Kennzahlen im Handwerk Selbstfinanzierungsgrad: Indikator für die Finanzkraft

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Die vergangenen Jahre liefen gut und Sie wollen investieren? Je mehr Sie dazu aus eigenen Mitteln beisteuern können, desto günstiger die Konditionen bei den Banken. Auskunft über Ihre Finanzkraft gibt der Selbstfinanzierungsgrad.

Selbstfinanzierungsgrad: Indikator für die Finanzkraft
Das wichtigste Steuerungselement bei den im Handwerk überwiegend vertretenen Einzelunternehmen und Personengesellschaften sind die Privatentnahmen. - © gugu-stock.adobe.com

Was sagt die Kennzahl aus?

Um den Selbstfinanzierungsgrad eines Unternehmens zu berechnen, werden die aus den Umsatzerlösen erwirtschafteten und zurückgelegten Gewinne – im Fachjargon nennt sich das Gewinnthesaurierung – ins Verhältnis zum vorhandenen Eigenkapital gesetzt. Je höher die Quote, desto unabhängiger kann ein Unternehmen bei anstehenden Investitionen von Banken oder anderen externen Fremdkapitalgebern entscheiden. Da Einzelunternehmen und Personengesellschaften ihre Gewinnrücklagen nicht gesondert ausweisen müssen, lässt sich der zur Selbstfinanzierung vorhandene Investitionsrahmen (siehe Tabelle am Ende des Beitrags) auch bestimmen, indem vom Betriebsergebnis die Privatentnahmen abgezogen und die steuerlichen Abschreibungen addiert werden.

Wie beeinflusst die Kennzahl die Zukunftsfähigkeit?

Je höher der Selbstfinanzierungsgrad und damit verbunden auch die Finanzkraft eines Betriebs, desto besser die Zukunftschancen. Denn je weniger sich ein Unternehmer nach den Vorstellungen von externen Kapitalgebern richten muss, desto größer sind die Chancen, dass die aus Unternehmersicht notwendigen Investitionen zeitnah umgesetzt werden können. Das gilt besonders für Projekte, die sich erst auf lange Sicht rentieren (Beispiel: Digitalisierung betrieblicher Prozesse), und deshalb bei den zumeist an kurzfristigen Erfolgen orientierten Kapitalgebern auf wenig Gegenliebe stoßen.

Welche Stellschrauben hat der Unternehmer?

Das wichtigste Steuerungselement bei den im Handwerk überwiegend vertretenen Einzelunternehmen und Personengesellschaften sind die Privatentnahmen. Damit überhaupt Rücklagen gebildet werden können, sollten diese niedriger sein als das Betriebsergebnis. Bleibt hier wenig Spielraum, müssen Chefs etwa durch eine realistischere Preiskalkulation und effizientere Prozesse das Betriebsergebnis verbessern. Überschreiten die Privatentnahmen den Gewinn, gibt das beim Bankenrating deutliche Minuspunkte.

Beispielwerte aus dem Handwerk

Üppig geht anders: Mit Ausnahme der Tischler ist die Selbstfinanzierungskraft im Handwerk eher übersichtlich bis kaum vorhanden (Dachdecker).

BrancheInvestitionsrahmen*
in Prozent der Betriebsleistung
Tischler8,1 %
Metall3,7 %
Hochbau3,3 %
Fleischer3,3 %
Sanitär Heizung Klima3,2 %
Elektro3,2 %
Dachdecker2,0 %
*Betriebsleistung – Privatentnahmen + steuerliche Abschreibung
Quelle: LGH Betriebsvergleiche