Finanzierung beruflicher Bildung UFH und BdH fordern bessere Bildungs- und Gründungsförderung

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Die Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) fordern eine gleichwertige Finanzierung von beruflicher und akademischer Bildung, auch der Bundesverband der Betriebswirte des Handwerks (BdH) fordert parallel eine stringente Bildungs- und Gründungsförderung. Nur so könne gegen den Fachkräftemangel vorgegangen werden.

Berufsbildung, Ausbildungsberufe
Bessere Berufsbildungsförderung: Während der BdH vor allem bundesweite Zuschüsse für den Meister fordert, pochen die UFH auf eine gleichwertige Finanzierung von beruflicher und akademischer Bildung. - © ilcianotico - stock.adobe.com

Die Schlagzeilen lauten in diesen Tagen "Handwerker müssen Kunden warten lassen“, „Kunden brauchen Geduld bei Handwerkern“ oder „Handwerker kommen mit der Arbeit nicht nach“.

Der Grund liegt im zunehmenden Fachkräftemangel, der sich – wie Hans Peter Wollseifer, der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) es kürzlich formulierte – immer stärker als gesamtwirtschaftliche Wachstumsbremse erweist. Einer aktuellen Studie der KFW Kreditanstalt für Wiederaufbau zufolge fehlen vor allem Meister.

Erschreckend uneinheitliche Situation bei Meisterprämien

„Es ist fünf vor zwölf“, sagt Heinz Weber, Vorsitzender des Bundesverbandes Betriebswirte des Handwerks (BdH), und fordert eine bundeseinheitliche Förderung der Aufstiegsfortbildung.

Denn die Situation ist erschreckend: Während in Sachsen-Anhalt 10.000 Euro Meistergründungsprämie gezahlt wird, gewähren Rheinland-Pfalz, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen 1.000 Euro, Bayern und Brandenburg 1.500 Euro und Niedersachsen 4.000 Euro Fortbildungsprämie. Die anderen Länder nichts! In Bayern wird der Zuschuss automatisch nach Bestehen der Meisterprüfung gezahlt, in den anderen Ländern nur auf Antrag, in Niedersachsen nur bei Online-Beantragung.

Zuschüsse bundesweit über die KFW zeitnah gewähren

„Wenn wir die Attraktivität für handwerkliche Berufe fördern und dem Fachkräftemangel durch strukturierte Aufstiegsfortbildung begegnen wollen, muss dieser Bildungsföderalismus-Wahnsinn aufhören“, so Weber. Der Bund könnte die Zuschüsse zum Beispiel zentral über die KFW zeitnah gewähren. Weber fordert daher die Politik auf, sich dieser Thematik jetzt anzunehmen, um das Handwerk zu stützen.

UFH fordern gleichwertige Finanzierung von beruflicher und akademischer Bildung

Auch der Bundesverband der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) fordert eine bessere Bildungsförderung: "Die berufliche Bildung muss endlich gleichwertig gefördert werden!" Mit dieser Forderung eröffnete Heidi Kluth, Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) das diesjährige Fachgespräch der UFH mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH).

Rund 30 Unternehmerfrauen waren angereist, um sich über aktuelle handwerkspolitische Themen sowie die politische Stimmungslage im Bund zu informieren. ZDH-Geschäftsführer Karl-Sebastian Schulte und Dr. Volker Born, Leiter der Abteilung Berufliche Bildung, standen den Unternehmerinnen für ihre Fragen und Anliegen zur Verfügung.

ZDH unterstützt forderungen der Unternehmerfrauen im Handwerk

Die große Koalition, so Schulte, wirke wie das Vorrunden-Aus bei der Fuß-ball-WM. Es fehle an Leidenschaft und Mannschaftsgeist. Der Asyl-Streit habe die Politik gelähmt und wichtige Entscheidungen in anderen Bereichen verzögert. Die Forderung der UFH nach der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung bekräftigt der ZDH ausdrücklich.

Der einzige Bildungsbereich, so Dr. Born, für den der Bund zuständig ist, sei die berufliche Bildung. „Trotzdem werden Milliarden für eine kostenfreie akademische Bildung ausgegeben, aber nur einige Millionen für die Förderung der beruflichen Bildung“, so Schulte. Dieses Ungleichgewicht müsse ein Ende haben. Dazu gehöre auch die finanzielle Unterstützung der Auszubildenden zum Beispiel bei deren Mobilität, in Form von Azubi-Tickets für den ÖPNV analog den bereits existierenden Studententickets.

ZDH sieht Azubi-Mindestlohn kritisch

Als sehr problematisch bewertet ZDH-Geschäftsführer Schulte die für 2020 geplante Mindest-Ausbildungsvergütung, die die Politik ab Herbst im Rahmen der Novelle des Berufsbildungsgesetzes auf den Weg bringen will. Starre Grenzen werden der Vielfalt in Regionen und Gewerken nicht gerecht. Es droht gerade in Kleinstbetrieben ein Rückgang der Ausbildungsbereitschaft. Die Handwerksorganisation warnt vor einer schleichenden Verstaatlichung des Ausbildungssystems und fordert, dass Tarifverträge Vorrang haben und bestehende Lehrverträge Gültigkeit behalten müssen.

Ein weiteres wichtiges Zukunftsthema wird laut Dr. Born sein, die Qualität der Ausbildung in Betrieben und Berufsschulen zu sichern. Fortbildungen müssten stärker vereinheitlicht werden, um Qualitätsstandards zu setzen.

Handwerk soll für alle Schularten offen stehen

In den letzten Jahren sind gravierende Verschiebungen im Schulsystem zu beobachten: „Das Gymnasium ist die neue Volksschule“, formuliert Dr. Born. Mit dem Berufsabitur müsse deshalb künftig die Ausbildung im Handwerk positiv und zukunftsorientiert besetzt werden. Es sei wichtig, die Botschaft zu senden, dass im Handwerk eine lebenslange Berufslaufbahn für jeden möglich ist, egal aus welcher Schulart man kommt.

Über die Verbände BdH und UFH:

In Deutschland gibt es rund 20.000 Betriebswirte des Handwerks. Der Abschluss der zweijährigen Ausbildung entspricht dem Master. Der Verband der Betriebswirte des Handwerks vertritt die Interessen der Betriebswirte und zählt im Augenblick bundesweit rund 1.000 Mitglieder. Der Verband der Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH) ist die bundesweite Vertretung aller Frauen in Führungspositionen des Handwerks. Rund 5.000 UFH sind in 14 Landesverbänden und über 150 regionalen Arbeitskreisen bundesweit vernetzt.