Fit für die Lehre

Ausbildung | Der Übergang von der Schule zum Beruf ist meist schwierig. Die Politik hilft bei der Berufsorientierung mit einem Förderprogramm. Wie das Handwerk davon profitieren kann.

  • Bild 1 von 2
    © handwerk magazin
    Besonders für Berufe mit einem hohen Anteil an unbesetzten Lehrstellen sind Förderprogramme zur Berufsorientierung wertvoll, um Azubis zu finden.
  • Bild 2 von 2
    © Grämmel
    „Berufsorientierung ist für die Fachkräftegewinnung sehr wichtig.“Vera Grämmel, Projektleiterin der „Talentwerkstatt OWL“ bei der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld.

Fit für die Lehre

Was willst du später mal werden? – Die Antwort ist für Schüler meist schwierig, denn die wenigsten haben eine realistische Vorstellung von Berufen und Berufsleben. „Einer der beliebtesten Handwerksberufe bei Mädchen ist die Friseurin“, weiß Vera Grämmel, Leiterin des Projekts „Talentwerkstatt OWL“ der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld, „aber wenn sie sich bewusst werden, dass man acht Stunden am Tag stehen muss, rückt der Traumberuf in ein anderes Licht.“ Die Abbrecherquoten bei Friseuren sind im Bezirk mit am höchsten.

Damit sich Schüler besser auf das Berufsleben vorbereiten können, haben das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) das Programm zur „Förderung der Berufsorientierung in überbetrieblichen und vergleichbaren Berufsbildungsstätten“ initiiert und jetzt auf 50 Millionen Euro aufgestockt (siehe Kasten Seite 25). Jugendliche können dadurch Vorstellungen und Vorlieben für Berufe entwickeln und so die passende Lehre finden. Betriebe haben die Möglichkeit, geeignete Bewerber kennenzulernen.

Auch die Talentwerkstatt in Bielefeld wird durch das Programm gefördert. Schüler der 8. Klasse können in zwei Wochen drei Handwerksberufe ausprobieren. Begleitet von Ausbildern und Lehrern stellen sie dabei Neigungen und Eignungen fest. Die Theorie beinhaltet einen Test in Allgemeinwissen, Deutsch und Mathematik. Selbst Hand anlegen dürfen die Jugendlichen in der Praxis: Friseure färben Haarsträhnen, Konditoren formen Marzipanfiguren, und in der Metallwerkstatt werden individuelle Kunstwerke erstellt – täglich acht Stunden lang, wie im richtigen Arbeitsleben. Betriebsinhaber können in den Werkstätten unterrichten und so Talente noch in der Schulzeit entdecken, fördern und anwerben. Weiterer Vorteil für Betriebe: Wer mit 14 Jahren schon einen Acht-Stunden-Tag hatte, hält das auch im Praktikum und in der Ausbildung durch. Denn auch Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Selbständigkeit werden geschult.

Beste Voraussetzungen für Ausbildung

Eine Evaluierung des Programms durch das Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik (INBAS) ergab: Schulen und Schüler waren zufrieden. Vera Grämmel bestätigt das: „750 Schüler waren bisher in der Talentwerkstatt, einige vom ersten Jahrgang haben jetzt Ausbildungsstellen.“ 85 Prozent der Jugendlichen hatten laut Evaluierung sogar Spaß an der Berufsorientierung – gibt es eine bessere Voraussetzung für die richtige Ausbildungswahl?

- redakteur@handwerk-magazin.de