Praxistest Das kann der neue Transporter Volkswagen Crafter

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Der neue VW Crafter ist ein Transporter der 3,5-Tonnen-Klasse und eine komplette Neuentwicklung. handwerk magazin hat das Fahrzeug getestet und vor allem die neuen Assistenzsysteme unter die Lupe genommen. Dann haben wir auch noch Tischlermeister Jörg Julius Kapune testen lassen. Fazit: Der neue Crafter kann eine Menge.

Der Volkswagen Crafter bietet zahlreiche Varianten. - © VW

Der neue VW Crafter ist ein Transporter der 3,5-Tonnen-Klasseund eine komplette Neuentwicklung. Das Vorgängermodell des Crafter wurde noch gemeinsam mit dem Mercedes-Benz Sprinter produziert. Seit einigen Monaten stehen die Crafter in den Volkswagen-Autohäusern. handwerk magazin hat das Fahrzeug getestet und vor allem die neuen Assistenzsysteme unter die Lupe genommen.

Anhänger-Rangier-Assistent funktioniert problemlos

Rückwärtsgang einlegen, Knopf im Armaturenbrett drücken, den Joystick der elektrischen Außenspiegelverstellung in die Finger nehmen – und schon kann's losgehen. Mit einemzielgerichteten Rück-Blick aus dem Seitenfenster und gelegentlichem Blick ins Cockpit-Display lässt sich der Einachs-Trailer dank tatkräftiger Unterstützung des Anhänger-Rangier-Assistenten in die Parklücke rangieren - ohne das Lenkrad anzufassen. Das elektronische System mit der speziellen, auf die Deichsel kalibrierte Kamera ist nur eines von vielen optionalen Features, die handwerk magazin auf einem großen Parcours mit dem neuen Crafter ausgiebig probieren konnten.

Dem voran ging die erste Land-Ausfahrt. Bei der sich gezeigt hat: Die Kooperation von VW mit Mercedes in Sachen Zwillingsmodell Crafter/Sprinter ist definitiv Geschichte. Man merkt das dem Nachfolger der Volkswagen Nutzfahrzeug-Variante spätestens auf den ersten gefahrenen Metern im Cockpit an: Das hier ist einhundert Prozent VW – vom kleinsten Schalter bis zum großen Armaturenbrett, eine gefühlte Aufdimensionierung der sechsten Transporter-Generation. Sie kommt einher mit allen Features, die das Fahren und Händeln eines Kastenwagens angenehm unkompliziert gestalten – quasi übertragen vom 2,8-Tonner T6 in die Liga mit 3,0 bis 5,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht .

Front-, Heck- und Allradantrieb

Der neue Crafter tritt je nach Anforderung mit Front-, Heck- oder Allradantrieb an. Die Vortriebskraft dafür liefert ein Zweiliter-Vierzylinder-Turbodiesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung, der in drei Leistungsvarianten (75 / 103 / 130 kW = 102 / 140 / 177 PS) in Kombination mit einem Sechsgang-Schalt- bzw. 8-Gang-Wandler-Automatik-Getriebe angeboten wird. Das Triebwerk agiert in allen Ausführungen erfreulich souverän und unspektakulär laufruhig. Der bei der ersten Fahrvorstellung mögliche Direkt-Vergleich zwischen der alten und neuen Crafter-Generation zeigt aber noch weitere klare Modernitäten im Antrieb auf: Im großen T6-Bruder flutschen zum einen die Gänge der manuellen Kraftsortierung mit dem Joystick-Hebel deutlich leichtgängiger und exakter in der Kulisse. Zum anderen vermittelt das neue elektromechanische Lenkgetriebe eine präzise Rückmeldung am ergonomisch angenehm positionierten und längsverstellbaren Pkw-Volant. Mit einem Wort: Der alte Crafter war ein „zäher Hund“, der neue Crafter lässt sich weitaus spielerischer fahren. Dazu kommen fünf je nach Nutzlast unterschiedlich konzipierte und blattgefederte hintere Starrachs-Varianten. Gute Charaktereigenschaften für einen die gewichtsintensiven Aufgaben im Handwerker-Alltag.

Deutlicher Komfortgewinn

Der Alltag lässt sich mit vielen Features aus der Liste der teils optionalen Fahrerassistenzsysteme noch einen Tick komfortabler und sicherer gestalten. Dazu zählen neben dem eingangs beschriebenen Trailer-Assist auch der aktive Spurhalteassistent, der Park-Lenk-Assistent, die automatische Distanzregelung, das Notbremssystem „Front Assist“, der Seitenwind-Assistent – und der Ausparkassistent „Rear Traffic Alert".

