Branchencheck Gebäudereininger: Der Optimismus kehrt zurück

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Im beschäftigungsstärksten Handwerk hat sich die Stimmung zuletzt aufgehellt: Laut einer Herbst-Umfrage erwartet knapp die Hälfte der ­Gebäudereiniger für 2022 gute oder sehr gute Umsätze.

Gebäudereiniger
Das Dienstleistungshandwerk bietet vielfältige Betätigungsfelder: - © Chopard Photography - stock.adobe.com

Das beschäftigungsstärkste Handwerk geht als gutes Beispiel voran. Deutsch, Englisch, Kroatisch, Französisch, Spanisch, Polnisch, Russisch, Türkisch und Arabisch – in diesen neun Sprachen hat der Bundes­innungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) kürzlich einen Impfaufruf an seine Mitgliedsunternehmen und an die Innungen verschickt. Das Ziel: Tempo in die Impfkampagne zu bringen. Mit seinen 2.500 Mitgliedsfirmen repräsentiert der BIV laut eigenen Angaben rund 85 Prozent des Marktes.

Man müsse „weiterhin für das Impfen werben, um so gut wie möglich durch die kritische Herbst- und Winterzeit zu kommen“, erklärte Thomas Dietrich, Bundesinnungsmeister des Gebäudereiniger-Handwerks, gegenüber handwerk magazin. Denn laut Dietrich ist dies ein Garant dafür, dass die 27.545 Unternehmen mit ihren rund 700.000 Beschäftigten dieses Jahr wieder zurück in die Wachstumsspur finden können. Der zweite Aspekt aus seiner Sicht: „Wir brauchen so schnell wie möglich eine neue Bundesregierung mit einem tragenden Wirtschaftskonzept.“

Stimmungs-Aufheller

Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass sich die Stimmung unter den Gebäude­reinigern, die pandemiebedingt vergangenes Jahr Umsatzrückgänge zu verkraften hatten, verglichen mit dem Frühjahr aufhellt. Zu diesem Ergebnis kommt die Herbst-Umfrage des BIV, an der ­online 450 Unternehmen teil­nahmen. „Unsere Herbst-Umfrage zeigt einen Aufwärtstrend – für die Unter­nehmen und die Beschäftigten ist das ein Stück Hoffnung“, so Dietrich. „Klar ist aber auch“, betont er, „dass uns das aktuelle Wieder­auf­flammen des Pandemie-­Geschehens Sorge bereitet. Denn für uns als industrie­nahes Dienstleistungshandwerk gilt die einfache Regel: Nur wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es auch der Gebäudereinigung gut.“

Laut der Herbst-Umfrage überwiegt auch der Optimismus für 2022. So rechnet knapp die Hälfte der befragten Unternehmen (44,5 Prozent) mit sehr ­guten beziehungsweise guten Umsätzen. Weitere 50,1 Prozent erwarten ein befriedigendes respektive ausreichendes nächstes Jahr. Lediglich 5,4 Prozent der Befragten blicken deutlich negativ ins nächste Kalenderjahr. Interessant: Wie der BIV mitteilte, hält eine deutliche Mehrheit von 85 Prozent zumindest die schlimmsten wirtschaftlichen Einbußen durch die Pandemie für überwunden. Die übrigen 15 Prozent sehen in der Coronapandemie weiterhin eine akute Krise, die die ­Branche wirtschaftlich noch auf lange Zeit negativ begleiten werde.

Deutliches Imageplus

Keine Frage: Während der Corona-Krise hat das Gebäudereiniger-Handwerk an Wertschätzung und Relevanz gewonnen. Kaum jemand wird sich erinnern ­können, dass die Schlagwörter Hygiene und ­Sauberkeit jemals einen höheren Stellenwert im öffentlichen Bewusstsein be­saßen. Dem BIV zufolge haben Unter­nehmen und öffent­liche Hand verstanden, dass gute Reinigung zum ­Gesundheitsschutz ihrer Beschäftigten beiträgt. Diesen Aufwind gelte es zu nutzen: „Wir bieten eine starke Tarifstruktur, ­Ein- und Aufstiegschancen für alle Inte­ressierten auf allen Ebenen sowie ein zukunftssicheres, technologieoffenes und abwechslungsreiches Dienstleistungshandwerk“, heißt es aus Berlin.

Branchentrends

  • Personalbedarf:
    Die größte Herausforderung lautet: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden – und zwar auf allen Ebenen. Die Ursachen für den sich verschärfenden Arbeitskräftemangel seien, so der BIV, genauso vielfältig (demografischer Wandel, Trend zum Studium, Arbeitszeiten) wie die Recruiting-Anstrengungen der Firmen.
  • Tarifautonomie:
    Die Gebäudereiniger sorgen sich um Tarifautonomie & Co. Die klare Haltung des BIV: „Als Handwerk mit starkem Tarifgefüge sagen wir: Politik raushalten, Tarifpartner machen lassen!“
  • Tagesreinigung:
    Deutlich mehr Menschen könnten sich für einen Gebäudereiniger-Job begeistern, wenn verstärkt zusammenhängende, familienfreundliche Arbeitszeiten am Tag möglich wären. Stichwort: Tagesreinigung. Eine Chance für mehr Bewerber und mehr Hygiene.
  • Minijobs:
    Der BIV begrüßt die von der Ampelkoalition avisierte Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen bei den Minijobs – auch unter dem Blickwinkel der sozialen Gerechtigkeit.
  • Zukunftspolitik:
    Der BIV hat klare Leitplanken für eine wirtschaftsfreundliche Zukunftspolitik formuliert: Bürokratieabbau und Flexibilität, der Erhalt von Werkver­trägen, ein modernes Arbeitszeitgesetz, die Förderung beruflicher Bildung, der Erhalt von sachgrundlosen Befristungsmöglichkeiten und ein Verzicht auf Steuererhöhungen.

Komplexes Tätigkeitsfeld

Das Dienstleistungshandwerk bietet vielfältige Betätigungsfelder: Diese reichen von der klassischen Unterhaltsreinigung über die Glas- und Fassadenreinigung bis hin zur Krankenhaus-, Baustellen-, Verkehrsmittel- oder Industriereinigung.

Umsatz (in Mrd. Euro)
201717,7
201819,1
201919,5
202019,3
Prognose für 2021: Nach einem pan­demiebedingten Umsatzrückgang 2020 wird mit einem stärkeren Jahr 2021 gerechnet.
Beschäftigte (gesamt)
2017682.074
2018693.513
2019694.605
2020keine Angabe
Prognose für 2021: Bei der Beschäftigtenzahl spüren die Gebäudereiniger nach dem Krisenjahr 2020 wieder einen Positiv-Trend.
Auszubildende
20172139
20182011
20191895
20201826
Prognose für 2021: Die Zahl der Azubis sinkt seit Jahren. Ein erster Erfolg wäre die Stabilisierung auf niedrigem Niveau.
Anzahl der Betriebe
201722.729
201824.176
201925.706
202027.545
Prognose für 2021: Laut dem Bundes­innungsverband wächst die Zahl der Betriebe seit Jahren konstant.
Facility Services: Nachhaltigkeit wird für Auftraggeber wichtiger

Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt auch den Sektor der Facility Services immer stärker – was sich direkt oder indirekt auch auf die Gebäudereiniger auswirken könnte. Als größte Mehrwerte sehen die Auftraggeber die Themen Umweltschutz, Image­gewinn und Kundenbindung.