Bikes fürs Abenteuer

Motorräder | Enduros sind der universelle Motorradtyp. Ideal, um die verschiedensten Ziele auf und abseits von Straßen unter die Räder zu nehmen und mit offenen Sinnen durch die Landschaft zu reisen.

Bikes fürs Abenteuer

Mit steigender Sonne steigt die Lust, sich aufs Motorrad zu setzen, und mit Enduros macht das besonders Spaß. Doch welche Maschine ist die richtige? Abgesehen von Spontanentschlüssen zum Kauf eines bestimmten Modells einer Prestigemarke können da einige Überlegungen im Vorfeld nicht schaden: Was will ich fahren und wohin? Benötige ich Prestigewert fürs Ego, oder soll das Bike nur problemlos und möglichst leichtfüßig überallhin fahren?

Denn das Enduro-Spektrum reicht von der rassigen „Hard“-Enduro à la KTM LC4 bis zum Reisemonster BMW 1200 GS Adventure. Dazwischen stehen unterschiedlichste Konzepte zur Wahl – vom preisgünstigen Alltagsbike wie der altbewährten Kawasaki KLE 500 bis zur toprenovierten exotischen Dreizylinder-Enduro-Tourer wie der Triumph Tiger 1050.

Die Reisedampfer

Komfortabel, hochwertig, langlebig und mit einem extremen Prestigewert versehen sind die einzigen Boxermotorräder – die BMW GS. Der traditionell hohe Preis schmälert den Erfolg des Marktführers kaum. Allerdings ist es nicht jedermanns Sache, ein in Sandfurchen oder in der Furt umgekipptes 290-

Kilo-Gerät schweißtreibend wieder aufzurichten. Auch einige plastikbewehrte 650er-Zweizylinder überschreiten – unbetankt und unbepackt – deutlich die Vier-Zentner-Schwelle. So unbeschwert, leichtfüßig und motorisch knackig zupackend diese „Alpenkönige“ wie etwa Suzuki V-Strom, die mächtige Honda Varadero oder eine Aprilia Caponard sich durch Kurvengeschlängel und Passkehren zirkeln lassen, so schnell werden sie bereits im leichten Gelände zum echten Klotz und lassen sich vom Durchschnittsbiker nur schwer beherrschen.

In dieser von der BMW GS beherrschten Oberklasse wildert nach mühevollem Start inzwischen immer deutlicher die Zweizylinder KTM 990. Trotz Komfortzuwachs ist die KTM mit dem klasse Fahrwerk sportlich genug fürs Kurvenräubern oder schnelle Saharapisten. Immer mehr Enduro-Fans entscheiden sich für die KTM, die mit 13000 Euro Kaufpreis der BMW allerdings kaum nachsteht.

Sicherheits-Toptechnik wie (für das Gelände abschaltbares) ABS und geregelte 3-Wege-Kats sind in dieser Klasse Standard. Doch auch preisgünstigere große Reise-Enduros sind serienmäßig oder optional mit ABS-Bremsen verfügbar, wie etwa die beliebte straßenorientierte Allrounderin Suzuki 650 V-Strom für „nur“ 7400 Euro. Auch die fürs Modelljahr 2007 kräftig modernisierte Triumph Tiger 1050, mit 115 PS die stärkste Touren-Enduro, kommt mit Blockierverhinderer. Mit ihrem einzigartigen Dreizylinder, den 17-Zoll-Rädern und dem geringen Gewicht bringt die Triumph außer Exklusivität auf Asphalt auch mächtig viel Fahrspaß.

Die Bewährten

Dass Fahrfreude bei uneingeschränkter Alltagstauglichkeit auch mit altbewährten Typ-Überlebenskünstlern erzielt werden kann, verkennen viele Bike-Begeisterte. Seit Jahren reifte bei Kawasaki die Modellreihe KLE 500 zur „Soft-Enduro“ mit Zweizylindermotor. Ein Top-Einsteiger-, Frauen- oder Alltagsmotorrad zum unschlagbaren Preis von runden 5500 Euro. Wer ein ladenneues Problemlos-Bike für die 25-kW-Klasse sucht, macht mit der KLE wenig falsch. Mit ihrem 21-Zoll-Vorderrad und einem noch akzeptablen Grundgewicht kommt sogar der Fernreisende durch wüste Regionen.

