Kennzahlen im Handwerk Mindestgewinn: Dienstleistungen nicht unter der Gewinnschwelle anbieten

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Sie arbeiten gefühlt rund um die Uhr, doch unterm Strich bleibt kaum was übrig? Rechnen Sie doch einmal aus, welchen Gewinn Sie brauchen, um nicht nur zu überleben, sondern auch Reserven zu schaffen – und passen Sie Ihre Kalkulation an.

Wusnchgewinn definieren
Neben dem Mindestgewinn sollte auch noch Raum für die notwendigen Rücklagen bleiben. - © LALAKA - stock.adobe.com

Was sagt die Kennzahl aus?

Der Mindestgewinn ist der Wert, den ein Unternehmen zum Überleben am Markt erzielen muss. „Viele Unternehmer machen zwar Gewinn, haben aber zu wenig Geld auf dem Konto“, weiß Uwe Duchardt, Referent zum Thema „Vollkostendeckender Stundensatz“ bei handwerk magazin (Infos unter handwerk-magazin.de/seminare). Das liegt nach seiner Erfahrung daran, dass sie ihren Mindestgewinn nicht kennen und deshalb ohne klares Ziel arbeiten. Um nicht nur zu überleben, sondern auch eine Reserve für harte Zeiten oder Neuinvestitionen zu schaffen, sollte jeder Unternehmer laut Duchardt ausgehend vom jeweiligen Mindestgewinn einen Wunschgewinn als Ziel definieren.

Wie beeinflusst die Kennzahl die Zukunftsfähigkeit?

Wer als Unternehmer dauerhaft nur so viel verdient, dass er keine Reserven für den Betrieb aufbauen oder in die eigene Altersvorsorge investieren kann, gerät schnell in Existenznot. Zudem nagt die ständige Unsicherheit, ob es diesen Monat wieder reicht, an der Psyche des Unternehmers. Die schlechte Stimmung überträgt sich oft auch auf das gesamte Team, wodurch die Arbeitsproduktivität leidet. Warum sich reinhängen, wenn es doch nichts bringt?

Welche Stellschrauben hat der Unternehmer?

Die verrechen- oder verkaufbaren Stunden pro Mitarbeiter sind laut Duchardt „das Wertvollste in jedem Betrieb“. Liegt dieser Wert unter 1.470 Stunden pro Jahr und Mitarbeiter, geht zu viel bezahlte Arbeitszeit mit unproduk­tiven Tätigkeiten verloren. Ziel sollte es sein, durch effizientere Abläufe oder auch durch weniger Fehlzeiten die vom Kunden insgesamt bezahlten Stunden zu erhöhen und den Stundensatz so anzupassen, dass neben dem Mindestgewinn auch noch Raum für die notwendigen Rücklagen bleibt.

Experte Duchardt weiß, dass sich viele Chefs damit schwertun, rät aber dennoch zu mehr Selbstbewusstsein beim Verkaufen der eigenen Leistung: „Kein Kunde hat so viel Angst vor den Preisen wie der Unternehmer selbst.“

Die Formel: So wird die Kennzahl berechnet

Mindestgewinn pro Jahr =(Tilgung-Abschreibung) + Lebenshaltung*
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0,67**
*inklusive Altersvorsorge **Annahme: 1/3 der jährlichen Einnahmen geht als Steuer ans Finanzamt
Beispielrechnung
(20.000 Euro - 10.000 Euro) + 60.000 Euro
(Tilgung - Abschreibung) + Lebenshaltung
-------------------------------------------------------------------

0,67**
= 105.000 Mindestgewinn
*inklusive Altersvorsorge **Annahme: 1/3 der jährlichen Einnahmen geht als Steuer ans Finanzamt