Nachhaltigkeitsbanken Ein Konto bei den Guten

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Banken, Geldanlage und Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeitsbanken sind ein Gegenentwurf zu den Großbanken. Das Kreditgeschäft rückt jetzt stärker in ihren Fokus, daher werden sie auch für das Handwerk interessant.

Nachhaltige Geschäftsbanken mit entsprechenden Leistungen und Angeboten für die Kunden sind in Deutschland immer noch die Ausnahme. - © Fotolia/irisphotoimages

Sie sind kompromisslos anders und erfolgreich – vier Nachhaltigkeitsbanken in Deutschland. Sie heißen Ethikbank, GLS Bank, Triodos und Umweltbank. Ihre Mission: Die Welt ein bisschen besser machen. Doch trotz des hehren Zieles wissen viele Menschen nicht um die Existenz dieser alternativen Banken. Das liegt auch daran, dass die Institute nur eine Nische besetzen. Das Etikett „Nachhaltigkeit“ klebt heutzutage zwar auf vielen Finanzprodukten. Das Geschäftsmodell richten aber nur wenige Banken nach sozialen und ökologischen Werten aus.

Welche Nachhaltigkeitsbank passt zum Handwerk?

Von den vier Nachhaltigkeitsbanken in Deutschland kommen für Handwerksbetriebe aber nur drei infrage: Ethikbank, GLS Bank und Triodos. Die Umweltbank bietet kein Geschäftskonto an und scheidet damit als Hausbank aus.

In den vergangenen Jahren sind alle vier Nachhaltigkeitsbanken bei Kennzahlen wie Bilanzsumme und Kundenanzahl kräftig gewachsen, „allerdings ist die Ausgangsbasis niedrig, da es sich um ein sehr kleines Segment handelt“, sagt Oliver Mihm, Vorstandsvorsitzender der Managementberatung Investors Marketing. „Die vier Institute zusammen kommen auf eine Bilanzsumme, die der einer großen Sparkasse wie der Münchener entspricht.“

Allzu großes Kundenpotenzial für die alternativen Banken sieht Mihm nicht mehr. Die GLS Bank berichtet dagegen von einem anhaltend starken Wachstum: „Wir gewinnen pro Monat durchschnittlich rund 2.000 neue Kunden“, heißt es von der GLS Bank in Bochum. In den vergangenen Jahren profitierten Nachhaltigkeitsbanken stark von den Skandalen bei einigen Großbanken. Die Kunden wandten sich von den klassischen Instituten ab. Nicht nur, dass ausfallgefährdete Kredite gebündelt und als angeblich sichere Wertpapiere weiterverkauft wurden, auch Zinssätze, Devisenkurse und der Goldpreis wurden manipuliert. Dann flog der Schwindel auf. Das Geschäftsmodell geriet in der Öffentlichkeit unter Druck.

Gegenentwurf im Bankenmarkt

Das liegt an der fehlenden Selbstbindung. Eine herkömmliche Großbank gibt das Geld ihrer Kunden gebündelt als Kredite an Privatpersonen und Unternehmen weiter. In welche Vorhaben es fließt, ist zweitrangig, Hauptsache die Marge stimmt. Einige verwenden sogar einen Großteil der Kundengelder für spekulative Geschäfte in eigenem Namen und auf eigene Rechnung – jedenfalls war dies bis vor wenigen Jahren noch der Fall. Heute will kein Institut mehr damit in Zusammenhang gebracht werden. In diesem sogenannten Eigenhandel kaufen und verkaufen Banken zum Beispiel Aktien oder Devisen, nur um von winzigen Preisunterschieden an den diversen Marktplätzen zu profitieren. Mit der realen Wirtschaft hat das nichts zu tun. Es geht allein um schnelle Gewinne.

Nachhaltigkeitsbanken sind dazu das Gegenmodell. Das Geld der Kunden wird überwiegend zur Unterstützung der Realwirtschaft eingesetzt. Eigenhandel ist tabu. Die hiervon zu unterscheidende Eigenanlage, bei der Geld liquide am Markt angelegt wird, damit die Kunden jederzeit Zugriff auf ihre Einlagen haben, erfolgt nach ökosozialen Anlagekriterien. Bestimmte Investments wie Aktien von Waffenherstellern oder Anleihen von Staaten mit einem hohen Anteil Atomenergie an der Stromerzeugung sind per Satzung verboten. Jede von einer alternativen Bank getätigte Anlage wird auf ihrer Homepage veröffentlicht.

Geld als gesellschaftliches ­Gestaltungsmittel

Transparenz ist auch das Credo bei den Finanzierungen, also bei Krediten an Unternehmen. Diese werden im Internet und in bankeigenen Publikationen veröffentlicht – eine Tatsache, die nicht jedem Unternehmer gefallen dürfte. Firmenkunden von Nachhaltigkeitsbanken müssen daher auch „Überzeugungstäter“ sein. Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank, glaubt fest daran, „dass Geld mehr sein kann als Mittel zum Profit“. Geld ist für ihn gesellschaftliches ­Gestaltungsmittel.

Die Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken (GLS) war vor 42 Jahren die erste Bank, die soziale, ökologische und ökonomische Kriterien verknüpfte. Bis heute ist sie das einzige deutsche Institut im Netzwerk für wertorientiertes Bankgeschäft. Jorberg will das Geld der Kunden „dorthin bringen, wo es gebraucht wird und dreifachen Mehrertrag erzeugt – menschlich, zukunftsweisend und ökonomisch“. Dass die GLS Bank das Geld ihrer Kunden verantwortungsvoll anlegt, bestätigte Ende 2016 erneut das Informationsportal zu Fairness und Nachhaltigkeit, Fair-Finance-Guide.

Die Genossenschaftsbank erhielt die höchste Punktzahl – mit der deutschen Niederlassung der niederländischen Triodos Bank. Laut einer Umfrage des Deutschen Kundeninstituts ist die Triodos Bank die „beste Geschäftskundenbank 2016“. Den ersten Platz belegte das Institut in den Kategorien Beratung, Kundenservice und Kundenbindung. „Für alle Unternehmer, denen eine nachhaltige Wirtschaft am Herzen liegt, sind wir ein interessanter Partner“, sagt Triodos-Chef Georg Schürmann.

Die Ethikbank versteht sich als „Gegenentwurf zu den konzerngesteuerten Großbanken“, erklärt Vorstandsvorsitzender Klaus Euler und ergänzt: Die Ethikbank lege die Mittel mithilfe strenger Anlagekriterien „ausschließlich im Sinne von Mensch und Natur“ an. Die Direktbanktochter der Volksbank Eisenberg bietet seit 2007 auch Kredite an, 2011 erweiterte sie das Angebot für mittelständische Geschäftskunden.