Kurz vor dem 11. November und dem damit beginnenden Karneval ist bei Tanja Svejnoha Hochkonjunktur. Die Schneidermeisterin verwandelt in ihrer Kostümwerkstatt Stoffe in aufwendige Kostüme und verleiht diese. Als Musikerin ist sie zudem ihren Kunden in der 5. Jahreszeit ganz nah.

In den vergangenen und in den kommenden Wochen ist Tanja Svejnoha gleich doppelt eingespannt: In der Ball- und Karnevalssaison kommen besonders viele Kunden in Svejnohas Kölner Kostümwerkstatt, um sich dort ausgefallene Garderobe zu leihen, und parallel dazu fordert sie ihr Hobby: Die Schneidermeisterin spielt Saxophon und Querflöte in der Musikgruppe Köbes Underground, die wiederum zu den wichtigsten „Acts“ der alternativen Kölner Karnevalssitzung „Stunksitzung“ gehört.
Vorbereitung auf den Karneval
Die Vorbereitungen auf die Karnevalssaison liefen in den letzten Wochen auf Hochtouren, damit das Vier-Stunden-Programm bis zur Premiere Mitte Dezember „steht“. Von da an sollen gut 50 Aufführungen ein weiteres Mal etwa 60.000 Jecken begeistern. Immerhin gehen die „Stunker“ jetzt in ihre 41. Session und haben sich nach schwierigen Anfängen gegenüber den etablierten Garden und Gesellschaften zu einem festen Bestandteil des Kölner Karnevals entwickelt, der in der Domstadt ja offiziell am 11.11. um 11.11 Uhr startet.
In ihrer Kostümwerkstatt befasst sich Svejnoha schon seit 1992 mit der Anfertigung und dem Verleih von handwerklich hochwertigen Kleidungsstücken. Seit 1997 ist Georg Maier-Peveling ihr Partner in der GbR. Viele Tausende historische Kostüme, Abendgarderoben und Accessoires hängen und liegen im Fundus für den Karneval bereit, aber auch um bei kleineren und größeren Festen, Mottoparties oder beispielswiese Videoaufnahmen eingesetzt zu werden. Das Mittelalter ist ebenso vertreten wie Charleston- und Petticoatkleider, Fantasieuniformen und Märchen-Outfits sowie Fräcke und Cutaways.
Schwerpunkt: Kostümverleih
Bis vor Kurzem nähten Maier-Peveling und Svejnoha auch sehr erfolgreich für Theater- und Musicalaufführungen im In- und Ausland. Jetzt bildet jedoch der Kostümverleih, gerade an Karneval, den Schwerpunkt des Geschäfts, wobei allerdings an den Kleidungsstücken immer wieder Reparaturen, Ergänzungen und das Aufpeppen nötig sind, was das fachliche Geschick von beiden herausfordert. Tanja Svejnoha hatte 1991 ihre Meisterprüfung abgelegt. Zuvor war sie unter anderem im Bonner Schauspiel beschäftigt und hatte sich im Thema historische Schnitte fortgebildet.
„Musik habe ich schon als Jugendliche gemacht“, sagt die 60-Jährige. In ihrer Bonner Zeit kam sie in Kontakt mit Musikern, die bei „Köbes Underground“ aktiv waren. 1989 suchte die Gruppe dann eine neue Saxophonistin. „Seitdem bin ich dort die einzige Frau, fühle mich aber sehr wohl damit und habe einen guten Stand bei den Männern.“ Spezialität von „Köbes“, die das Jahr über viele Konzerte zwischen Niederrhein und Ahrgebiet geben, sind Coverversionen bekannter Pop- und Rocksongs mit neuen, zumeist parodistischen Texten, die bestens in die alternative und kabarettistische „Stunksitzung“ des Kölner Karnevals passen.
Schauspielerin, Musikerin, Handwerkerin
Seit einigen Jahren übernimmt Tanja Svejnoha dort zudem vermehrt Rollen in den Sketchen, in denen von der großen Weltpolitik bis zu Lokalthemen aus der Domstadt nichts dem Spott und der Kritik entgeht. „Auch das macht mir viel Spaß. Die Sitzungen insgesamt sind natürlich anstrengend, aber wir bekommen auch viel Positives vom Publikum zurück“, freut sich Svejnoha schon jetzt auf die Premiere.
Besonders gefeiert wird sie seit vielen Jahren für ihr Querflöten-Solo auf „Locomotive Breath“ von Jethro Tull, das regelmäßig im Zugabenteil erklingt. Wie das Vorbild Ian Anderson spielt Svejnoha es über Strecken auf einem Bein, während ihre Kollegen von ersten Partyerfahrungen singen, die ausgekostet wurden, „bis de Kopping häst“ („bis du Kopfweh hast“).
Im Moment stecken die Schauspieler, die Musiker und die übrigen, eher im Hintergrund aktiven „Stunker“ jedoch noch in dem Stadium, ihre Ideen für das aktuelle Karnevals-Programm umzusetzen und es zu proben. Das geht wie eh und je streng basisdemokratisch ab – und deswegen halten sich auch hier der Spaß und die Anstrengung in etwa die Waage.
