Sonderpreis für Tiny House Seifriz-Preis 2020: Wissenstransfer zwischen Studenten und Azubis

Zugehörige Themenseiten:
Kooperationen und Technologietransfer

Wie passen ein gängiger Seecontainer und moderne Energietechnik zusammen? Sehr gut – wie ein mit dem ­Seifriz-Preis ausgezeichnetes Projekt zeigt. Zumal auch die beteiligten ­Studenten und SHK-Auszubildenden dabei viel lernen konnten.

Projekt „SHK4FutureEnergysystems“
Die Zukunft kann kommen: Handwerksunternehmer Joachim Kreuz aus Schallstadt hat zusammen mit seinen Wissenschaftspartnern das Projekt „SHK4FutureEnergysystems“ gepusht. - © BWHT

Was auf den ersten Blick wie ein handelsüblicher Seecontainer daherkommt, hat es in sich – und bietet einen Blick in die Zukunft. Die Rede ist vom Projekt „SHK4FutureEnergysystems“, das die Seifriz-Preis-Jury in diesem Jahr mit dem Studierenden-Sonderpreis ausgezeichnet hat. Ein gelungener Wissenstransfer zwischen Studenten der Hochschule Offenburg und Azubis aus dem SHK-Handwerk. Herausgekommen ist ein energieautarkes Tiny House, das jetzt zu Demo-Zwecken zwischen den Standorten Freiburg und Offenburg pendelt. Technik pur zum Anfassen.

Schöne Lernkurve

Auch Joachim Kreuz, Geschäftsführer der Bad & Heizung Kreuz GmbH aus Schallstadt, ist stolz auf das vom Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme (ISE) initiierte Projekt. „Wir haben sehr viel gelernt“, berichtet der 61-jährige. Der gut vernetzte Unternehmer hatte die Bewerbung für den „Transferpreis Handwerk + Wissenschaft“, so der offizielle Name, eingereicht.

Wer jetzt zunächst an technische Herausforderungen denkt, den belehrt Kreuz eines Besseren. Um das moderne Tiny House überhaupt entstehen lassen zu können, mussten Hochschüler und Azubis erst einmal eine „gemeinsame Sprache“ finden. Nur gut, dass mit Handwerksmeisterin Yvonne Glampe aus dem Hause Kreuz die passende „Dolmetscherin“ parat stand. „Sie war die zentrale Schlüsselstelle“, erinnert sich der Unternehmer heute. Und somit ein Garant dafür, dass die Nachwuchskräfte viel Erfahrung sammeln konnten. Etwa in Sachen ganzheitlicher Bauprozess oder gewerkeübergreifende Aufgaben.

„Für unseren Lehrling war das Projekt etwas Außerordentliches. Er konnte wirklich etwas entstehen lassen“, erklärt Kreuz in der Rückschau. „Das bringt ihn weiter – auch persönlich.“ Zudem habe er in der Firma viel Anerkennung von den Kollegen erfahren.

Moderne Technik

An sechs Tagen im April und Mai 2019 brachten die Hochschüler und Azubis die Energiewende dann im Seecontainer unter – begleitet von Handwerksmeisterin Glampe sowie den Wissenschaftspartnern Robert Meyer vom Fraunhofer ISE und Prof. Dr.-Ing. Jens Pfafferott von der Hochschule Offenburg. Um Besuchern die moderne Versorgungstechnik interaktiv vermitteln zu können, setzte das Projektteam auf technische Raffinessen:
  • hybride Solarthermie- und Foto­voltaik-Module
  • ein Off-Grid-Batteriespeichersystem
  • eine reversible Wärmepumpe zum Heizen und Kühlen
  • Flächentemperiersysteme für Decken und Fußböden
  • eine dezentrale Lüftungsanlage sowie
  • Smart-Home-Technik, um die Energieflüsse zu überwachen.
 Joachim Kreuz
Joachim Kreuz, Geschäftsführer der Bad & Heizung Kreuz GmbH aus Schallstadt. - © Kreuz

Unternehmer Kreuz freut es, dass das Tiny House sein Gewerk in den Vordergrund rückt: „Unser Beruf wird technisch so anspruchsvoll. Wir brauchen junge und interessierte Menschen aller Schul­arten.“ Das Vorzeigeprojekt steigere die Attraktivität beim Nachwuchs und baue Vorurteile ab. „Zudem kann die Relevanz des ­Berufsfeldes für die Energiewende verdeutlicht werden.“ Demnach verwundert es kaum, dass die Innung SHK Freiburg Müllheim Hochschwarzwald das Tiny House verstärkt zur Nachwuchsgewinnung auf Messen einsetzen möchte.

Schöner Nebeneffekt: Die gewerkeübergreifende Zusammenarbeit hat Lust auf mehr gemacht. Man denke über ein neues Projekt nach, so Kreuz.

Der Seifriz-Preis

wird als Technologietransfer-Wettbewerb unter der Federführung des Baden-Württembergischen Handwerkstages durch den Verein Technologietransfer Handwerk e.V. veranstaltet. Unterstützung findet der Preis seit 2001 von der Holzmann Medien Gruppe und ihrem bundesweiten Wirtschaftsmagazin handwerk magazin sowie der Signal Iduna Gruppe für Versicherungen und Finanzen. Der Preis wird ermöglicht durch eine bundesweite Jury und das Engagement einer Vielzahl von Beratern in den Kammern und Fachverbänden.