Prävention Arbeiten im Freien: Warum Hautschutz jetzt so wichtig ist

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Ist das Arbeiten an frischer Luft tatsächlich gesünder als ein Bürojob? Die Zahlen der Berufsgenossenschaften sagen etwas anderes, denn jeden Tag erkranken 14 Menschen aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit neu an weißem Hautkrebs. Wie Chefs ihre Mitarbeiter auf der Baustelle und bei anderen Außentätigkeiten wirkungsvoll schützen können.

Hautschutz ist beim Arbeiten im Freien wichtig!
Hautschutz ist beim Arbeiten im Freien wichtig! - © Volker Kreinacke - stock.adobe.com

Im Durchschnitt erkranken in Deutschland jeden Tag etwa 14 Menschen aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit an weißem Hautkrebs. Damit ist der weiße Hautkrebs in der Baubranche zur häufigsten Berufskrankheit geworden. Und selbst branchenübergreifend wird er in den Fallzahlen der Berufskrankheiten nur noch von der Lärmschwerhörigkeit übertroffen. Auch in der Gesamtbevölkerung ist Hautkrebs deutschlandweit inzwischen eine der häufigsten Tumorerkrankungen.

Gefahr Nummer eins in der Bauwirtschaft: Der Weiße Hautkrebs

Fast jede fünfte gemeldete Berufskrankheit ging laut vorläufiger Statistik der Bau Berufsgenossenschaft (BG Bau) auf das Konto des durch natürliche Ultraviolettstrahlung (UV-Strahlung) verursachten weißen Hautkrebses. Besonders betroffen sind Beschäftigte aus dem Hoch-, Tief- und Straßenbau sowie dem Dachdecker- und Zimmererhandwerk. Gerade bei Arbeiten im Freien ist wirksamer Schutz vor UV-Strahlung daher wichtig – die BG Bau unterstützt und berät deshalb Unternehmen und Beschäftigte bei den notwendigen Maßnahmen.

Durch den Klimawandel wird es in Mitteleuropa zunehmend wärmer und trockener. Vor allem in den Monaten April bis September sind zwischen 11 und 16 Uhr die Belastungen durch natürliche UV-Strahlen so hoch, dass sie einen zusätzlichen Schutz erforderlich machen. Anette Wahl-Wachendorf, Ärztliche Direktorin des Arbeitsmedizinischen Dienstes der BG Bau weiß: „Ein wirksamer UV-Schutz ist wichtig, weil es bei hoher und vor allem langandauernder Belastung zu folgenschweren Hautschädigungen kommen kann. Besonders tückisch daran ist, dass Betroffene die Schädigung nicht sofort bemerken. Nicht selten tritt eine Hautkrebserkrankung erst nach 20 bis 30 Jahren auf. Hier gilt: Je früher präventiv gehandelt wird, desto weniger kommt es zum Hautkrebs.“

Einmal jährlich zur Vorsorge - Arbeitgeber bezahlen die Untersuchung

Um das durch intensive Sonneneinstrahlung ausgelöste Hautkrebsrisiko auf den Baustellen zu minimieren, haben die Verbände des Deutschen Baugewerbes bereits 2019 mit der Gewerkschaft IG Bau und den Berufsgenossenschaften eine Sozialpartnervereinbarung abgeschlossen. „Arbeiten mit freiem Oberkörper in der prallen Sonne mag zwar cool sein, ist aber ohne Sonnenschutz absolut unvernünftig und birgt das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Daher haben wir gemeinsam mit verschiedenen anderen Verbänden ein Maßnahmenbündel vereinbart, um das durch intensive Sonneneinstrahlung ausgelöste Hautkrebsrisiko deutlich zu minimieren“, erklärte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe.

Kernstück der Sozialpartnervereinbarung ist die Angebotsvorsorge: Die Unternehmen werden Arbeitnehmern, die überwiegend im Freien arbeiten, einmal jährlich den Besuch bei einem Betriebsarzt, Arbeitsmediziner, Haus- oder Hautarzt anbieten, damit sie sich beraten und ein Hautscreening durchführen lassen können, wodurch Hautkrebs noch in einem frühen Stadium entdeckt werden kann. Die Kosten für diese Untersuchung, die während der Arbeitszeit stattfinden kann, tragen die Arbeitgeber .

