Werkstatt- und Lagerorganisation Frühjahrsputz im Betrieb: Worauf es beim Reinigen, Ausmisten und Entsorgen ankommt

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Wenn der Winter vorbei ist und die Natur erwacht, wird nicht nur in Privathaushalten, sondern auch in vielen Betrieben ein Tag des Großreinemachens angesetzt. Dabei geht es um eine gründliche Gesamtreinigung von Gebäuden, Infrastruktur, Maschinen usw. Mit etwas Planung und Vorbereitung gelingt dies unfallfrei und umweltgerecht.

Frühjahrsputz
Im Betrieb steht der Frühjahrsputz nicht nur für Ordnung, sondern auch für einen Beitrag zur Arbeitssicherheit. - © Sergey Nivens - stock.adobe.com

Das Besondere an einem Frühjahrsputz ist, dass auch dort sauber gemacht wird, wo ansonsten nicht regelmäßig geputzt wird. Das betrifft häufig Kellerräume und Dachböden, die hinteren Ecken von Lagern, die oberen Regalböden, die Ablagen auf Schränken, Bereiche unter Treppen, hinter Maschinen oder Tanks und weitere schwer zugängliche Stellen.

Je nach Betrieb und Branche haben sich an solchen Stellen im Lauf des Jahres nicht nur Schmutz und Stäube angesammelt, sondern auch Verpackungsmüll, Abfälle und manchmal auch das eine oder andere gesuchte Werkzeug oder Material. Daher bestehen bei solchen Putzaktionen diverse Gesundheitsrisiken, etwa wenn Mitarbeiter auf Fensterbänke klettern, in Scherben greifen, sich mit Reinigungsmitteln verätzen oder auf nassen Böden ausrutschen.

Vor dem Putzen kommt das Aufräumen und Entrümpeln

Bevor mit Wasser und Schrubber hantiert wird, muss oft erst ausgemistet und sortiert werden. Wer seinen Betrieb und seine Mitarbeiter kennt, weiß, was auf ihn zukommt und bereitet den Großputztag vor. Die folgenden Checkfragen helfen dabei:

  • Welche Arbeits- und Schutzkleidung benötigen wir? Liegen Schutzhandschuhe, bei Stäuben Atemmasken, Sicherheitsschuhe oder -stiefel, bei starker Nässe auch Einwegschürzen oder -overalls in ausreichender Zahl und Qualität bereit?

  • Haben wir einen Vorrat an Müllsäcken, genügend geeignete Abfallbehälter, ggf. Abfallmulden?

  • Sind geeignete Reinigungswerkzeuge vorhanden wie Besen, Kehrblech, Schrubber, Fenster-Abzieher, Saugglocken usw.?

  • Stehen genügend Hilfsmittel bereit wie Scheuerschwämme, saugstarke Tücher, Staubsaugerbeutel usw.?

  • Benötigen wir weitere technische Unterstützung wie Staubsauger, Dampfreiniger, Hochdruckreiniger usw. und sind diese Geräte betriebsbereit?

  • Sind alle benötigten Reinigungsmittel und bei Bedarf auch entsprechende Spezialmittel vorhanden?

Achten Sie darauf, dass alle anfallenden Abfallfraktionen möglichst sofort getrennt und fachgerecht entsorgt werden. Das erfordert eigene Sammelbehälter für mindestens Papier/Pappe, Glas, Gelber-Sack-Verpackungen, Metallschrott, Altöl, Elektroschrott, Chemikalienreste, Batterien usw. Ein schnelles Sortieren und Entsorgen sorgt für Platz und erleichtert die eigentlichen Reinigungsaufgaben.

Wichtig: Chemikalienetiketten müssen lesbar sein

Im Verlauf von Putz- und Aufräumaktionen tauchen typischerweise auch diverse Behälter und Gebinde mit Chemikalien auf. Das können Reste von Bauchemikalien sein, selten gebrauchte spezielle Reinigungsmittel, Mittel zur Schädlingsbekämpfung oder Hilfsstoffe, Öle, Farben, Lacke, Schmiermittel, Sprays usw. Viele dieser Mittel sind als Gefahrstoffe eingestuft. Ein fachkundiger Mitarbeiter sollte alle Substanzen gründlich auf ihre weiteren Verwendungsmöglichkeiten prüfen. Hier ist weniger manchmal mehr und striktes Aussortieren schafft Platz für Wichtigeres.

Es spricht nichts gegen ein Aufbewahren benötigter Substanzen und ein Aufheben von Chemikalien in verschlossenen und eindeutig gekennzeichneten Restgebinden. Doch eine falsch verstandene Sparsamkeit á la „das Zeug kann man vielleicht irgendwann noch mal brauchen“ kann sich auch zum Messi-Syndrom entwickeln. Spätestens, wenn Flüssigkeiten eingetrocknet sind, der Verwendungszweck einer Chemikalie nicht klar ist oder das Etikett unleserlich, gehören diese Mittel fachgerecht entsorgt. Auch bei angebrochenen Uralt-Gebinden ohne Öffnungs- oder Verfallsdatum ist Vorsicht geboten. Altchemikalien, die nicht mehr irgendwo lagern, können nicht mehr umkippen, können nicht mehr verwechselt werden und benötigen weder Stellfläche noch Regalplatz.

