Auszubildende Guter Start für Azubis: Checkliste für Ausbilder

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Konflikte mit Kollegen, mangelnde Kommunikation und zu wenig Anerkennung: Das sind die häufigsten Gründe für die hohe Abbruchquote der Ausbildung im Handwerk. Nur wer sich gleich zu Beginn richtig um neue Azubis kümmert, kannsich später über engagierte Fachkräfte freuen. So organisieren Sie den Karrierestart richtig!

Guter Start für Azubis - Checkliste für Ausbilder
Für die Azubis ist vor allem ein gutes Verhältnis zu ihren Kollegen besonders wichtig. - © ehrenberg-bilder/Fotolia.com

Für die Azubis beginnt mit der Lehre ein neuer Lebensabschnitt: vom fremdbestimmten Lernen für die Schule und Lehrer hin zu einem Lernen für die eigene Entwicklung und berufliche Zukunft. Damit die Jugendlichen ihre neue Rolle im Betrieb und im Kollegenkreis leichter finden können, sollte der Karrierestart möglichst schonend sein. Aber wie können Ausbilder den Azubis dabei entgegenkommen? Und was ist den Auszubildenden selbst überhaupt wichtig?

Das gehört zum Start für Azubis in die Einführungsmappe

Zum optimalen Starter-Kit für Azubis gehören analoge oder digitale Einführungs- oder Willkommensmappen, gerne auch eine eigene App. Dadurch erhalten die Azubis die wichtigsten Informationen auf einen Blick .

  • Daten & Fakten zur aktuellen Situation des Unternehmens
  • Firmengeschichte in Kurzform
  • Infos zu Produkten, Kunden und der Marktposition
  • Leitlinien des Unternehmens
  • Sozialleistungen und Bonussysteme
  • Ansprechpartner mit Kontaktdaten
  • Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten
  • Aufstiegschancen und Perspektiven
  • Betriebsregeln im Überblick

Nutzen Sie Checklisten und Ausbildungspaten

Außerdem setzen viele Betriebe auf eine besondere Nähe zu ihrem Nachwuchs. Gerhard Büchele, Ausbilder in seinem Fachbetrieb für Lufttechnik in Karlsruhe ist dafür das beste Beispiel. Er will immer möglichst nah dran sein an den Auszubildenden und ihren Fragen und Schwierigkeiten im Alltag. Das bewusste Kümmern beginnt bei ihm gleich am ersten Tag: Für alle Beteiligten gibt es Checklisten, wie der neue Auszubildende empfangen wird und welche Informationen er erhalten soll.

Dazu bekommt jeder Azubi einen Ausbildungspaten zugeteilt, der den Nachwuchs in die Gepflogenheiten des Betriebs einarbeitet und erster Ansprechpartner bei Fragen ist. Denn der Ausbildungsstart beginnt für alle Berufseinsteiger mit zahlreichen Fragen: Wer sind meine Ansprechpartner? Wo finde ich was? Und was gibt es zu beachten? Anhand dieser Checkliste können Sie mit Ihrem neuen Auszubildenden zielstrebig die wichtigsten Informationen für den ersten Arbeitstag abarbeiten.

Trotz des durchgeplanten und strukturierten Starts legen Büchele und seine Führungskräfte großen Wert auf eigenverantwortliches und selbstständiges Arbeiten. Um den Auszubildenden Gelegenheit zu geben, ihre eigenen Ideen einzubringen, gibt es regelmäßige Feedbackgespräche mit den Ausbildern. „Die Auszubildenden dürfen ruhig ihren eigenen Kopf haben und auch mal Fehler machen, wenn sie dafür gerade stehen“, sagt Büchele.

Die Azubi-Hitliste - was der Nachwuchs wirklich will

Aber was will eigentlich der Nachwuchs selbst? Die Manufactum Studie von Würth zeigt, was den Auszubildenden während ihrer Lehrzeit besonders wichtig ist.

  1. Gutes Verhältnis zu Kollegen - 80%
  2. Gute Arbeitsmarktchancen im erlernten Beruf - 70%
  3. Wertschätzung der geleisteten Arbeit - 62%
  4. Weiterbildungschancen nach der Ausbildung - 59%
  5. Unterstützung im Betrieb - 56%
  6. Gutes und direktes Verhältnis zum Chef - 53%
  7. Angemessenes Gehalt nach der Ausbildung - 53%
  8. Abwechslungsreiche Arbeitsaufgaben - 49%
  9. Freiraum bei der Arbeitsausführung - 44%
  10. Gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit - 41%

Die Wertschätzung der eigenen Arbeit ist für die Azubis also einer der wichtigsten Faktoren für die Arbeitszufriedenheit. Die Spitzenposition nimmt aber das gute Verhältnis zu den Kollegen ein – die Azubis wollen also auch selbst Teil des Teams werden. Der Schlüssel hierzu liegt – wie so oft – im erfolgreichen Gespräch.

