Gehirn-Jogging für Mitarbeiter

Zugehörige Themenseiten:
Mitarbeitermotivation

Motivation | Über heiße Kohlen laufen oder Eisen biegen - solche Seminare sind zumeist Chefsache. Doch was bringt es, seine Mitarbeiter einen Tag lang professionell motivieren zu lassen? Ein Erfahrungsbericht.

Gehirn-Jogging für Mitarbeiter

Auf der Rückfahrt war es ziemlich still im Auto. „Da hat es in den Köpfen gearbeitet“, erinnert sich Bernd Bechtold. Erstmals hatten der Zimmerermeister und seine Mitarbeiter ein Seminar besucht, bei dem es nicht um Fachwissen, sondern um die persönliche Weiterentwicklung ging. Eingeladen zu der Tagesveranstaltung mit dem Motivationstrainer Thomas Baschab, der auch viele bekannte Sportler betreut, hatte die Geschäftsführung des Franchiseanbieters „Einer.Alles.Sauber“ (EAS).

Seit vier Jahren ist Bechtold bei dem System für Gebäudemodernisierung bereits Partner und hat den bekannten Mentaltrainer Baschab schon einmal bei einem der Seminare für Firmenchefs erlebt. Als dann die Einladung zu einem speziellen Seminar für die Mitarbeiter kam, meldete Bechtold das Team inklusive Azubi an: „Ich wollte meinen Mitarbeitern mal ein Thema bieten, bei dem sie Eindrücke für sich selbst gewinnen können“, erklärt der Unternehmer aus Deißlingen. Wie die meisten Chefs im Handwerk hatte er sich bislang darauf beschränkt, seine Mitarbeiter zu fachbezogenen Weiterbildungen zu schicken.

Stuckateur Hans Schaile in Böbingen, seit sieben Jahren EAS-Partner, sah in der Teilnahme eine gute Möglichkeit, den Erfahrungshorizont der Mitarbeiter zu erweitern. Schließlich, so Schaile, „basiert der Erfolg des EAS-Systems vor allem darin, die Bedürfnisse der anspruchsvollen älteren Kundschaft exakt zu erkennen und zu bedienen“. Dabei sei neben Fachwissen vor allem Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Kunden gefragt. Doch gerade das lässt sich zum Leidwesen vieler Unternehmer genauso wenig anordnen wie ein Olympiasieg oder ein Weltmeistertitel. „Wer seine Ziele und Vorgaben erreichen will, braucht dazu auch die richtige mentale Einstellung“, weiß Trainer Thomas Baschab. Mit Übungen zu Konzentration und Koordination führte er die knapp 300 Mitarbeiter der EAS-Partner in eine für viele neue Materie ein. Im Gegensatz zu ihren Chefs hatte sich bislang kaum einer mit seinen persönlichen Werten und Zielen auseinandergesetzt.

Denkanstoß und Motivationsspritze

„Themen wie ‚Mache ich wirklich den Job, den ich machen will‘, haben bei den Mitarbeitern einen Denkprozess in Gang gesetzt, der sich durchaus positiv auf den Arbeitsalltag auswirkt“, erklärt Bernhard Bechtold. So sei sein Team natürlich auch vorher motiviert gewesen, doch jetzt hätte jeder die Gewissheit, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben, was zusätzliche Energien freisetzt. Auch Schaile hat beobachtet, dass die Mitarbeiter für ihre Entwicklung wertvolle Erkenntnisse gesammelt haben: „Besonders markant war der Schlussteil, bei dem einige Teilnehmer unter Anleitung von Trainer Baschab schwere Eisenstangen verbogen haben.“ Die dahinter steckende Botschaft, dass sich mit Konzentration, Selbstvertrauen und der richtigen Einstellung auch vermeintlich ferne Ziele erreichen lassen, helfe den Mitarbeitern vor allem bei der Bewältigung der typischen Probleme im Arbeitsalltag.

kerstin.meier@handwerk-magazin.de