Krankheitsgeschehen im Handwerk Fehlzeiten 2020: weniger Fälle, dafür längere Ausfallzeiten

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Laut aktuellen Fehlzeitenreport der IKK classic lag der Krankenstand im Handwerk 2019 bei 5,4 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte über dem Vorjahr. Während Muskel- und Skeletterkrankungen mit einem Anteil von 34,4 Prozent für die meisten Ausfalltage sorgen, gibt es bei den psychischen Erkrankungen die höchsten Zuwachsraten.

Trotz Auftragsboom im letzten Jahr hatten die Mitarbeiter im Handwerk im Durchschnitt weniger Fehlzeiten als der Rest der bei der IKK Classic versicherten Arbeitnehmer. - © IKK classic

Insgesamt ist der Krankenstand im deutschen Handwerk laut Fehlzeitenanalyse der IKK Classic um 0,1 Prozentpunkte auf nun 5,5 Prozent gestiegen. Zu den häufigsten Ausfallursachen zählen mit einem Anteil von 35,4 Prozent (2019: 34,4 Prozent) nach wie vor die Muskel- und Skeletterkrankungen, auf Platz zwei folgen Verletzungen und Vergiftungen mit 16,6 Prozent (2019: 17,4 Prozent), psychischen Diagnosen liegen mit einem Anteil von 13,8 Prozent (2019: 13,4 Prozent) auf Platz drei bei den Ausfallursachen.

Zahl der Krankschreibungen sinkt trotz Corona

Im Gegensatz zum Krankenstand ist die Betroffenen- oder auch AU-Quote laut IKK im vergangenen Jahr auf 52,3 Prozent gesunken, 2019 lag die Quote noch bei 54,6 Prozent. Während 2020 also 47,7 Prozent der Beschäftigten im Handwerk keinen einzigen Tag aufgrund von Arbeitsunfähigkeit (AU) gefehlt haben, waren es 2019 nur 45,4 Prozent. Ein Trend, der sich nach Aussage von Michael Förstermann, Pressesprecher der IKK Classic, über alle Branchen hinweg beobachten lässt: „Offenbar haben manche Arbeitnehmer mit Blick auf die Pandemie Arztbesuche eher vermieden. Auch die Hygiene- und Abstandsregeln oder die Zunahme von Kurzarbeit können Ursachen dafür sein, dass im vergangenen Jahr weniger Krankschreibungen eingereicht wurden.“

Neues Rekordhoch bei den Langzeiterkrankungen

Obwohl die Beschäftigten 2020 weniger zum Arzt gingen und weniger häufig krankgeschrieben waren als 2019, lag die Krankheitsdauer mit 20,3 Tagen über dem Vorjahreswert von 19,6 Tagen. Auch der Anteil der Langzeiterkrankungen von mehr als 42 Tagen ist mit 54,9 Prozent (2019: 48,9 Prozent) auf ein neues Rekordhoch gestiegen. „Auch diese Tendenz stellen wir schon seit einigen Jahren mit Sorge fest. Noch ist nicht abzusehen, wie sich die Corona-Pandemie und damit eventuell verbundene Phänomene wie Spätfolgen oder Nachholeffekte mittelfristig auswirken“, so Förstermann.

Baugewerbe an der Spitze beim Krankenstand

Den mit Abstand höchsten Krankenstand wiesen mit 6,6 Prozent die Beschäftigten im Bau- und Ausbaugewerbe auf, hier lag auch der Anteil der Muskel- und Skeletterkrankungen am Krankheitsgeschehen mit 42,3 Prozent sowie der Anteil der Langzeiterkrankungen mit 61,8 Prozent deutlich über dem Durchschnitt. Den geringsten Krankenstand gab es im Gesundheits-, Körperpflege- und Reinigungsgewerbe sowie im Bekleidungs-, Textil- und Lederhandwerk mit 5,1 Prozent. Beide Gewerbegruppen wiesen aber mit 17,0 Prozent (Gesundheitsgewerbe) und 16,5 Prozent (Bekleidungs-, Textil- und Ledergewerbe) einen überdurchschnittlichen Anteil von psychischen Erkrankungen auf.