Setzen Sie auf offenen Dialog

Laut einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung ist die Abbruchquote in der betrieblichen Ausbildung im Handwerk mit 31 Prozent deutlich höher als in der Gesamtwirtschaft (24 Prozent). Das liegt laut Analyse des Ludwig-Fröhler-Instituts in München aus Sicht der Jugendlichen vor allem an Konflikten mit Kollegen sowie einer nicht als ausreichend empfundenen Kommunikation. Gefragt nach Maßnahmen zur Verbesserung, wünschen sich die Auszubildenden vor allem mehr Verständnis und mehr Anerkennung vom Chef und den Mitarbeitern.

Auch Gerhard Büchele setzt vor allem auf einen offenen Dialog: Erkennt er beim Durchschauen der Berichtshefte, dass es scheinbar irgendwo kriselt, f ührt er nicht nur mit dem betroffenen Auszubildenden Konfliktgespräche, sondern auch mit den Eltern und dem Lehrer in der Berufsschule. Ein Engagement, das sich auszahlt: Einige der früheren Krisenfälle arbeiten heute als engagierte Fachkräfte im Betrieb.

Expertentipps - ein Leitfaden für Ausbilder

Aber was genau können Ausbilder noch tun, um den neuen Azubis vor allem den Beginn so angenehm wie möglich zu machen? Werner Vetter, Geschäftsführer des Trainingsanbieters Faszinatour in Immenstadt, empfiehlt als Experte für Teamentwicklung fünf wichtige Tipps für einen gelungenen Ausbildungsbeginn:

  1. "Wir-Gefühl" aufbauen. Damit Sie die Neuen einarbeiten können, müssen die erstmal angekommen sein - nicht nur physisch, sondern auch mit Hirn und Herz. Je schneller Zugehörigkeit und ein Wir-Gefühl entstehen, desto weniger bremsen Reibungsverluste und unnötiger Widerstand den Start. Deshalb schicken viele Firmen ihre "Neuen" gleich zu Beginn einige Tage ins Azubi-Camp. Hier haben Sie Gelegenheit, sich kennenzulernen und ein Team zu werden, das die neuen Herausforderungen gemeinsam meistert.
  2. Ausbilder ins Team integrieren. Damit die Azubis möglichst rasch in ihre neue Rolle und ein neues Lernverständnis finden können, muss nicht nur das Eis untereinander, sondern auch das zwischen Auszubildenden und Ausbildern brechen. Das klappt nur, wenn die Ausbilder von Anfang an Teil des Teams sind, statt von der Seitenlinie aus zu kommandieren: für manch einen Ausbilder eine Herausforderung - aber eine, die sich lohnt.
  3. Nachwuchs fördern und fordern. Entwickeln Sie ein klar formuliertes Ausbildungskonzept und stellen Sie klar, dass die Ausbildung eine wichtige Investition in die Zukunft ist. Überschütten Sie die Auszubildenden nicht mit Routinejobs, sondern bieten Sie auch Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung.
  4. Regelmäßiges Feedback einholen. Teamgeist, Motivation und Lernwille sind keine Selbstläufer - schon gar nicht, wenn man am Anfang des Berufswegs steht. Führen Sie also regelmäßig Mitarbeitergespräche: Was läuft gut? Welche Probleme gibt es, etwa mit Arbeitszeit, Berufsschule oder Vorgesetzten? Wer braucht wo Unterstützung?
  5. Orientierung und Perspektiven bieten. Bin ich fit für die Abschlussprüfung? Wie geht es danach weiter? Will ich bleiben oder doch lieber studieren? Wenn ich bleibe, wo finde ich meinen Platz im Unternehmen? Stehen Ausbilder und Chefs den Auszubildenden mit Rat und Tat zur Seite, können Sie Potentiale erkennen und nutzen, die anhand der Abschlussnoten alleine nicht sichtbar werden. Ziel ist es, gute Mitarbeiter im Betrieb zu halten.