Vermögen Nachhaltigkeit: Trend bei der Geldanlage

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Geldanlage, Kapitalmarkt und Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist derzeit in aller Munde. Auch beim Thema Geldanlage. Aus gutem Grund: Schließlich lassen sich damit die Anlagerisiken reduzieren, ohne dabei auf Rendite verzichten zu müssen. Und langfristig gilt: Wer nachhaltig wirtschaftet, steht im Wettbewerb besser da und hat bessere Ertragsperspektiven.

Mit nachhaltigen Investments Rendite erzielen
Der wohl größte Hebel gegen den Klimawandel ist das Geld. - © chinnapong-stock.adobe.com

Immer Menschen achten beim Einkaufen auf Nachhaltigkeit. Sie bevorzugen Bio-Produkte, Lebensmittel aus der Region, verzichten auf Plastikverpackungen. Ein Wandel, der auch die Unternehmen zum Umdenken zwingt. Denn wer solche Konsumtrends nicht berücksichtigt, muss womöglich rückläufige Umsätze und Gewinne hinnehmen. Und, sofern das Unternehmen börsennotiert ist, mit in einem sinkenden Aktienkurs rechnen.

Nachhaltigkeit wirkt positiv auf Umwelt und Depot

Es sind solche Überlegungen, die hinter der Idee des nachhaltigen Investierens stehen. Es geht also darum, nur möglichst nachhaltig agierende Unternehmen auszuwählen und Risiken, die aus dem politischen und gesellschaftlichen Trend zu mehr Nachhaltigkeit entstehen, zu reduzieren. „ Das magische Dreieck der Geldanlage bekommt damit eine vierte Dimension“, erklärt Verena Kienel , Nachhaltigkeitsanalystin bei der Fondsgesellschaft Ökoworld . „Zur Rendite, Liquidität und der Sicherheit einer Anlage, kommt die Nachhaltigkeit als viertes Ziel hinzu.“

Gemessen wird die Nachhaltigkeit eines Unternehmens an den so genannten ESG-Kriterien. ESG (Ecological, Social, Governance) steht für ökologische und soziale Aspekte sowie das Verhalten eines Unternehmens zum Beispiel hinsichtlich der Bekämpfung von Korruption. Es geht also um die Frage, wie ökologisch, sozial und ethisch sich ein Unternehmen verhält.

Aus der Öko-Ecke in die Mitte der Gesellschaft

Sich an solchen Kriterien bei der Geldanlage zu orientieren, war vor ein paar Jahren noch vor allem etwas für Ökofreaks. Doch das scheint sich zu ändern. Laut dem Marktbericht 2018 des Forums Nachhaltige Geldanlage (FNG) wurden im vergangenen Jahr hierzulande 41 Milliarden Euro in nachhaltige Fonds und Mandate investiert – so viel wie nie zuvor. Und auch international fließt nach Angaben der Global Sustainable Alliance immer mehr Kapital in nachhaltige Investments.

„Ich denke schon“, sagt Kienel, „dass immer mehr Menschen erkennen, dass wir so wie bisher nicht weitermachen können, und ihr Geld deshalb verstärkt in zukunftsfähige Firmen und Geschäftsfelder investieren möchten.“ Aber es gibt auch ökonomische Gründe für nachhaltiges Investieren. So hat das Analysehaus Scope in einer Untersuchung vom Herbst 2018 festgestellt, dass nachhaltige global anlegende Aktienfonds in den vorangegangenen fünf Jahren leicht besser abgeschnitten als ihre nicht nachhaltigen Pendants.

Mehr Rendite, weniger Kursschwankung

Und sie haben diese Rendite mit geringeren durchschnittlichen Kursschwankungen erzielt. Die Ansicht, dass Nachhaltigkeit bei der Geldanlage Rendite kostet, ist also nicht per se zutreffend. Zudem bewirken Anleger mit nachhaltigen Investments noch etwas: Sie bringen Unternehmen dazu, sich in eine nachhaltigere Richtung zu bewegen. Denn: Firmen brauchen Kapital für Investitionen und Wachstum.