Ausmisten schafft Platz – und kommt der Sicherheit zugute

Wo sämtliche Behälter mit Chemikalien – ob Pulver, Flüssigkeiten, Pasten, Spraydosen oder Gaspatronen –

  • fest verschlossen

  • mit leserlichen Etiketten

  • an ihrem zugewiesenen Platz

stehen, verringert sich zudem die Gefahr, dass ein Kanister, eine Flasche, Dose oder Tube beschädigt oder verwechselt werden. Dies gilt analog auch für Werkzeuge. Wo beschädigte Arbeitsmittel – ob Messgerät, Leiter oder Handwerkzeug – konsequent aussortiert werden, sinkt die Gefahr von Verletzungen und mangelhaften Arbeitsergebnissen. Der Frühjahrsputz ist eine gute Gelegenheit, alle defekten Gerätschaften, die in irgendwelchen Ecken herumliegen, aus dem Weg zu räumen und konsequent entweder der Reparatur oder der Entsorgung zuzuführen.

Wichtig: Auch bei vermeintlich simplen Reinigungsaufgaben gelten die klassischen Arbeitsschutzpflichten. Das bedeutet, dass Mitarbeiter nur Aufgaben übernehmen dürfen, zu deren Gefahren und Schutzmaßnahmen sie unterwiesen wurden. Betriebsleiter sollten diese Pflicht nicht auf die leichte Schulter nehmen. Jedes Jahr vergiften sich Menschen beim Frühjahrsputz, stürzen von Leitern oder rutschen auf nassen Böden aus. Unterschätzt wird häufig auch, wie schwer man sich und andere mit einem Hochdruckreiniger verletzen kann. Arbeitgeber und Vorgesetzte stehen in der Pflicht, Putz- und Aufräumarbeiten so zu organisieren und Mitarbeiter so einzuteilen, dass solche Gefährdungen und Verletzungsgefahren minimiert sind.

Den sauberen Betrieb für einen Kontrollgang nutzen

Wenn der Betrieb nach getaner Arbeit strahlt, die Maschinen blitzen und auf Regalen und Ablagen wieder freier Platz ist, bietet sich eine gute Gelegenheit für einen Betriebsrundgang. Betriebsleiter und die Fachkraft für Arbeitssicherheit, aber auch Umwelt- und Brandschutzbeauftragte sollten die Chance nutzen, wichtige Aspekte für Arbeits-, Umwelt- und Brandschutz zu kontrollieren:

  • Sicherheitskennzeichnung: Sind alle Warnhinweise, Verbotstafeln, PSA-Tragegebote usw. noch gut erkennbar?

  • Betriebsanweisungen: Sind die Aushänge noch lesbar, nicht ausgebleicht, die Hüllen unbeschädigt?

  • Bodenmarkierungen: Wo sind Fahrspuren, Stellplatz- und Lagermarkierungen, Kennzeichnungen für Stapler- und Laufwege usw. abgerieben, verblasst, beschädigt?

  • Erste-Hilfe: Sind die vorgeschriebenen Verbandkästen vorhanden, nachgefüllt, unbeschädigt, unverschmutzt?

  • Maschinen: Sind die Prüfplaketten, Sicherheitshinweise, Anzeigen und Typenschilder gut lesbar bzw. ablesbar? Wo weisen Ränder von Ölflecken auf Leckagen hin?

  • Gebäude: Gibt es Schäden an der Bausubstanz? Schimmelflecken? Hausschwamm? Wo zeigt sich Rost, wo wird Korrosionsschutz notwendig?

  • Brandschutz: Sind alle Feuerlöscher vorhanden, Brandmelder einsatzbereit, Fluchtwege beschildert, Notausgänge freigehalten, Löschanlagen geprüft?

Nicht nur in Betrieben der Lebensmittelverarbeitung hilft ein Großreinemachen auch, einen möglichen Befall mit Vorratsschädlingen zu erkennen. Gerade beim Aufräumen und Reinigen kann es Hinweise auf Mäuse, Ratten, Fruchtfliegen, Mehlmotten, Speckkäferlarven oder sonstiges Getier geben, die dann frühzeitig und gezielt bekämpft werden können.

Nach Werkstatt und Lager ist das Büro dran

Last, but not least, kann ein Frühjahrsputz auch im übertragenen Sinne im Büro stattfinden. Mindestens einmal im Jahr sollte man seinen Schreibarbeitsplatz „großreinemachen“ und etwa nicht mehr benötigte Dokumente auslagern, Aktenordner mit abgelaufenen Aufbewahrungsfristen schreddern, auch die Ordner auf dem PC oder Laptop entrümpeln, alte Mails löschen und nicht mehr benötigte Dateien und Dokumente löschen oder - falls Aufbewahrungsfristen dagegen sprechen - auf eine Festplatte oder in die Cloud auslagern. Mit freiem Platz, Sauberkeit und Ordnung fällt das Arbeiten allen leichter, egal, ob in der Werkstatt oder am Rechner.