Wichtigste Regel: Nie ungeschützt in die Sonne

Eindeutige Hauptursache ist die UV-Strahlung der Sonne auf die ungeschützte Haut. Wir sehen das UV-Licht nicht und wenn wir es spüren, ist es bereits zu spät und die gerötete Haut brennt. Somit ist auch die Prävention vorgegeben. Es gilt, die Haut zu schützen und jeglichen Sonnenbrand zu vermeiden. Die beiden wichtigsten Maßnahmen zum Schutz der Haut vor UV-Schäden sind:

  1. Geeignete Arbeitskleidung wählen, d. h. mit langen Ärmeln und langen Hosen. Zweckmäßige Kleidung bedeckt möglichst viel Hautfläche, bleibt aber gleichzeitig luftdurchlässig und verhindert Wärmestaus. Hochwertige „klima-aktive“ Textilmaterialien machen dies möglich. Sie leiten den Schweiß ab, so wie man es von den Funktionstextilien aus Sport und Freizeit kennt. Neue Materialien bieten zudem einen eingewebten UV-Schutz.
  2. Hautschutzmittel verwenden, d. h. eine Sonnencreme mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens SPF 30. Dieser Sun Protection Factor gibt den Schutz vor UF-B-Strahlung an. Wichtig ist ein vollständiges Einreiben, bei dem auch die Ohren, Nase, Lippen usw. nicht vergessen werden.

Maßnahme für Uneinsichtige: Bei Ihnen gibt es Kollegen, die solche Schritte immer noch als übertrieben abtun und beim Arbeitseinsatz in der Sonne gern nackte Haut zeigen? Empfehlen Sie Ihnen direkt, einmal nach „Foto Haukrebs“ zu googeln und sich die Auswirkungen anzuschauen.

Hautschutz: die drei wichtigsten Aspekte der Prävention

Wer seine Mitarbeiter zum gesundheitsgerechten Arbeiten unter der Sonne informiert, sollte auch auf die folgenden Aspekte hinweisen:

  • Eine UV-Belastung besteht bereits bei bedecktem Himmel und nicht nur, wenn die Sonne direkt strahlt.
  • Auch der Kopf sollte geschützt werden, etwa durch Hüte mit breiter Krempe, Kappen mit Stirnblende und Nackenschutz.
  • Den Schutz der Augen nicht vergessen. Geeignet sind Sonnenbrillen nach Norm EN 166 oder EN 172 mit ausreichendem UV-Schutz. Zweckmäßig ist meist ein Modell mit seitlicher Abdeckung der Augen.

Tod am Bau? Belastungen durch Hitze nicht unterschätzen!

Neben der UV-Strahlung zählen Hitze und Ozon zu den typischen Gesundheitsrisiken im Sommer. Die extremen Hitzeperioden der letzten Jahren haben gezeigt, dass hohe Temperaturen über längere Zeiträume mit erheblichen Gesundheitsgefahren verbunden sind. Wenn die Temperaturen steigen und Mitarbeiter bei der Arbeit zu wenig Flüssigkeit zu sich nehmen, wird vor allem der Kreislauf extrem belastet. Erschöpfung, Hitzekrämpfe, Sonnenstich oder Hitzschlag drohen, diese Gefahren sind nicht zu unterschätzen. In den letzten Jahren kam es auf Baustellen an heißen Sommertagen sogar zu Todesfällen.

  • Praxistipp 1: Arbeitsplätze beschatten und Getränke bereitstellen
    Arbeitgeber sollten daher dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter möglichst wenig Zeit unter der direkten Sonne verbringen müssen. Oft können technische Maßnahmen wie Sonnenschirme, Sonnensegel oder temporäre Überdachungen für Schatten sorgen. Arbeitspausen sollten stets in Schattenbereichen verbracht werden können. Ebenso wichtig ist es, dass stets frische Getränke vorhanden sind. Wo bei Hitze viel geschwitzt wird, kann der Körper nur durch häufiges Trinken mit ausreichend Flüssigkeit versorgt bleiben. Geeignet sind Mineralwässer, ungesüßte Tees oder Fruchtschorlen.
  • Praxistipp 2: Die kühleren Morgenstunden nutzen
    Ein weitere Möglichkeit, die Gesundheitsbelastungen im Hochsommer zu senken, ist ein Umorganisieren der Arbeitszeiten. Zum Beispiel kann eine Freilandarbeit früher beginnen. So lassen sich die kühleren Morgenstunden ausnutzen und während der heißesten Stunden des Tages kann die Arbeit ruhen. Last, not least, sollten stets Mittel gegen Wespen, Mücken oder Zecken zur Verfügung stehen, wenn in der Arbeitsumgebung derartige Gefahren drohen. Weitere Hinweise zum gesundheitsgerechten „Arbeiten unter der Sonne“ sind in einer Handlungshilfe für Arbeitgeber nachzulesen.