Der kann weit mehr, als die Bezeichnung vermuten lässt – wie wir an einer zweiten Station auf dem Parcours ausloten dürfen: Ein Seitensensor im Heckstoßfänger warnt den Fahrer beim „blinden“ Rückwärts rangieren nicht nur per schrillem Signalton vor nahendem Querverkehr, sondern löst im Fall einer drohenden Kollision auch die Notvollbremsung aus. Gleichfalls ein hilfreiches Feature ist der elektronische Flankenschutz, der per rundum an der Karosse montierten Ultraschallsensoren gesteuert wird. Sie tasten bei langsamer Fahrt – beispielsweise durch enge parkpollergerahmte Straßen – die Umgebung des Crafter auf Höhe der empfindlichen Flanken ab und eliminieren quasi den toten Blickwinkel nach unten.

Der neue VW Crafter ist mit zwei Radständen in den Karosserieversionen als geschlossener Kasten oder Kombi in drei Längen und Höhen, als Einzel- oder Doppelkabine mit offenem Fahrgestell oder als Pritschenwagen sowie in diversen Varianten für unterschiedliche Aufbaulösungen bestellbar. Die Preisleiter beginnt bei 28.916 Euro (exkl. MwSt.). Es gibt vom Crafter auch eine Elektrovariante, den eCrafter. Der wird zunächst nur an ausgewählte Kunden geliefert, soll aber dann ganz normal in den Verkauf kommen.

Crafter im Handwerkertest

Wie ein Profi posiert Jörg Julius Kapune vor dem VW Crafter. Kein Wunder: Er ist mit seiner Tischlerei in Overath häufig in der Presse. Auch, weil der Chef vieles anders macht als andere: Er stellt gerne Frauen ein, überträgt seinen Mitarbeitern viel Verantwortung und bietet Kunden Modelle ihrer Wunschmöbel aus dem 3D-Drucker an. Seine Firma renoviert Dachterrassen, verlegt Parkett, bessert alte Möbel auf oder baut Fenster ein. Manchmal fahren sie mehrere Hundert Kilometer zum Kunden. „Dafür brauchen wir natürlich gute Autos“, sagt Kapune und steigt in den Crafter ein. Die Fahrt geht durch die Hügellandschaft des Bergischen Landes, vorbei an Schloss Bensberg bis nach Rösrath. Kapune lenkt den Transporter entspannt um die engen Kurven.

Was unterscheidet den VW Crafter von Ihren Firmenfahrzeugen?

Wir haben einen Citroën Jumper und mehrere Ford Transit für den Transport von Material und Möbeln. Der Crafter hat noch eine etwas andere Dimension als diese Modelle. Er hat ein recht ausladendes Cockpit und eine sehr große Ladefläche, bietet also mehr Platz. Nur der Sitz ist mir etwas zu niedrig.

Warum? Können Sie zu wenig sehen?

Nein, das nicht. Man hat vorne eine gute Übersicht, auch weil der Rückspiegel nicht durch eine Wand verdeckt ist. Dafür könnten die Außenspiegel etwas größer sein. Die Rückfahrkamera ist top und beim Rangieren in engen Straßen oder Hinterhöfen hilfreich. Und: Der Sitz ist zwar niedrig, dank der Stoßdämpfung aber sehr bequem.

Wie lautet Ihr Gesamturteil?

Ein gelungener Transporter. Ausreichend groß mit einem angenehmen Fahrgefühl. Die automatische Anfahrhilfe ist hier im Bergischen nützlich, das Rangieren geht einwandfrei. Die Ladefläche ist mit Lastenverankerungs-Schienen ausgestattet und gut beleuchtet. Optisch ist der Wagen nichts Besonderes. Nicht schön, aber sehr zweckmäßig.

Das Unternehmen

Name: Tischlerei Kapune – Jörg Julius Kapune
Geschäftsgebiet: Bergisches Land und Umgebung
Gründung: 1999
Mitarbeiter: 16

Der Testwagen

Modell: VW Crafter
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Leistung: 103 kW/140 PS
Kraftstoffverbrauch:
7,2 Liter/100 km
CO2-Emission: 188 g/km
Grundpreis: ab 28.916 Euro exkl. MwSt.