Branchencheck Bestatter: Mit Herz und Verstand zum Dienstleister mit Traumjob-Potenzial

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Ausbildung, Branchencheck, Konjunktur und Zukunftsperspektiven im Handwerk

Selbstbestimmt mit dem Tod umzugehen ist vielen Menschen ein wichtiges Anliegen. Bestatter sind deshalb heute weit mehr als "nur" Sargträger. Mehr denn je sind sie als Wünscheerfüller mit Herz und Verstand gefragt.

Die qualifizierte Betreuung der Angehörigen ist die Kern­kompetenz der Bestatter.
Die qualifizierte Betreuung der Angehörigen bei allen Bestattungsformen ist die Kern­kompetenz der Bestatter. - © hkama - stock.adobe.com

Fehler sind menschlich, doch wenn sie bei der Bestattung unterlaufen, hat das eine andere Dimension: „Das falsche Lied bei der Trauerfeier oder ein Schreibfehler auf dem Kranz können für die Angehörigen, die sich emotional in einer Ausnahmesituation befinden, eine echte Katastrophe sein“, erklärt Stephan Neuser, Generalsekretär beim Bundesverband Deutscher Bestatter e.V. in Düsseldorf. Weil sich solche Pannen auch nicht ausmerzen lassen, ohne den Ablauf empfindlich zu stören, gehören Vertrauen und Qualitätssicherung laut Neuser zur Branchen-DNA.

Entsprechend froh ist die Branche, nun endlich zum zulassungsfreien Handwerk nach Anlage B1 der Handwerksordnung zu gehören, in der ein Meistertitel als Qualitätsmerkmal freiwillig erworben werden kann. Nach Aussage von Neuser ist es jedoch „eine Herzensangelegenheit“, baldmöglichst zum zulassungspflichtigen Handwerk der Anlage A zu gehören. Dann ist für Gründung oder Über­nahme ein Meisterbrief erforderlich.

Traumjob Bestattungsfachkraft: mehr Bewerber als offene Stellen

Dominierte früher die Erdbestattung, finden inzwischen fast drei Viertel der Beisetzungen als Feuerbestattung statt. „Die Menschen wollen selbstbestimmt und individuell mit dem Tod umgehen, eine Feuerbestattung bietet mehr Möglichkeiten.“ Was es mit Wald-, See-, Diamantbestattung & Co. auf sich hat, erklärt ein Ratgeber auf der informativen Website des Bundesverbands. Vielleicht liegt es ja auch am gelungenen Webauftritt, dass die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft bei Auszubildenden und Quereinsteigern so hoch im Kurs liegt, dass es nicht genug Jobs für alle Bewerber gibt. Mehr als die Hälfte der Azubis sind weiblich, was Stephan Neuser nicht wundert: „Der Beruf ist ausgesprochen vielfältig und hat eine sehr hohe soziale Komponente.“

Branchentrends

  • Individualität
    Immer mehr Menschen wollen selbstbestimmt mit dem Tod umgehen und auch die Trauerfeier entsprechend ihren Vorlieben gestalten. Doch nicht alles ist überall möglich. Insofern sind die regionalen Bestatter vor Ort als Berater und vor allem als Dienstleister beim Umsetzen der Wünsche gefragt.
  • Pflegefreie Grabstätten
    Niemand will seiner Familie über den Tod hinaus zur Last fallen. Um auch entfernt wohnenden oder älteren Angehörigen die für sie oft beschwerliche Grabpflege zu erleichtern, sind pflegeleichte Grabstättenkonzepte oder auch Gemeinschaftsanlagen gefragt.
  • Feuerbestattung
    Mit einem Anteil von fast drei Vierteln (72 Prozent) dominiert im Bundesdurchschnitt die Feuerbestattung. Als Voraussetzung für Wald-, See-, Luft- oder auch Diamantbestat­tungen ermöglicht sie eine individuelle und pflegearme Form der letzten Ruhestätte.
  • Nachhaltigkeit
    Stoffe, die sich während der Ruhezeit abbauen, leicht vergängliche Urnen, regionale Produkte, geringe Transportwege, Elektrofahrzeuge als Bestattungswagen: Wer bewusst gelebt hat, will auch seinen letzten Weg entsprechend gestaltet wissen.
  • Digitale Angebote
    Sei es als Zusatzangebot oder zur Beschleunigung von Abläufen: Leistungen wie eine digitale Beratung, das Streaming von Trauerfeiern, individuelle Gedenkportale oder digitale Vorsorgeverträge gehören inzwischen zum Portfolio vieler Unternehmen.
  • Bestattungsvorsorge
    Um Angehörige zu entlasten, die Bestattungswünsche zu dokumentieren, die Finanzierung zu sichern und das angelegte Geld vor Mißbrauch zu schützen, schließen immer mehr Menschen eine Bestattungsvorsorge ab.

Die Zahlen und Perspektiven der Bestatterbranche

Die DNA des Bestatterhandwerks liegt in der Qualifikation sowie in der individuellen Beratungs- und Dienstleistung. Während Umsatz, Beschäftigte und Betriebe ein moderates Wachstum verzeichnen, ist die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen inzwischen so hoch, dass nicht alle Bewerber eine Stelle bekommen können.

Umsatz

Prognose 2023: Aufgrund der allgemeinen Preissteigerungen und der demografischen Entwicklung erwartet die Branche eine Umsatzsteigerung. Allerdings sei aufgrund der aktuellen Inflation noch nicht abzusehen, ob künftig an Bestattungsleistungen gespart wird.

JahrUmsatz in Mio Euro
20182.090,97
20192.133,10
20202.297,44

Beschäftigte

Prognose 2023: Der Bedarf an Fachkräften wird sich durch die demografisch bedingten, zunehmenden Sterbezahlen erhöhen (siehe auch Statistik Sterbefälle in Deutschland). Gleichzeitig gehen viele Bestattungsunternehmer der Babyboomer-Generation in den Ruhestand und es müssen Nachfolger gefunden werden.

JahrBeschäftigte
(Hochrechnung auf Basis von 5 Mitarbeitern je Filiale)
201827.025
201927.060
202027.275
2021 27.450

Anzahl der Betriebe

Prognose 2023: Aufgrund der stetig wachsenden Zahl der Sterbefälle erwartet die Branche auch eine moderate Zunahme bei den Betrieben, weil Neugründungen noch nicht der Meisterpflicht unterliegen.

JahrAnzahl der Betriebe
(Angaben inkl. Filialen)
20185.415
20195.412
20205.455
20215.490

Auszubildende Bestattungsfachkraft

Prognose 2023: Der Beruf des Bestatters zum Quereinstieg und vor allem der Ausbildungsberuf zur Bestattungsfachkraft erfreuen sich ungebrochen großer Beliebtheit. Im Bemühen um die Durchsetzung der Meisterpflicht für Betriebsneugründungen hofft die Branche für die Zukunft auf eine Zunahme an Ausbildungsbetrieben, da es derzeit mehr Bewerber als Ausbildungsplätze gibt.

JahrAuszubildende Bestattungsfachkraft
(Anzahl Auszubildende alle Lehrjahre)
2018473
2019511
2020539
2021620
Quellen: *Statista, ** Destatis, Bundesagentur für Arbeit,
Statista, ZDH Betriebsstatisik,* ZDH

Sterbefälle in Deutschland

Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts (Destatis) stieg die Zahl der Sterbefälle 2021 erstmals über die Millionengrenze, Corona-Krise und Sommerhitze könnten dazu beigetragen haben.

Sterbefälle in Deutschland
© tatistischen Bundesamts (Destatis)