Prozessoptimierung Smart Shelf: So steuern Bäcker Angebot und Nachfrage

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Wieviel Brot und Brezen backe ich heute? Was Bäcker nach ihrem subjektiven Empfinden und ihrer Erfahrung planen, haben auch Sensoren drauf - nur besser: Befestigt am Regal können sie über intelligente Wägetechnologie erkennen, wieviel Waren noch da sind und welche dringend aufgefüllt werden müssen. So gelingt die Prozessoptimierung völlig automatisiert.

Bizerba Wägetechnologie
Seine Innovation "Smart Shelf" stellte Bizerba erstmals auf der Fachmesse Euroshop im Februar 2020 vor. - © Bizerba

Mal zu viel, mal viel zu wenig: Dass der Bäcker stets die richtige Tagesmenge an Brezen, Brötchen und Bauernbrot in seinem Verkaufsregal feil bietet, ist ein Kunststück. Es gelingt nicht immer. Entweder geht der Kunde leer aus oder die überschüssigen Backwaren landen im Müll. Dort landen knapp zwölf Millionen Tonnen an Lebensmitteln aller Art in Deutschland jedes Jahr. Diese Bedarfs-Fehlplanung geht damit weit bloße wirtschaftliche Aspekte hinaus, ist aber natürlich keine Absicht der Supermärkte – oder eben des Bäckereimeisters. Denn selbst mit dem besten Bauchgefühl kann er daneben liegen. Nimmt er Sensoren zu Hilfe, die mit Künstlicher Intelligenz angereicht sind, dagegen nicht.

Bizerba hat solche Sensoren entwickelt. Die Firma aus Balingen fing 1866 damit an Brücken-, Tisch- und Balkenwaagen herzustellen, heute sind seine Waagen, Kassensysteme und Schneidemaschinen bei Supermärkten, Metzgern und Bäckern in Gebrauch. Dieses Jahr hat der Hersteller erstmals seine Hardware seine Kernkompetenz rund um das Thema Gewicht neu interpretiert: Mit der intelligenten Wägetechnologie gibt Bizerba seinen Business-to-Business-Kunden ein Instrument in die Hand, um die aktuellen Bestände an Produkten in Echtzeit zu überprüfen. "Wir wollten eine Lösung finden, um eine solche Lebensmittelverschwendung zu vermeiden – und das auf Basis unserer Kernkompetenz: dem Wiegen", sagt Franziska Klaiber, Product Line Manager Global Retail bei Bizerba. "Unsere Vision waren intelligente und vernetzte Regale, die ihren Füllstand durchgängig prüfen und Daten liefern, die für die Nachbestelllogistik und zur Prozessoptimierung genutzt werden können."

Smart Shelf: Bestandsaufnahme über Sensoren

Dazu werden im Verkaufsregal Wägesensoren angebracht, die für den Kunden im Laden unsichtbar sind. Ihre Aufgabe ist es, die Bestände zu erfassen und aus den aufgenommenen Daten eine permanente automatisierte Bestandsaufnahme durchzuführen. Bizerba hat seine Innovation "Smart Shelf" genannt. "Darüber lassen sich die Entnahmen aus dem Regal auf den Zentimeter genau bestimmen“, sagt Franziska Klaiber, Product Line Manager Global Retail bei Bizerba. Im Vergleich zu Kamerasystemen, die aktuell vorhandene Waren monitoren, sieht Klaiber einen entscheidenden Vorteil: Während die Linse der Kamera durch Personen verdeckt werden können, ist das Wiegen von Waren immer möglich.

Wird beim Bäcker im Verkaufsregal ein Gebäckstück entnommen, erkennen die Wägesensoren den Gewichtsunterschied und weisen ihm über den Schwerpunkt-Algorithmus von Bizerba eine X- und eine Y-Koordinate zu. Die ermittelten Koordinaten werden dann über die Azure IoT Hub an die Cloud-Plattform Azure von Microsoft übermittelt. Dort können die Daten vielseitig genutzt werden: Die Cloud-Anwendung ordnet die Koordinaten einer hinterlegten Artikelnummer zu – so ist nachvollziehbar, welches Produkt an welcher Stelle entnommen wurde.

Mehr Brezen bei schönem Grillwetter: Mit Wetterdaten die Produktionsprognosen verfeinern

Diese Daten können über die Azure IoT Hub auch in die Prozessketten der Kunden eingebunden werden. Ist beispielsweise das Regal beim Bäcker mit der Smart Shelf-Anwendung verbunden, lässt sich die Produktion der Backwaren dem aktuellen Lagerbestand anpassen. Registriert die Auslage, dass die Brezen knapp werden, aktiviert der Ofen automatisch das Backprogramm und bäckt die Menge, die noch benötigt wird.

Liegen genug Daten vor, können auch Wochentage, Uhrzeiten und sogar das Wetter in die Produktionsprognosen mit einbezogen werden, erklärt Klaiber: "Scheint draußen im Sommer die Sonne, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass viele Menschen den Grill anwerfen und mehr Backwaren benötigen." Die Wägetechnologie eignet sich außerdem auch für die Bestandsoptimierung in Bauhäusern und Lagerhallen .