Wenn aber immer mehr Anleger ihr Geld nachhaltig investieren, erhalten jene Firmen, die sich nicht nachhaltig verhalten, immer weniger Kapital. Und werden somit gezwungen, sich nachhaltiger auszurichten. Oder wie es die Experten der österreichischen Erste Asset Management ausdrücken: Der größte Hebel gegen den Klimawandel ist das Geld.

Nachhaltigkeit - was ist das eigentlich genau?

So gut das klingt, für den Privatanleger ist die Wahl eines Fonds nicht einfach. Zwar haben sich viele Finanzinstitute und Anbieter von Anlageprodukten inzwischen Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Eine allgemein gültige Definition dafür, was Nachhaltigkeit ist, gibt es aber nicht. „Sie müssen deshalb bedenken, dass unter Umständen auch ein Finanzprodukt, das lediglich Hersteller von Streuminen ausschließt, auch schon als nachhaltig eingestuft wird“, warnt Kienel.

Dazu kommt, dass es eine Reihe verschiedener Nachhaltigkeitsansätze gibt. So schließen manche Fonds bestimmte Branchen wie Waffenhersteller, Atomkraft oder Glücksspiel aus ihrem Anlageuniversum aus. Andere setzen auf den Best-in-Class-Ansatz. Das heißt, sie investieren in alle Branchen, aber dort jeweils nur in die nachhaltigsten Firmen. Daneben gibt es aber auch Formen wie Impact Investing (investieren in meist junge Unternehmen, die ein umweltwirksame Technologie entwickelt haben) oder ESG-Integration, bei dem die ESG-Faktoren Teil der Finanzanalyse sind.

Den richtigen Fonds wählen

„Ich rate Anlegern, die ihr Geld nachhaltiger investieren wollen, deshalb, sich zuerst selbst Gedanken zu machen, in was sie auf keinen Fall investieren möchten und wie streng die Nachhaltigkeitsmaßstäbe sein sollen“, rät Kienel. Schließlich tickt jeder Investor anders. Für den einen mag Atomkraft nachhaltig sein, weil sie emissionsfrei ist, für den anderen auf Grund des Problems der Endlagerung oder eines möglichen Super-GAUs aber nicht. Für manche Anleger sind Unternehmen, die einen kleinen Teil ihres Umsatzes mit Kohle machen, noch akzeptabel, andere wollen diesen Energieträger dagegen ganz ausschließen.

Erst wenn sich ein Anleger darüber im Klaren ist, was er möchte, sollte er sich die Suche nach einem passenden Anlageprodukt machen. Die Fondsgesellschaft Ökoworld zum Beispiel, einer der Pioniere nachhaltiger Geldanlage, legt vergleichsweise strenge Kriterien an. Dort ist auch der US-Konzern Apple aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen, weil das Unternehmen so hohen Druck auf seine Zulieferer ausübt, dass dies dort zu unbezahlter Mehrarbeit oder fehlenden Rechten für die Mitarbeiter führt.

Anleger sollten sich deshalb bei jedem einzelnen Fonds und Exchange Traded Fonds sehr genau anschauen, nach welchen Kriterien diese die Titel auswählen. Und darauf achten, dass diese zu den eigenen Vorstellungen passen.

Die Top-Performer

FondsISINPerformance in %Performance in %lfd. Kosten
1 Jahr 3 Jahre p.a.in %
ÖkoWorld KlimaLU030115244221,8515,942,42
EB-Öko-Aktienfonds RLU003707938015,0114,131,68
Nordea 1 - Glb. Climate EnvironmentLU099468335621,9113,051,81
Erste WWF Stock EnvironmentAT000070567827,5613,031,73
UBS ETF MSCI World Social Resp.LU062945974318,4712,830,25
Pictet Glb. Environmental Opp.LU050363171423,8211,832,02
iShares MSCI EMU ESG Screened ETF*IE00BFNM3B9915,05-0,12
Amundi MSCI Europe SRI ETF*LU186113748420,34-0,18

Quelle: Morningstar; Daten zum 14.11.19; sortiert nach 3-Jahres-Performance; * weniger als 3 Jahre am Markt