Ähnlich „alt“ erscheint auch die Honda Transalp 650. Die Transalp schleppt allerdings so manche Kilos mit, die man auf großer Tour lieber als Sprit oder Gepäck geladen hätte, um im Kurvengeschlängel oder abseits des Asphalts leichtfüßiger zu agieren.

Die Besonderen

Als Allrounder-Enduro und mit dem Kunstnamen Versys markiert, kommt diese brandneue Kreation von Kawasaki. Ihre Merkmale: guter Preis, bewährter Motor, Top-Technik mit Euro-3-Kat, und ABS-Option. Zusammen mit dem akzeptablen Leergewicht gelingt der Mix aus guter Straßentauglichkeit und hoher, entspannter Sitzposition. Ähnlich universelle Multis wie die vom Supersportler zum Tourer umgestrickte Ducati Multistrada 1000 oder die eigentümlich „höhergelegte“ Sportlerin Bell Ulysses XB12X werden einige Liebhaber finden, die wissen, was sie mit ihnen wollen.

Die Einzylinder

Die Einzylinder-Klassiker – die Legendären und die „Harten“ – werden brandaktuell um eine Modellreihe von BMW aufgestockt: Die Münchner positionieren ihre Einzylinder-Offensive eindeutig gegen den Platzhirsch KTM. Drei Modelle umfasst die BMW-G-650-X-Reihe: Die „Hard“-Enduro Xchallenge, die Scrambler Xcountry und die Supermoto Xmoto. Mit einheitlicher Basis (bewährte F-650-GS-Technik) schafft es BMW, drei unterschiedliche Typen anzubieten. Allen gemein sind der erstarkte Rotax-Motor, Leichtbau sowie modernste Technikkomponenten. Auch ABS ist für die schlanken Einzylinder vorgesehen, und für die Enduro bietet BMW sogar ein komplettes Offroad-Zubehör.

Aus Italien kommt ein Einzylinder-Dauerbrenner: die Pegaso Trail. Ein moderner straßenorientierter Allrounder, mit 48 PS kräftig, mit unter 180 Kilo noch leicht und mit unter 7000 Euro auch preislich erträglich. Zudem fertigt Hersteller Aprilia die Supermoto-Variante Factory (vormals Strada) für die Hatz zur Espresso-Bar.

Nichts zusätzlich Erklärendes muss zu den restlichen Eintöpfen genannt werden: KTM 640 LC4 als Sport-Enduro und die 640 Adventure als Alltagsvariante kauft man/frau, weil zig Rallyesiege und die perfekte Offroad-, Straßen- sowie Extremreise-Eignung als Empfehlung reichen. Die LC4 gilt seit Jahren – ständig verbessert – als die „Hard“-Enduro schlechthin mit einem tadellosen Fahrwerk, dem bärenstarken und rauen, gierig am Gas hängenden Motor.

Die Erfinder

Von den vielen japanischen Modellen im „normal“ straßenzulassungsfähigen Eintopf-Segment ist nur die Yamaha XT 660 R verblieben. Yamaha, mit der XT 500 Erfinder der Enduro-Gattung, hat über Jahrzehnte die XT mit geringem Aufwand für Zehntausende Fans erhalten. Nun gelang, bis auf den unglücklich unter dem Motor verlegten Auspuff, mit der neukonstruierten XT 660 R ein ungemein universelles Gerät: Relativ leichtgewichtig, mit einem sanften, druckvollen Motor und mit einem sensiblen Fahrwerk, nicht so bockig wie die alte XT 600, gibt es die XT zu einem guten Preis von rund 6000 Euro. Die BMW G-650 Xcountry kostet 2000 Euro mehr, die KTM liegt nochmals 800 Euro darüber.

Theo Gerstl

reinhold.mulatz@handwerk-magazin.de