenanpassungen standen Rentenbezieher gut da. Hauer bezweifelt jedoch, dass es diese Anhebungen in Zukunft geben wird: „Da die Babyboomer bald in Rente gehen, wird die Steigerung ab 2025 minimal sein“, so der Experte. Er rät von einer freiwilligen Zahlung in die gesetzliche RV ab .

Die Ehefrau finanziell absichern

Wichtig sei es, dass Unternehmer auch an die Altersvorsorge für ihre Ehepartner denken – und sie finanziell absichern, für den Fall, dass der Unternehmer frühzeitig verstirbt. Dies solle per internem Familienausgleich erfolgen. „Unternehmer können die Basisrente aufteilen und beispielsweise 30.000 Euro für den Partner einzahlen, quasi als Basisabsicherung. Verstirbt der Begünstigte, bekommt der Hinterbliebene – oder auch die Kinder, sollten sie noch Kindergeld beziehen – das Restkapital als lebenslange Rente gezahlt. Aber Achtung: Manche Verträge, wie etwa von SwissLife, sehen Leistungen für Hinterbliebene nur dann vor, wenn die versicherte Person innerhalb einer bestimmten Frist nach Beginn der Rente verstirbt.

Staatlich nicht geförderte Rente

Auch ohne Steuervorteil lohnt es sich, die Leibrente zu stärken. „Ich empfehle eine Rentenversicherung mit Aktienfondspolice, damit Renditechancen entstehen“, so Hauer. Em Ende der Laufzeit von meist mindestens zehn Jahren können Anleger wählen, ob sie eine lebenslange Rente oder eine Einmalzahlung erhalten möchten. Erträge sind zur Hälfte steuerpflichtig, eine Abgeltungssteuer gibt es nicht.

Finanziell breit aufstellen

„Wer sich mit Immobilieninvestments wohlfühlt, freie Liquidität hat und eine günstige Finanzierung erhält, kann auch mit 50+ noch eine Wohnung erwerben. Sie sollte mit Rentenbeginn abbezahlt sein und so für monatliche Mieteinnahmen im Alter sorgen“, sagt Hauer.

Sein Rat zur Depotstruktur: „Umso näher Sie dem Rentenalter rücken, desto geringer sollte Ihr Aktienanteil sein. Setzen Sie auf monatliche Entnahmen aus Ihrem Depot, ist Sicherheit wichtig. Mischfonds sind da eine gute Lösung.“

Fazit: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Handwerksunternehmer sollten sich in ihren besten Jahren um die Verrentung von Vermögen kümmern, damit sie
lebenslang finanziell gut dastehen.