MAN eTGE im Test "Mulatz fährt": Ein Elektrotransporter, wie gemacht fürs Handwerk

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Wie handwerkstauglich ein Transporter mit 3,5 Tonnen Gesamtgewicht und reinem Elektroantrieb ist, hat handwerk-magazin-Redakteur Reinhold Mulatz beim MAN eTGE getestet. Erste Fahreindrücke sehen Sie im Video.

MAN eTGE / Reinhold Mulatz
handwerk-magazin-Redakteur Reinhold Mulatz fuhr den MAN eTGE. - © Stefanie Mayr

Auf der letzten IAA Nutzfahrzeuge feierte er Weltpremiere: der vollelektrisch angetriebene MAN eTGE. Mit einer Reichweite von 173 Kilometern (NEFZ-Zyklus) und einer Nutzlast von rund einer Tonne ist der Elektro-Transporter aus Bayern, hergestellt in Polen, eigentlich das ideale Fahrzeug für den Handwerksfuhrpark. Also nahm ihn handwerk-magazin-Redakteur Reinhold Mulatz bei einer Testfahrt genauer unter die Lupe.

Genauso viel Platz wie in der Dieselvariante

Sieht man von den auffälligen Werbeaufdrucken des Test-Transporters einmal ab, unterscheidet er sich rein äußerlich nicht von den Dieselvarianten des TGE. Das gilt auch für den Laderaum , denn die Batteriemodule finden Platz unter dem leicht höheren Ladeboden, wie er auch bei den heckangetriebenen Karosserieversionen mit Dieselmotor zum Einsatz kommt. Der Laderaum ist mit fast elf Kubikmetern durchaus üppig, die Elektroversion des TGE hat serienmäßig das mittlere Hochdach und den Standard-Radstand. Andere Varianten sind derzeit nicht im Programm.

Drehmoment sofort verfügbar

Fahren mit dem eTGE ist ein Kinderspiel, man dreht den Zündschlüssel um, hört natürlich kein Motorengeräusch, wählt mit dem Schalthebel "D" wie bei einer herkömmlichen Automatik und drückt aufs "Gaspedal", das eigentlich so gar nicht heißen dürfte. Und sofort entwickelt der Motor seine Kräfte. Als Antrieb kommt im MAN eTGE eine permanenterregte Synchronmaschine zum Einsatz. Der Drehstrommotor ist, in Kombination mit dem Ein-Gang-Getriebe, direkt an der Antriebsachse vorn montiert. Er bringt eine Maximalleistung von 100 Kilowatt, seine Leistung im Dauerbetrieb beträgt rund 50 Kilowatt. Für ein agiles Fahrverhalten sorgt das sofort anliegende Drehmoment von 290 Nm. Konkret: Für einen 3,5-Tonner geht er ab wie eine Rakete, was manchen Autofahrer an der Ampel überrascht hat.

Soviel zur Theorie. In der Praxis fährt sich der eTGE absolut angenehm und entspannt. Man hört nur Wind- und Reifengeräusche, die Höchstgeschwindigkeit von abgeregelten 90 Stundenkilometern ist schnell erreicht, und so gleitet man dahin. Zumindest auf der Landstraße und im Stadtverkehr, auf der Autobahn hat man schon mal das Gefühl, mit Tempo 90 ein Hindernis zu sein, wenn andere Transporter vorbeirauschen. Aber zum Rasen ist ein Elektrotransporter nicht gemacht, was auch sinnvoll ist.

"Mulatz fährt": Leises Fahrvergnügen mit dem MAN eTGE

© Fiona Kellner, Stefanie Mayr

Zahlreiche Sicherheitsassistenten

Im Zusammenspiel mit der auf 90 km/h abgeregelten Höchstgeschwindigkeit ergibt sich ein Verbrauch von zirka 20 kWh pro 100 Kilometer. Das ist durchaus realistisch, bei unserer Testfahrt lag der Durchschnittswert knapp darüber. Allerlei Infos zu Verbrauch, Reichweite, Rückgewinnung von Energie (Rekuperation), ja ganze Statistiken, lassen sich auf dem Monitor des großen Kombiinstruments ablesen. Doch Vorsicht, das lenkt ziemlich ab. Womit wir beim Thema Sicherheit wären. Hier punktet der MAN: mit Einparkhilfe mit Flankenschutz, Multifunktionskamera, Rückfahrkamera, Geschwindigkeitsregelanlage und -begrenzer sowie dem Umfeldbeobachtungssystem mit City-Notbremsfunktion und dem Notbremsassistent EBA (Emergency Brake Assist).

Energiemanagement hilft Strom sparen

Natürlich bleibt bei einer Reichweite von rund 173 Kilometern ein leicht mulmiges Gefühl. Zumal das Aufladen eines solch großen Fahrzeugs nicht überall möglich sein dürfte. Es ist beim MAN eTGE an einer AC-Wallbox mit 7,2 Kilowatt in rund fünfeinhalb Stunden erledigt. Eine Schnellladung von Null auf 80 Prozent ist innerhalb von 45 Minuten möglich, wenn eine Gleichstromladestation mit Combo-Ladesteckdose (Combined Charching Systeme CCS) und 40 Kilowatt Ladeleistung zur Verfügung steht. Hängt man das Auto an eine normale Steckdose, muss man mit mindestens zehn Stunden Ladezeit rechnen. Das Energiemanagement des eTGE hilft beim Stromsparen, indem man Infos bekommt, um wieviel sich die Reichweite erhöht, wenn man zum Beispiel die Klimaanlage ausschaltet. Auch das Rekuperieren funktioniert mit etwas Übung ganz gut. Mit vorausschauender Fahrweise kommt man ziemlich ohne Bremsen aus.

Preis-/ Leistungsverhältnis

Bei entsprechender Batteriepflege liegt der Kapazitätsverlust des 36kWh großen Akkus laut MAN nach rund 2000 Ladezyklen bei lediglich 15 Prozent. Einzelne Module von sechs oder zwölf Zellen lassen sich außerdem separat austauschen. MAN verkauft den eTGE inklusive Akkus, ein Mietangebot gibt es nicht. Womit wir beim Preis wären. Der liegt bei 69.500 netto, genauso wie beim baugleichen eCrafter von Volkswagen. Lohnt sich das? Auf den ersten Blick natürlich nicht, ein vergleichbarer Diesel kostet nur die Hälfte. Aber: Der eTGE unterliegt keinen Einfahrtsbeschränkungen durch eventuelle Dieselfahrverbote. Wartungstechnisch kommt der MAN eTGE mit deutlich weniger bewegten Bauteilen aus. Diverse typische Serviceroutinen wie zum Beispiel Öl- und Ölfilterwechsel fallen weg. Diese Faktoren schlagen sich positiv in der TCO (Total Cost of Ownership) nieder. Und es gibt Fördermittel und Steuererleichterungen. Rechnet man den Umweltfaktor und mögliche Imageaspekte hinzu, sieht die Rechnung vielleicht anders aus.

Fazit

Der MAN eTGE ist wie gemacht fürs Handwerk. Die Reichweite dürfte in den meisten Fällen ausreichen, die Nutzlast und das Laderaumvolumen passen ebenso, die Leistung erlaubt auch mit voller Ladung angenehmes Fahren. Bleibt - wie immer bei der Elektromobilität - der Preis. Zumindest zeigt der MAN, was elektrisch heute möglich ist.

Weitere Infos zum MAN eTGE: www.mantruckandbus.com