Lösung für Verwaltung und Büro "Mein-Zimmerer-App": So beschleunigt die Software Organisationsprozesse im Handwerk

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Aus dem Handwerk für das Handwerk: Nach diesem Motto haben die Gebrüder Heine während des anhaltenden Corona-Lockdowns gemeinsam eine App für die elterliche Zimmerei entwickelt. Nun bieten sie ihre Erfindung, auf die Mitarbeiter und Kunden zugreifen können, auch anderen Betrieben und Gewerken an.

Marco Heine (re.) hat mit seinem Bruder Daniel Heine eine App für den elterlichen Zimmereibetrieb entwickelt.
Marco Heine (re.) hat mit seinem Bruder Daniel Heine eine App für den elterlichen Zimmereibetrieb entwickelt. - © Marco Heine

Digitale Lösungen und Geschäftsmodelle befinden sich in einem Allzeithoch, so belegt es eine aktuelle Bitkom-Studie. In 95 Prozent der befragten Unternehmen haben digitale Geschäftsmodelle und Lösungen mit der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen. Darunter ist auch die Zimmerei Gerhard Heine: Mit Mein-Zimmerer-App hat der Familienbetrieb aus Bollschweil bei Freiburg im Breisgau während des Lockdowns eine eigene Anwendung entwickelt. "Die App hilft dabei die einzelnen Prozesse in unserem Betrieb abzubilden und kann auch für andere Firmen und Gewerke und sogar als Whitelabel-Lösung verwendet werden", beschreibt Marco Heine, der die App entwickelt hat.

Sein Bruder, Zimmerer Daniel Heine, hat ihn schon lange vor Ausbruch der Pandemie nach einer Software-Lösung für den elterlichen Betrieb gefragt, die dabei helfen soll, die Prozesse zu digitalisieren. Doch war Marco mit seinem Job als Programmierer bei einem Reiseveranstalter voll ausgelastet. Dann kam Corona: So gut wie alle Reisen waren gestrichen – und der 28-Jährige hatte plötzlich viel Zeit zur Verfügung.

Mitarbeiter im Betrieb halfen als App-Tester

Bei einem Abendessen im vergangenen November sprach Marco Heine mit seiner Familie einzelne Möglichkeiten durch. Seine Eltern und sein jüngerer Bruder, die alle Details des Zimmerei-Handwerk kennen, äußerten ihre Wünsche: Stunden der Mitarbeiter erfassen, ihre Urlaube planen, Arbeitspläne erstellen, Bestellungen aufgeben und Fortschritte dokumentieren. Marco notierte sie alle – und setzte sich gleich am Tag darauf vor seinen Computer: Nach und nach entwickelte er innerhalb von vier Monaten eine Komplett-Lösung für den Betrieb und nannte sie "Mein-Zimmerer-App". "Als Versuchskaninchen dienten unsere 15 Mitarbeiter im Betrieb. Gemeinsam haben wir die App mit ihnen getestet und gemeinsam mit weiterentwickelt", erzählt Marco Heine.

Schon vorher hatte Daniel einige Software-Lösungen im Einsatz. Doch fehlte es an einer einzigen Lösung, die Arbeits- und Personalpläne bis hin zu Bestellungen und Rapports sowie Abnahmen abwickelte. Mit der Mein-Zimmerer-App, die die Heines nun auch anderen Betrieben anbieten, lassen sich nun all diese anfallenden Aufgaben über ein Tool erledigen. Für fünf Euro pro Monat und Mitarbeiter gibt es die App in der Standard-Version. Im Mitarbeiterbereich erhalten die Betriebsangestellten Informationen über aktuelle Projekte, tragen ihre Arbeitszeiten ein und legen Bautagebücher an.

Die Mein-Zimmerer-App und ihre Funktionen
Die Mein-Zimmerer-App und ihre Funktionen - © Marco Heine

Kunden können Baufortschritt jederzeit einsehen

Bei der Premium-Variante für zehn Euro pro Monat und Mitarbeiter ist außerdem ein Kundenbereich integriert. "Dort können Betriebe ihre Kunden hinzuholen und sämtliche Informationen rund um den Baufortschritt mit ihnen teilen", sagt Marco Heine. Bei Neuigkeiten werden die Kunden per Push-Notification benachrichtigt. Die App funktioniert sowohl auf Desktop-PC als auch auf den mobilen Endgeräten in den Versionen Android und iOS. Über Schnittstellen können in Betrieben bereits vorhandene Software ebenfalls angeschlossen werden.

Daniel Heine ist mit der gemeinsam entwickelten App sehr zufrieden. "Die App spart mir einiges an Zeit ein", sagt er. Am wichtigsten findet er die Zeiterfassung. "Vorher mussten unsere Mitarbeiter einen Stundenzettel ausfüllen, denen ich dann jeden Tag hinterherrennen musste, um sie in Excel-Tabellen einzupflegen", sagt er. Heute bekommt er die Stunden von allen Mitarbeitern digital zugeschickt und kann am selben Tag noch die Abrechnung machen .

Whitelabel-Lösung für andere Betriebe und Gewerke

Was in der Zimmerei gelingt, funktioniert auch in anderen Gewerken. "Firmen können die App über eine Whitelabel-Lösung komplett für sich personalisieren", sagt Marco Heine. Der Programmierer, der für die handwerkliche Arbeit im Familienbetrieb stets "zwei linke Hände hatte", wie er sagt, arbeitet bereits an weiteren IT-Projekten. Wenn das die Corona-Pandemie irgendwann vorbei ist und das Reisen wieder möglich macht, wird er beim Reiseveranstalter als seinem bisherigen Arbeitgeber kürzer treten. Durch die Entwicklung seiner Zimmerer-App hat er nun reichlich Aufträge bekommen, die er in seiner neuen Selbständigkeit als Programmierer bearbeitet.