DGUV-Information 203-006 Elektrosicherheit am Bau: Wie die Stromversorgung auf Baustellen zuverlässig gelingt

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Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) hat die Information 203-006 „Auswahl und Betrieb elektrischer Anlagen und Betriebsmittel auf Bau- und Montagestellen“ im Mai 2022 neu herausgegeben. Das Dokument ist nicht nur für Elektrofachkräfte auf Baustellen relevant. Jeder Nutzer elektrischer Energie aus den anderen Gewerken kann sich bei Fragen zur Elektrosicherheit orientieren.

Stromversorgung auf der Baustelle
Von der Beleuchtung bis zum Kran, alles hängt am Strom. - © fefufoto - stock.adobe.com

Auf Baustellen sind die Anforderungen an eine – im doppelten Wortsinn – sichere Stromversorgung besonders hoch. Denn die rauen Umgebungsbedingungen mit Schmutz, Staub, Nässe und mechanischer Beanspruchung belasten Material und Technik. Zudem ist die Stromversorgung, das Geschehen dynamisch und die Stromanschlüsse werden immer wieder von anderen Beschäftigten unterschiedlicher Gewerke, Fremdfirmen sowie Subunternehmen benutzt.

Neben der VDE 0100-704 ist die DGUV Information 203-032 „Auswahl und Betrieb von Stromerzeugern auf Bau- und Montagestellen“ für das Schutzniveau der Elektrosicherheit maßgeblich. Dazu kommt die nun gründlich überarbeitete DGUV Information 203-006. Auch für Baustellen – und auch, wenn es schnell gehen muss – gilt, dass elektrische Anlagen, Einrichtungen und Betriebsmittel

  • nur von einer Elektrofachkraft (EFK) oder einer elektrotechnisch unterwiesenen Person (EuP) unter Leitung und Aufsicht einer EFK installiert und eingerichtet werden dürfen.

  • in regelmäßigen Abständen durch eine EFK geprüft werden müssen.

Keine Provisorien, kein Improvisieren – Schutz vor Elektroschlag hat Priorität

In der Neuversion ist der Umfang der DGUV 203-006 von 40 auf 60 Seiten angewachsen. Denn die Inhalte wurden nicht nur auf den aktuellen Stand gebracht, sondern auch ergänzt. Die wichtigsten Neuerungen sind:

  • ein neues Kapitel 5 zu den Schutzmaßnahmen vor dem Anschlusspunkt
  • neue Abschnitte, etwa zu Baustromverteilern, Erdung und Potentialausgleich, ortsveränderlichen Schutzeinrichtungen für Drehstrom-Steckdosen, Bauwegebeleuchtung im Roh- und Ausbau
  • bessere und aktuellere Abbildungen, etwa zur Versorgung einer größeren Baustelle mit Haupt-, Gruppen- und Endverteilerschränken.

Es wird deutlich, dass gerade auf Baustellen der Schutz vor elektrischen Schlag oberste Priorität hat. Dafür gibt es feste Vorgaben und technische Möglichkeiten. Ein Improvisieren oder das Arbeiten mit provisorischen „Lösungen“ ist nicht zulässig.

Übergabepunkt und Anschlusspunkte

Während man früher bei der Baustromversorgung lediglich von „Speisepunkten“ sprach, werden laut der DGUV Information die beiden entscheidenden Begriffe heute wie folgt definiert:

  • Übergabepunkt: der Punkt, an dem elektrische Energie in die elektrische Anlage der Bau- oder Montagestelle eingespeist wird

  • Anschlusspunkt: ein Punkt, an dem elektrische Energie zum Betreiben von elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln auf Bau- oder Montagestellen entnommen wird

Von der Beleuchtung bis zum Kran. Alles hängt am Strom

Vereinfacht formuliert gelangt der Strom vom Energieversorger über den Übergabepunkt zur Baustromanlange, der Energieverteilung der Baustelle. Von dort werden dann die Betriebsmittel – von der Bohrmaschine über Kreissäge und Betonmischer bis zum Kran – über Anschlusspunkte mit elektrischer Energie versorgt. Ab dem Übergabepunkt stehen der Bauherr oder die von ihm beauftragten Unternehmen und Fachkräfte in der Verantwortung für die Elektrosicherheit.

Die DGUV Information 203-006 informiert über die dabei auftretenden Fragen wie

  • welche Arten von Baustromverteilern auf welche Weise eingesetzt werden

  • welche Stromkreise wie gesichert werden müssen

  • wann welche Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCD) genutzt werden

  • welche Schutzmaßnahmen vor dem Anschlusspunkt zu Einsatz kommen

  • welche Schutzmaßnahmen beim Einsatz frequenzgesteuerter Betriebsmittel wie etwa Krananlagen notwendig werden

  • welche Anforderungen und Schutzarten für Leitungsroller (Kabeltrommeln), Leitungen, Steckdosen, Schutzverteiler, Leuchten und handgeführte Elektrowerkzeuge gelten

Das letzte Kapitel befasst sich mit Fragen der Instandsetzung, Wartung, Prüffristen und Prüfnachweise und ist daher vor allem für Elektrofachkräfte relevant.

Zum schnellen Nachschlagen: Symbole, Kennziffern, Schutzarten

Weiterhin enthält die DGUV Information auch die bekannten Anhänge wie

  • eine Übersicht der Kurzzeichen und Symbole auf elektrischen Betriebsmitteln

  • eine Tabelle zu den Kennziffern und Symbolen der Schutzarten (gegen Fremdkörper, Staub und Nässe) nach DIN EN 60529 (VDE 0470-1) von IP 1X bis IP X9

  • eine Auflistung wichtiger Kennzeichnungen von Kabeln und Leitungen (Kurzzeichen für harmonisierte Leitungen, Beispiele für Leitungsbauarten sowohl Kabel und Leitungen mit und ohne grün-gelbe Ader)

Eine Baustelle ohne elektrische Energie ist kaum vorstellbar. Doch die Stromversorgung muss nicht nur versorgungssicher, sondern auch elektrosicher sein.