Fahrzeugtest Mercedes Sprinter - Der Transporter 4.0

Er ist Namensgeber einer ganzen Klasse. Jetzt wurde der neue Mercedes-Benz Sprinter vorgestellt. Wir testeten den 3,5-Tonnen-Transporter, der voll vernetzt ist. Fazit: Fuhrparkmanagement wird einfach.

Mercedes-Benz Sprinter
Der neue Mercedes-Benz Sprinter. - © Daimler

Einsteigen, Platz nehmen, und schon ist die erste Überraschung da: Der neue Mercedes-Benz Sprinter ist ganz anders als seine „Artgenossen“ der 3,5-Tonnen-Transporter-Klasse. Ein Multifunktionslenkrad mit diversen Schiebetasten, ähnlich wie beim Smartphone, und ein mittig angeordnetes Multimediasystem mit einem 10,25 Zoll großen HD-Display, das sind satte 26 Zentimeter, vermitteln Oberklasse-Pkw-Niveau statt Transporter-Ambiente. Und, auch wenn das nicht sichtbar ist: Jeder Sprinter ist serienmäßig onlinefähig. Das Nutzfahrzeug mit gediegener Ausstattung war also gestern, heute ist der Transporter 4.0 am Start.

Die zweite Überraschung folgt bei der Pressekonferenz auf der Premiere des neuen Mercedes-Benz Sprinter in Amsterdam: Motorleistungen, Fahrverhalten, Ladekapazitäten, die klassischen Werte eines Nutzfahrzeugs, treten in den Hintergrund. Das zentrale Thema ist Konnektivität, Fahrzeugmanagement. Das Auto ist Teil des Internets der Dinge.

Erste Probefahrt

Aber der Reihe nach. Wir starten zu unserer Testfahrt von Amsterdam nach Rotterdam mit einem Kastenwagen 319 CDI mit mittlerer Dachhöhe, Hinterradantrieb und 140 kW (190 PS), der Spitzenmotorisierung. Beladen ist der Transporter mit halber Nutzlast. Der Diesel ist auffällig leise, beschleunigt aber nahezu wie ein Sportwagen. Sehr angenehm ist das Siebengang-Automatikgetriebe. Wer sich und seinen Mitarbeitern etwas Gutes tun will, sollte sich dafür entscheiden. Für die Varianten mit Frontantrieb gibt es von Mercedes auch eine 9-Gang-Wandlerautomatik, ein Novum im Transporter-Segment.

Im Cockpit ist alles am richtigen Platz, die Übersicht ist sehr gut, allein der breite Holm in der Fahrertür stört etwas den Blick auf den Außenspiegel. Unbeddingt empfehlenswert ist die Rückfahrkamera, die manchen Ärger mit Remplern beim Rangieren vermeiden hilft.

Neues Ziel aus der Zentrale

Kommen wir zum Thema Vernetzung. Das Navi führt sehr gut durch den holländischen Autobahndschungel, Verkehrsdaten in Echtzeit sorgen für zügiges Fortkommen. Dann machen wir einen Test. Von der Zentrale wird ein neues Fahrtziel eingegeben, bei dem wir eine Bohrmaschine abholen sollen. Sofort disponiert das Navi um und leitet uns ans neue Ziel. Für den handwerklichen Alltag ist das ein sinnvolles Extra.

Die Vernetzungslösung „Mercedes Pro connect“ stellt Fahrern und Fuhrparkmanagern insgesamt acht Pakete zur Verfügung. Dazu zählen die 24-Stunden-Hilfe und die verbesserte Navigation, aber auch ein Flottenmanagement, bei dem der Fahrzeugstandort sowie der Status immer abrufbereit sind. Daten wie Tankinhalt, Reifendruck, gefahrene Kilometer, alles ist jederzeit vom Firmen-PC aus abrufbar. Nachrichten und Aufträge können direkt ins Fahrzeug geschickt werden, umständliche Telefonate sind überflüssig. Das Speichern aller Daten hilft bei der Optimierung von Routen genauso wie bei der Trennung geschäftlicher und privater Fahrten, das elektronische Fahrtenbuch ist quasi integriert.

Einstiegsmotor reicht aus

Alle Türen lassen sich zum Beispiel von der Zentrale öffnen und schließen, egal, wo sich das Fahrzeug befindet. So könnte ein Kurier eine Lieferung direkt im Fahrzeug deponieren. Nicht nur Daimler arbeitet an solchen Lösungen. Die mobile Fahrzeugbedienung soll aber auch den Diebstahlschutz verbessern.

Für den Rückweg von Rotterdam nach Amsterdam testeten wir einen 314 CDI mit 105 kW (143 PS) als Pritschenfahrzeug, beladen mit halber Nutzlast. Der Einstiegsmotor dürfte für die meisten Handwerker ausreichen, wer jedoch oft voll beladen unterwegs ist oder einen Anhänger benutzt, sollte auf einen stärkeren Motor zurückgreifen. Die zahlreichen Assistenzsysteme machen das Fahren mit dem neuen Sprinter deutlich sicherer, jede Tempoüberschreitung wird sofort per Piepston angemahnt, der Seitenwindassistent greift kaum merklich ein, und der Abstandsassistent funktioniert zuverlässig.


Fazit: Der neue Sprinter markiert die Zukunft des Transporters, und die liegt in der Vernetzung des Fuhrparks.

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