Fleischerhandwerk: Mehr Azubis, zu viel Bürokratie

Erstmals seit Jahren wurden 2024 wieder mehr Fleisch und Fleischerzeugnisse gegessen. Und auch die Auszubildenden-Zahlen steigen. Das ist gut für die Fleischerhandwerk-Branche. Aber: Es schließen immer noch mehr Betriebe als neu gegründet werden. Das Fleischerhandwerk ist solide aufgestellt - junge Leute kommen mit neuen Ideen und sorgen für frischen Wind in der Branche. Die meisten Betriebe des Fleischerhandwerks sind derzeit zufrieden mit ihrer Geschäftsentwicklung. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Befragung der Mitglieder im Deutschen Fleischer-Verband. Ihr zufolge liegt der Anteil der zufriedenen Unternehmer des Fleischerhandwerks bei gut 70 Prozent. Der Dachverband der Branche ist ein Zusammenschluss der 15 Landes-Innungsverbände des Fleischerhandwerks. Für die relativ gute Stimmung sorgen gleich mehrere Faktoren. So sind die Kunden da - der Verzehr von Fleisch und Fleischerzeugnissen ist im Jahr 2024 erstmals seit Jahren wieder angestiegen. Vegane Ernährung ist zwar modern, aber Fleisch hat auch seinen festen Platz auf den Tellern in deutschen Haushalten. Gleichzeitig sind die zuvor sehr hohen Rohstoffpreise 2024 etwas gesunken, was den Betrieben der Branche hilft.Erfreulich sei auch, dass die Zahl der Auszubildenden gestiegen ist. Dennoch besteht in der Verbandsführung die Befürchtung, dass die Zahlen langfristig eher fallen werden. Und natürlich gibt es auch schwierige Entwicklungen. So bereiten den Betrieben des Fleischerhandwerks der Personalmangel und die zunehmende Bürokratie große Probleme. In der Folge ist die Investitionsneigung der Unternehmen aktuell etwas niedriger als in den letzten Jahren. „Dies wird aber auch stark auf die aktuell unsichere politische Lage in Deutschland und der Welt, sowie auf die fehlende Verfügbarkeit von Personal zurückgeführt“, sagt Dr. Reinhard von Stoutz, Mitglied der Geschäftsführung des Deutschen Fleischer-Verbands. Weniger Ideologie, mehr faktenbasierte Entscheidungen „Politische Entscheidungen zur Ernährung müssen sich an Fakten und der Lebensrealität der Menschen orientieren, nicht an Ideologie“, mahnt Verbandsvertreter von Stoutz. Eine gesunde, nachhaltige und sichere Lebensmittelversorgung dürfe nicht durch überregulierende Vorgaben oder realitätsferne Verbote gefährdet werden. „Die Tierhaltung braucht klare, planbare Rahmenbedingungen, bevor über Finanzierung gesprochen wird. Bürokratische Hürden für Handwerksbetriebe müssen drastisch reduziert, regionale Strukturen gestärkt und Investitionen abgesichert werden.“Beim Mindestlohn schreibt er der Politik Zurückhaltung in das Aufgabenheft: Er sei ausschließlich Sache der Tarifpartner. Und der Verbands-Experte mahnt, dass Sozialleistungen Bedürftige unterstützen sollen, ohne Anreize zur Arbeitsverweigerung zu setzen. „Deutschland braucht verlässliche Energiepreise und eine krisensichere Lebensmittelversorgung. Einheitliche und faire Besteuerung von Lebensmitteln sowie mittelstandsfreundliche EU-Regulierungen sind essenziell“, so von Stoutz. Branchentrends im Fleischerhandwerk RegionalitätDas Fleischerhandwerk ist regional stark mit Lieferanten und Kunden verbunden. TierschutzAufgrund der Nähe zu den Lieferanten und der hohen Qualifikation der Mitarbeiter ist das Fleischerhandwerk hier sehr gut aufgestellt. Die Herkunft kann gut gezeigt werden. NachhaltigkeitBeratung und Thekenverkauf sowie kurze Wege garantieren ein hohes Maß an Nachhaltigkeit. Es kann bedarfsgerecht eingekauft werden und Verpackung wird vermieden. Die sozioökonomischen Strukturen in Dorf und Kiez werden erhalten. ConvenienceFrische, handgemachte Fertiggerichte und Snacks werden beliebter, Fleischereien bieten immer mehr küchenfertige Produkte an, Street-Food-Konzepte auf handwerklicher Basis nehmen zu (Burger, Pulled Pork). Digitalisierung und 24/7-ShopsZunehmend bieten Fleischereien ihre Produkte in Automaten an. Entweder in 24/7- oder 16/7-Shops an. Zudem können viele Produkte online bestellt oder geordert werden. Fleischerhandwerk: Die wichtigsten Branchendaten & Prognosen Viele Betriebe schließen – wenige neu gegründet. „Eine Gründung umfasst Produktion, Verkauf und Personal unter Beachtung aller lebensmittelrechtlicher Anforderungen. Die Investition liegt im hohen sechsstelligen Bereich und ist kaum zu realisieren“, erklärt Dr. Reinhard von Stoutz, Mitglied der Geschäftsleitung des Deutschen Fleischer-Verbands. Umsatz (in Mrd. Euro) Prognose 2025:Die Umsätze werden 2025 voraussichtlich wieder leicht steigen, allerdings nicht mehr auf dem Niveau von 2022 und 2023, da die Inflation schwächer ist. 202117,06202218,64202319,62202419,42 Beschäftigte (gesamt) Prognose 2025:Die Zahl der Beschäftigten wird aufgrund der Betriebsrückgänge leicht abnehmen. Aktuell können dringend benötigte Mitarbeiter für Produktion und Verkauf nicht gefunden werden. 2021137.4002022138.0872023133.2542024130.056 Anzahl der Betriebe Prognose 2025:Die Zahl der Betriebe wird weiter sinken. Die zumeist altersbedingten Schließungen können nicht durch Neugründungen kompensiert werden. Neugründungen sind teuer, Mitarbeiter fehlen und die Bürokratie ist belastend. 202110.870202210.335202310.1712024 9.872 Auszubildende Prognose 2025:Die Zahl der Auszubildenden, insbesondere im Beruf Fachverkäufer/-in, sind gestiegen. Aktuell wird das Berufsbild überarbeitet, um diesen Trend zu verstärken. 20215.25020224.64820234.34220244.786

Branchencheck Fleischerhandwerk: Mehr Azubis, zu viel Bürokratie

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