Was ChatGPT, Claude, Gemini und Co. fürs Handwerk leisten können: Darüber schreibt hm-Redakteurin Irmela Schwab in ihrer Kolumne über künstliche Intelligenz im Handwerk. In der 1. Folge von "KI-Trends im Handwerk" geht es darum, wie sich Betriebe die KI zu nutzen machen, um sich über eigenen Content im Web leichter finden zu lassen – ohne dabei einen "KI-Einheitsbrei" zu produzieren.
KI-Trends gegen den KI-Einheitsbrei: Blogs und Social Media plus künstliche Intelligenz!
Mensch und künstliche Intelligenz (KI) arbeiten heute als neues Dream-Team zusammen – und zwar seitdem ChatGPT und seine Kollegen immer mehr Einfluss gewinnen. Das gilt zum Beispiel für Content Marketing, wo es darum geht, Texte für E-Mails, Webseiten, Newsletter, Blogs und Social Media zu verfassen. Gerade dabei helfen KI-Tools schon tatkräftig mit. Doch herauskommt ist oft ein KI-Einheitsbrei – so erlebe ich das selbst. Bei meinem Besuch bei der Münchner Markenberatung Martin et Karczinski habe ich es auch bestätigt bekommen.
Der eigene Wesenskern als Superkraft
In einem Workshop erklärte Peter Martin, Co-Gründer von Martin et Karczinski, wie das Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine funktioniert. Welche Stärken der eine und welche der andere hat. Die Antwort war so schlicht wie tiefschürfend: „Jeder Mensch ist anders. Sobald er seine Andersartigkeit erkennt und zum Lebensweg macht, kommt er in seine Superkraft und führt ein einzigartiges und erfülltes Leben.“
Mit diesem Leitgedanken führt Peter Martin auch seine eigene Markenberatung. In Technologie zu investieren ist für ihn das eine, das andere aber, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern, damit sie mit den Tools umgehen lernen anstatt sich von der rasanten Entwicklung überholt zu fühlen. "Das Verhältnis ist häufig 70 Prozent Technologie-Investition, 30 Prozent Mensch. Es sollte genau umgekehrt sein", findet der Berater.
Wie lassen sich KI-erstellte Texte menschlich machen?
Der Wesenskern, der jeden Menschen ausmacht, ist daher auch das Merkmal, das sie oder ihn von der KI unterscheidet. „Die KI kann vieles, aber ihr geht eines ab: die Menschlichkeit“, bringt es Martin auf den Punkt. Das Problem ist, dass die Texte etwas hölzern wirken und von ihrem Ton her einander ähneln. Hallo, KI-Einheitsbrei! Daher sollte man die Inhalte:
- ... zunächst natürlich immer auf ihre Richtigkeit hin überprüfen, indem man sich die Quellen anzeigen lässt und sie checkt.
- ... und anschließend auf den eigenen Stil anpassen, der auf unsere jeweilige Identität zurückgeht. Nur so erhält der Text eine individuelle Note, die ihn lebendig und somit lesenswert macht.
Sich mit KI-Trends zu beschäftigen und den KI-Einheitsbrei zu überarbeiten hat einen schönen Nebeneffekt
Junge Menschen – wie auch Azubis und Berufsanfänger im Handwerk – können mit KI-generierten Inhalten auf der Website, im Blog oder auf Social Media nicht nur vorgeben etwas zu wissen, sie beschäftigen sich beim Prüfen und Gestalten der Texte auch intensiv mit ihren beruflichen Themen und vertiefen somit ihr Wissen. Und können so mit den rasanten Entwicklungen, die durch die Digitalisierung und ihren Technologien entstehen, auch besser Schritt halten.
4 schnelle Tipps fürs Handwerk
Fürs Handwerkschefinnen und -chefs bedeutet das konkret:
- Beschäftigen Sie sich mit Ihren Mitarbeitern gemeinsam mit KI
- Besprechen Sie, was euren Betrieb und euch als Team besonders macht, und gestaltet danach euren Content wie Website-Texte, Blogs und Social-Media-Beiträge. Die KI liefert dabei idealerweise den ersten Entwurf, den Sie dann mit Ihrer Tonalität anreichern – und damit zum Leben erwecken
- Danach erstellen Sie zum Beispiel auf ChatGPT einen Custom GPT und füttern ihn mit den bereits vorhandenen Inhalten, die er für künftige Beiträge als Vorlage nutzen soll
- Alternativ können Sie die Machart der Beiträge inklusive der Tonalität auch über Prompts vorgeben. Doch auch hier gilt: Die fertigen Posts immer auf ihre Richtigkeit und auf euren Stil hin überprüfen!
Das Gute daran ist: Das Bearbeiten eines mit ChatGPT und Co. erstellten Texts bietet nicht nur dem KI-Einheitsbrei Paroli. Es wirkt auch dem Phänomen entgegen, dass solche Inhalte von der eigenen Spezies abgestraft werden. Das heißt: In Suchmaschinen werden die KI-Texte nicht mehr gefunden, da sie als nicht so relevant eingestuft werden. Mit individuellen Texten im Gegenzug punkten Sie dagegen bei der KI-gesteuerten Suchmaschine – und machen sich sichtbarer!
Über Irmela Schwab
Wie IT und Technologien das Leben verändern - und erleichtern: Das ist ein Thema, mit dem sich Irmela Schwab seit vielen Jahren beschäftigt. Bevor sie im Mai 2020 zum Handwerk Magazin kam, schrieb sie als Autorin für Fachpublikationen wie "Werben & Verkaufen" und "Marketing Kommunikation" über digitale Geschäftsmodelle und -strategien. Für die internationale Digital Business-Messe "Dmexco" hat Irmela Schwab das Konferenzprogramm erstellt und Vordenker und Manager für Vorträge über Robotics, Smart Home, Virtual Reality und Künstliche Intelligenz als Referenten geladen. Bei vielen Konferenzen wirkte die studierte Germanistin (LMU München) außerdem als Moderatorin mit.