Kia PV5 heißt die wohl aufregendste Transporterneuheit im Jahr 2025: neue Marke, neue Baureihe und neue Ideen, von denen auch die heimischen Handwerker profitieren sollen.
Übersetzt heißt Kia so viel wie „aufstrebendes Asien“. Die ambitionierte Bezeichnung passt unbestritten zu den Koreanern. Indes ist neu, dass dazu auch Transporter gehören. Mal abgesehen vom längst vergessenen Kia Pregio vor einem Vierteljahrhundert. Mit dem neuen Kia PV5 wird alles anders. Verbrennermotoren gibt es nicht. Er ist konsequent auf Elektromobilität ausgelegt und somit schon heute ein Transporter von morgen. Mutig, vermutlich aufstrebend.
Unter dem PV5 steckt eine Plattform mit der komplexen Bezeichnung E-GMP.S, ausgeschrieben ein Bandwurm namens Electric-Global Modular Platform for Service. Da wäre ein Elektromotor mit einer Leistung von 120 kW/163 PS und einem Drehmoment von 250 Nm. Plus ein Batteriepaket in kompakter Cell-to-Pack-Technik – das bedeutet Verzicht auf herkömmliche Batteriemodule. Zur Wahl stehen 51,5 kWh oder 71,2 kWh Kapazität eines NMC-Akkus (Nickel-Mangan-Kobalt). Für den Kastenwagen PV5 Cargo kommt ergänzend ein LFP-Akku (Lithium-Eisenphosphat) mit 43,3 kWh zum Einsatz. Im Bestfall soll der PV5 eine Reichweite von rund 400 Kilometern schaffen. Den Abschluss der Plattform bildet eine schraubengefederte Verbundlenker-Hinterachse.
Markante Optik des Kia PV5 fällt auf
Die Verpackung des Newcomers ist markentypisch: Ins Auge fallen stabförmige Tagfahrleuchten und ein Mix aus Kanten und Rundungen. Hinzu kommen Details für den rustikalen gewerblichen Einsatz: ein reparaturfreundlicher dreiteiliger Stoßfänger, kräftige Türgriffe, gut geschützte Radläufe und Schwellerleisten. Der PV5 wird mit einem Radstand von exakt 2.995 Millimetern in zwei Längen von 4,5 und 4,7 Metern vorfahren, die gestreckte Ausführung auch mit Hochdach. Dann wächst der Transporter außen von 1,9 auf 2,2 Meter Höhe, innen auf 1,8 Meter und das Volumen des Laderaums auf 5,1 Kubikmeter. Mit einer Breite von 1,9 Metern ist der Transporter drahtig gebaut.
Niedrige Ladekante
Trotz der Batterie im Kellergeschoss überrascht der Kia PV5 mit einem extrem niedrigen Ladeboden von nur 419 Millimetern Höhe: prima zum Beladen, einfach zum Betreten. Der Nachteil des Flachmanns: Hinten passt eine Europalette angesichts lediglich rund 900 Millimetern Abstand zwischen den Radkästen und Fahrwerkskomponenten nur längs hindurch. Ist Querbeladung gewünscht, wird Kia daher einen Zwischenboden anbieten – 600 Millimeter über Fahrbahnhöhe. Auffällig sind ebenfalls die einfachen Aufstellerspieße der Heckflügeltüren, das geht eleganter.
Zu den Feinheiten des Koreaners gehört dagegen eine Steckdose im Laderaum zum Anstöpseln von Elektrogeräten. Der PV5 Cargo schultert, abhängig vom Batterieformat, voraussichtlich bis zu 770 Kilogramm Nutzlast und erreicht eine zulässige Gesamtmasse von etwa 2,7 Tonnen. Die zulässige Anhängelast beziffert Kia zurzeit mit lediglich 750 Kilo.
Weiter vorn bietet das Cockpit reichlich Platz. Die Sitzverstellung taugt selbst Langbeinern. Der Fahrer blickt auf eine sehr kompakte Instrumentierung, in der Mitte macht sich ein Touchscreen im Format 12,9 Zoll breit. Das Infotainmentsystem basiert auf Google Android Auto. Die Einrichtung wirkt auf den ersten Blick aufgeräumt, die Materialqualität angemessen. Die niedrige Sitzposition erinnert eher an einen Van denn an einen Transporter, auch die Gürtellinie liegt tief.
Trickreiche Fahrzeugeinrichtung gehört beim Kia PV5 dazu
Zum Programm gehört neben dem Kastenwagen und dem Bus namens Passenger auch der PV5 Crew. Er zeichnet sich durch eine zweite, falt- und verschiebbare Sitzbank aus – ein Transporter für Mannschaft und Material. Zu den weiteren Spezialitäten zählt ein Fahrgestell mit Fahrerhaus für Aufbauten aller Art. Im Zulauf sind in den kommenden Jahren mit Kia PV7 und PV9 größere Ausführungen. Sie reichen bis weit in das Segment der 3,5-Tonner hinein.
Kia fasst die gesamte Palette unter dem Kürzel PBV zusammen: Platform Beyond Vehicle. Der Autobauer erreicht die außergewöhnliche Vielfalt durch eine Segment-Bauweise in der eigens neu errichteten Fabrik, setzt die Transporter wie die sprichwörtlichen Baukasten-Modelle zusammen. In Vorbereitung ist sogar ein eigenes Conversion Center für Aufbauten aller Art. Bereits zum Start soll es Kipper, Koffer und Kühler geben. Was nicht ab Werk kommt, werden namhafte Auf- und Ausbauer zusteuern.
Ambitionierte Ziele
Kia nennt ein Netz von rund 2.500 Handelspartnern in Europa. Zum Start werden 600 von ihnen den PV5 verkaufen. Wenn in zwei Jahren der größere PV7 folgt, soll die Zahl auf etwa 800 Stützpunkte steigen. An Kapazität soll‘s nicht mangeln: Das Werk in Südkorea ist in seiner größten Ausbaustufe auf 250.000 Transporter ab dem Jahr 2030 ausgelegt. Zum Schluss saust der Preishammer hernieder: Los geht’s bei netto 30.000 Euro. Aufstrebendes Asien – und wie.