Insolvenzen Plus 33 Prozent bei den Unternehmenspleiten erwartet

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Trotz robuster Wachstumsraten der Weltwirtschaft dürfte die Zahl der Unternehmenspleiten im Jahr 2022 weltweit um 33 Prozent steigen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Kreditversicherers Atradius. „Mit dem Ende staatlicher Stützungsmaßnahmen und in Teilen dem künstlichen Erhalt von Unternehmen wird die Zahl der Insolvenzen wieder auf ein normales Niveau steigen“, sagt Thomas Langen, Senior Regional Director Deutschland, Mittel- und Osteuropa. Ein professionelles Inkasso hilft, Ausfälle zu vermeiden.

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Im September 2021 ist die Zahl der Anträge auf eine Regelinsolvenz im Vergleich zum Vormonat um sechs Prozent gestiegen, meldet das Statistische Bundesamt auf Grundlage vorläufiger Daten. Damit steigen die Insolvenzzahlen erwartungsgemäß langsam an. Für das kommende Jahr soll die Zunahme jedoch deutlicher werden. So erwartet der Kreditversicherer Atradius, dass die Insolvenzen in den meisten Märkten im Gesamtjahr 2022 deutlich zunehmen werden. 2021 werden die weltweiten Insolvenzen voraussichtlich einen leichten Rückgang von einem Prozent gegenüber dem Vorjahr aufweisen, gefolgt von einem starken Anstieg von 33 Prozent im kommenden Jahr. In diesem Jahr dürfte die Zahl der Insolvenzen aufgrund der erweiterten fiskalischen Unterstützung in vielen Märkten sowie auch teilweise bedingt durch die Fortsetzung der Insolvenzrechtsänderungen niedrig bleiben. Bis Ende 2022 werden im Vergleich zum Vor-Pandemie-Niveau jedoch höhere Werte erwartet: „Damit kehren wir zur Normalität bei den Insolvenzen zurück, verstärkt noch durch einen bestimmten Anteil an Unternehmen, die 2020 vor der Insolvenz gerettet wurden“, sagt Langen. Teilweise trage auch eine langsamere wirtschaftliche Erholung zu höheren Insolvenzen bei.

Warum die Insolvenzen steigen

Drei Faktoren werden die Zahl der Insolvenzen im kommenden Jahr nach Einschätzung von Atradius im Wesentlichen nach oben treiben: 1. Wir haben eine verzögerte Wirkung von Insolvenzen, die unter normalen Umständen – kein Fiskalpaket, keine Insolvenzmoratorien – schon 2020 eingetreten wären.

2. Das Auslaufen der fiskalischen Unterstützungen verursacht nach und nach einen Anstieg der Insolvenzen. Dies dürfte grundsätzlich zu einem „normalen“ Niveau zurückführen, ähnlich wie in der Zeit vor der Pandemie.

3. Der Effekt der wirtschaftlichen Entwicklung - historisch belegt ist, dass Insolvenzen in expansiven Konjunkturzyklen im Allgemeinen abnehmen, und zunehmen, wenn sich das Wachstum verlangsamt oder sogar zurückgeht.

Insolvenzen in Europa und der Welt

Auf regionaler Ebene erwarten die Experten in diesem Jahr einen Anstieg der Insolvenzen in Europa, während der Trend in Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raumweiterhin rückläufig sein werde. In Nordamerika seien die Insolvenzen aufgrund der starken fiskalischen Unterstützung durch die USA und einer robusten Wirtschaftserholung immer noch sehr gering. Auch im asiatisch-pazifischen Raum werde die fiskalische Unterstützung relativ lange aufrechterhalten. „2022 werden die Insolvenzen in allen drei Regionen zunehmen, wobei der höchste Anstieg im asiatisch-pazifischen Raum erwartet wird und etwas geringere Zunahmen in Europa und Nordamerika erwartet werden“, so Thomas Langen.

Italien und England besonders betroffen

Das Auslaufen der fiskalischen Unterstützung und die Auswirkung des BIP-Wachstums auf die Insolvenzen führen in den meisten beobachteten Märkten zu einem Insolvenzanstieg. Diese dürften in Italien (plus 34 Prozent), in England (plus 33 Prozent) und in Australien (plus 33 Prozent) im Vergleich zum Vor-Pandemie-Niveau am höchsten sein. In Australien dürfte der Anstieg aufgrund des Auslaufens der fiskalischen Unterstützung gegen Ende 2021 hauptsächlich im kommenden Jahr erfolgen. Für die Vereinigten Staaten erwartet der Kreditversicherer für 2022 ein um sechs Prozent höheres Insolvenzniveau als 2019. 

In Deutschland normalisiert sich die Lage

Dagegen wiesen einige Länder bis 2022 eine stabile Insolvenzentwicklung auf. Beispiele seien Deutschland (plus zwei Prozent) und in geringerem Maße auch Schweden (plus drei Prozent) und Japan (plus vier Prozent). In diesen Märkten normalisiere sich das Insolvenzniveau trotz der Pandemie. Brasilien (-35%), Südkorea (-15%) und Irland (-10%) dürften die einzigen Märkte mit deutlich geringeren Insolvenzen im Jahr 2022 im Vergleich zu 2019 sein. Die Gründe: Geringere Basiseffekte, die Ausweitung der fiskalischen Unterstützung sowie die ausreichend starke wirtschaftliche Erholung.

Langfristig keine erhöhten Insolvenzzahlen

Nach 2022 erwartet Atradius, dass die weltweiten Insolvenzen zurückgehen oder konstant bleiben. Die Insolvenzquoten werden sich weitgehend normalisiert haben und sogenannte „Zombiefirmen“, die ohne Unterstützung nicht überleben können, sind bereits bankrott. „Es ist klar, dass das Auslaufen der fiskalischen Unterstützung einige Unternehmen kurzfristig vor Herausforderungen stellen könnte, da sie wieder in einem Umfeld ohne nennenswerte staatliche Unterstützung agieren müssen“, sagt Langen. Einige Firmen seien besonders anfällig, da sie höhere Schulden aufgenommen hätten, um die Corona-Pandemie zu überstehen.

Professionelles Inkasso schützt vor Zahlungsausfällen

Unternehmer sollten ihre Zahlungseingänge gut im Blick haben und zeitnah freundlich formulierte Zahlungserinnerungen und Mahnungen verschicken. Damit können sie nicht nur ihre Liquidität sichern, sondern auch die Kundenbeziehung schützen. Wer wenig Zeit für die Kontrolle von Zahlungseingängen hat, kann einen anderen Weg wählen: Professionelle Inkassobüros helfen, zur richtigen Zeit eine Zahlungserinnerung zu schicken - und nötigenfalls eine Mahnung anzuschließen. Inkassobüros, die sich dem Bundesverband angeschlossen haben, verpflichten sich zu strengen Regeln im Geschäftsgebahren. Vorsicht bei nicht im Bundesverband aufgenommenen Dienstleistern:Unter ihnen gibt es auch scharze Schafe. So hat die Verbraucherzentrale Brandenburg eine Schwarzliste von Inkassobüros veröffentlicht, deren Dienste nicht seriös sind.

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