Pluspunkt fürs Rating

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Leasing | Trotz Rezession und geänderten Spielregeln bleibt das Mieten von Wirtschaftsgütern eine gute Wahl: Leasing schafft finanziellen Freiraum und mehr Unabhängigkeit von der Bank.

Martin Olejniczak weiß Leasing als alternative Finanzierung zu schätzen. - © KD Busch

Pluspunkt fürs Rating

Die Vorteile haben Martin Olejniczak überzeugt. Der Geschäftsführer der Stuttgarter Elektromesser GmbH setzt auf Mieten statt Kaufen: Der Fuhrpark des Elektrobetriebs, bestehend aus sieben Fahrzeugen, ist geleast wie auch die Handwerkersoftware mit Kalkulationsprogramm und Angebotserstellung. „Ausschlaggebend war, dass wir nicht so viel Betriebskapital binden wollten“, sagt Olejniczak und nennt damit das klassische Hauptargument für diese alternative Finanzierungsvariante und ergänzt: „Früher hatten wir einen Transporter, heute drei. Die Fahrzeuge zu kaufen war einfach zu teuer. Wenn wir sie mieten, können wir schneller auf Wachstumsanforderungen reagieren“, so der Geschäftsführer.

Die angeführten Argumente von Olejniczak sprechen klar für Leasing. Um Eigenkapital und Liquidität zu schonen, hat sich diese Art der Finanzierung in den vergangenen Jahren neben der Kreditfinanzierung für mittelständische Unternehmen zu einer wichtigen Variante entwickelt. Denn bei Leasinginvestitionen zahlen gewerbliche Kunden nicht den gesamten Kaufpreis auf einen Schlag, sondern feste, monatliche Leasingraten über eine vertraglich vereinbarte Laufzeit. In der Wirtschaftskrise gewinnt diese Form der Finanzierung zusätzlich an Bedeutung:Die Banken mauern bei der Kreditvergabe. Ein Unternehmer, der nicht dauernd seine Kreditlinie ausreizen muss, um laufende Geschäfte zu finanzieren, reduziert die Abhängigkeit von der Hausbank (siehe dazu auch das Titelthema auf Seite 16).

Restwerte im Keller

„Leasing schafft mehr finanziellen Spielraum für den Betrieb“, sagt Jürgen Herzig, Finanzberater und Geschäftsführer der Finance Relations Management. Und dieser Freiraum wirke sich direkt positiv auf die Bank-Bewertung, das Rating des Unternehmens aus, betont der Finanzberater. „Geleaste Wirtschaftsgüter werden in der Regel nicht in der Bilanz des Leasingnehmers geführt, sondern bei der Leasinggesellschaft. Das schont die Eigenkapitalquote des Betriebs und verbessert gleichzeitig die Rating-Note“, erklärt Jürgen Herzig.

Allerdings setzt die Finanzkrise die Leasinganbieter unter Druck. Sorgenkind der Gesellschaften dürfte derzeit ausgerechnet ihr größter Geschäftsbereich sein: das Fahrzeug-Leasing (siehe Grafik). Aufgrund der Rabattschlacht rund um die staatlich subventionierte Abwrackprämie gingen die Preise für Gebrauchtwagen in den Keller. Damit sinkt auch der Restwertbetrag am Ende der Vertragslaufzeit. Für den Leasingnehmer kann das schnell ein Verlustgeschäft werden (siehe Checkliste).

„Wenn wir von einem durchschnittlichen Neuwagenpreis von 26000 Euro ausgehen, dann wird nach drei Jahren nur noch ein Wiederverkaufspreis von 9256 Euro erzielt, vor einem Jahr waren es noch 10946 Euro“, rechnet Michael Velte, Verbandschef markenunabhängiger Fuhrparkmanagementunternehmen (VMF). Der VMF-Restwert-Indikator für Gebrauchtwagen sank in den den vergangenen zwölf Monaten um 6,5 Prozentpunkte. Der Verband forderte die Leasinggesellschaften bereits auf, „die Raten wirtschaftlich vernünftig zu kalkulieren“. Das heißt, auch den Restwert adäquat den Marktschwankungen anzupassen.

Kundenbonität im Visier

Elektromesser-Chef Olejniczak machte mit den geänderten Bedingungen schon seine Erfahrungen: „Das Angebot für unseren letzten Leasing-Wagen war zwar insgesamt günstiger, die Raten aber etwas teurer, weil der Restwert niedriger kalkuliert wurde.“ Der Geschäftsführer hat das akzeptiert: „Unser Händler hat sich als guter Partner bewährt: Bei der Rückgabe der Fahrzeuge hat es noch nie Probleme gegeben“.

Auch andere Vorzeichen haben sich im Zuge der Finanzkrise geändert, wie Berater Herzig beobachtet. Die Gesellschaften hätten die Vorgaben für die Bonitätsprüfungen der Kunden verschärft. Die Leasinggeber sehen genauer hin - wie die Banken bevor sie die Wirtschaftsgüter zur Verfügung stellen.

„Bis 125000 Euro prüfen wir vereinfacht über Creditreform und unsere interne Datenbank. In rund 70 bis 80 Prozent der Anfragen wird in wenigen Minuten entschieden“, betont Dietmar Hammerstein, Prokurist und Vertriebsleiter bei VR-Leasing. Erst ab 125000 Euro müsse der Kunde zusätzliche Informationen vorlegen und ab 250000 Euro aktuelle Bilanzen und Bankauskünfte.

Trotz der geänderten Spielregeln setzt Olejniczak weiter auf Leasing. Der Geschäftsführer denkt zusätzlich über das Mieten von Maschinen für seinen Elektrobetrieb nach gleich vom Hersteller. Seine erste Wahl: Hilti.

cornelia.hefer@handwerk-magazin.de