Interview mit Maike Heese Automatisierung: Wie ein Friseur erfolgreich digitale Assistenten einsetzt

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Was ist in Sachen Digitalisierung möglich und was ist sinnvoll? Diese Frage hat sich die Klier Hair Group gestellt und in einer seiner Wolfsburger Super Cut-Filialen unter anderem einen digitalen Assistenten getestet. Wie das bei Kunden und Mitarbeitern angekommen ist, erzählt Maike Heese, Teamleiterin Brand & Product Management der Klier Hair Group, im Interview mit handwerk magazin.

Begrüßung per Check-in im Super Cut Salon Wolfsburg. Von links: Carsten Bozek (Leiter Marketing & Mietmanagement), Nadine Hotop (Bereichsmanagerin Super Cut), digitaler Assistent, Juliane Schröter (Brand Managerin Super Cut und Projektleiterin), Michael Klier (Vorsitzender der Geschäftsführung) - © Klier Hair Group

Frau Heese, Sie haben einen digitalen Assistenten getestet, der in Form eines Displays den Check-in, das Kassieren und die Terminbuchung übernommen hat. Was ist Ihr Fazit aus der Testphase?

Maike Heese, Teamleiterin Brand & Product Management der Klier Hair Group: Die Testphase lief von Mai bis Juli. Danach sind wir in die Auswertung gegangen. Grundsätzlich ist der digitale Assistent sehr gut angenommen worden und hat großes Potential. Durch die Testphase haben wir wertvolle Erkenntnisse erhalten, welche Funktionen und welche Anwendungsweise sowohl Kunden als auch Mitarbeitende in ihrem Salonerlebnis unterstützt. Diese Funktionen müssen nun entwickelt und in entsprechende Endgeräte übersetzt werden, diese Projektphase ist für 2024 angesetzt, anschließend streben wir einen Rollout in erste Filialen an.

Wie haben Ihre Kundinnen und Kunden darauf reagiert?

Die Kundenresonanz war sehr positiv. Digitale Tools werden als Begleitung des Friseurbesuchs und als Hilfsmittel sehr gut angenommen. Den persönlichen Kontakt durch den Friseur können sie natürlich nicht ersetzen. Vor allem die Funktionen Check-In, Terminbuchung und Bezahlvorgang sind attraktiv und werden von uns weiter ausgearbeitet. Zudem sehen wir Potential, durch zusätzliche digitale Angebote die Beratung des Friseurs zu unterstützen. Hierzu können Tablets am Bedienplatz den digitalen Rezeptionisten unterstützen. Den Kunden werden beispielsweise nach dem Check-in individuelle Empfehlungen gegeben, die sie dann mit ihren Friseuren in persönlicher Beratung besprechen können. Eine wichtige Erkenntnis ist aber auch, weder Kunden noch Mitarbeitende dürfen von Digitalangeboten überfrachtet werden. Es gilt Angebote zu entwickeln, die als echte Bereicherung empfunden werden, indem sie das persönliche Erlebnis unterstützen.

Wie genau haben wir uns diesen Assistenten vorzustellen – übernimmt er weitere Funktionen wie die Begrüßung mit einer Stimme?

Getestet haben wir einen Monitor mit Touchscreen. Weitere Funktionen werden in der nächsten Projektphase 2024 entwickelt und ausgearbeitet.

Haben Sie die Software für Ihre individuellen Bedürfnisse selbst entwickelt oder ist das eine Software, die jeder kaufen kann?

Die verwendete Software wurde individuell auf unsere Bedürfnisse und unseren Anwendungsfall angepasst.

Wie kam es zu dieser Idee? War Personalmangel ein Thema? 

In einer umfangreichen Marktforschung 2020 haben wir Kundenbedürfnisse analysiert. Ein großes Bedürfnis liegt in einfachen und unkomplizierten organisatorischen Prozessen wie der Terminvereinbarung. Unsere Zielgruppe bei Super Cut bringt zudem eine große Offenheit für technische Innovationen mit. Mit diesem Pilotprojekt wollten wir bewusst ein hohes Maß an Digitalisierung austesten. Was ist möglich und was ist sinnvoll? Zusätzliche zum digitalen Assistenten gab es weitere Screens im Schaufenster, den Verkaufsregalen und auch zwischen den Bedienplätzen sowie als „Magic Mirror“ in den Spiegeln, mit Image- und Aktionswerbung, Produktinformationen sowie Frisureninspirationen. Vieles ist möglich und die Digitalisierung eröffnet immer wieder neue Chancen und Potentiale. Wir haben mit diesem Projekt einen Blick in die Zukunft geworfen, welche digitalen Angebote unser Handwerk erleichtern und bereichern können.    

Was würden Sie als Fazit ziehen: Was können digitale Tools besser als der Mensch?

Die Digitalisierung öffnet Perspektiven, standardisierte Aufgaben, wie eben Terminvergabe und Bezahlung zu übernehmen, die abseits des Handwerks selbst liegen. So können sich die Mitarbeitenden auf den Kern ihres Schaffens – der Arbeit an der Kundschaft konzentrieren. Das motiviert und steigert Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit.