Kennzahlen im Handwerk Verrechenbare Stunden: So wenig Leerzeiten wie irgend möglich

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Sie haben viel zu tun, alle sind überlastet und trotzdem bleibt unterm Strich weniger übrig als gedacht? Dann lohnt es sich, einen Blick auf die unproduktiven Zeiten zu werfen und die Zahl der verrechenbaren Stunden genau zu überprüfen.

Verrechenbare Stunden
Schon eine halbe Stunde mehr verrechenbare Zeit pro Tag und Mitarbeiter beeinflusst den notwendigen Stundenverrechnungssatz deutlich. - © cosma-stock.adobe.com

Was sagt die Kennzahl aus?

Bei den verrechenbaren oder produktiven Stunden handelt es sich um die Stunden, die direkt einem Auftrag zuzurechnen sind. Diese Stunden werden dem Kunden in Rechnung gestellt und von ihm bezahlt. Je höher die Zahl der produktiven Stunden ist, desto höher ist der Umsatz und somit auch der Ertrag. Ziel sollte es deshalb sein, den Betrieb so zu führen, dass möglichst viele Stunden verrechnet werden können und der Anteil unproduktiver Tätigkeiten (Beispiel: Suchen, Aufräumen, Einladen, Gewährleistungsarbeiten etc.) so gering wie möglich bleibt.

Wie beeinflusst die Kennzahl die Zukunftsfähigkeit?

Liegen die verrechenbaren Stunden deutlich unter dem Durchschnittswert von 1.476 Stunden, müsste ein Betrieb seine Stundenverrechnungssätze anheben, um die geplante Gewinnmarge zu realisieren. Das klappt aber nur, wenn es dafür auch gute Argumente (Qualität, Service, Termingarantie, Festpreis, Nachhaltigkeit etc.) gegenüber den Kunden gibt. Fehlen diese und kann der Betrieb die eigentlich notwendigen Stundensätze nicht am Markt durchsetzen, schrumpfen nicht nur Gewinn und Eigenkapital, auch die Liquidität geht zurück. Fehlt auf Dauer das Geld für Investi­tionen, gefährdet dies die Existenz.

Die Formel: So ermitteln Sie Ihre produktiven Stunden pro Jahr

Tage pro Jahr 365
./. Samstage und Sonntage- 104
=Anzahl Wochentage= 261
./, Feiertage- 12z.B. Baden-Württemberg 2021
= Anzahl Arbeitstage= 249
./. Anzahl Urlaubstage- 30Unterschiede je Gewerk
./. Anzahl Krankheitstage- 10angenommener Durchschnittswert
./. Anzahl Weiterbildungstage- 2angenommener Durchschnittwert
./. weitere unproduktive Tage- 2z.B.: Betriebsausflug, Inventur
= Anzahl der Anwesenheitstage= 205
x Anzahl der täglichen Arbeitsstundenx 8Unterschiede nach Tarifvertrag
= Anzahl der Anwesenheitsstunden/Jahr= 1.640
./. 10% nicht verrechenbare Stunden*- 164z. B. Nacharbeiten, Leerlauf, Besprechungen,
Aufräumen etc. – große Unterschiede
zwischen den Betrieben
= Anzahl der verrechenbaren Stunden
pro Mitarbeiter und Jahr
= 1.476
*Anmerkung: 10 Prozent sind ein guter, durchschnittlicher Wert,
je nach Organisation und Auslastung kann der Wert jedoch höher sein.

Welche Stellschrauben hat der Unternehmer?

Schon eine halbe Stunde mehr verrechenbare Zeit pro Tag und Mitarbeiter beeinflusst den notwendigen Stundenverrechnungssatz deutlich. Das bedeutet für die Chefs: im ersten Schritt die Abläufe analysieren und versuchen, offensichtliche Zeitfresser wie Suchen, Aufräumen, Materialfahrten und Nacharbeiten durch eine effizientere Organisation und Arbeitsvorbereitung zu reduzieren. So kann es etwa sinnvoll sein, für Aufräumarbeiten oder das Beladen der Fahrzeuge eine vergleichsweise günstigere Aushilfe zu beschäftigen. Wer mit überdurchschnittlich hohen Fehlzeiten zu kämpfen hat, kann mit persönlichen Gesprächen und Maßnahmen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement gegensteuern, dafür gibt es von den Krankenkassen tatkräftige Unterstützung und sogar Prämien.