BWA-Kennziffern, Eigenkapital, Kapitalmarkt und Liquiditätsmanagement
Wer zu wenig liquide Mittel hat um die kurzfristigen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen zu decken, gerät mit seinem Betrieb schnell aus der Balance. Um etwaige Schieflagen schnell zu erkennen und rechtzeitig gegensteuern zu können, sollten Unternehmer das Working Capital regelmäßig im Auge behalten.
Was sagt die Kennzahl aus?
Das Working Capital gibt Auskunft über die Finanzkraft eines Unternehmens. Ermittelt wird die Kennzahl aus der Differenz von Umlaufvermögen und den kurzfristigen Verbindlichkeiten (siehe Formel unten). Da es keine exakte deutsche Übersetzung gibt, sprechen Finanzexperten oft vom Netto-Umlaufvermögen.
Die Formel:
Working Capital = Umlaufvermögen* – kurzfristige Verbindlichkeiten**
* liquide Mittel + Forderungen aus Lieferungen + Leistungen + Vorräte + geleistete Anzahlungen
** kurzfristige Verbindlichkeiten (< 1 Jahr) aus Lieferungen und Leistungen + erhaltene Anzahlungen
Welchen Wert soll ein Betrieb anstreben?
Grundsätzlich sollte es das Ziel jedes Unternehmens sein, den Saldo positiv zu gestalten. Zeigt ein solcher Wert doch, dass das Umlaufvermögen zumindest teilweise aus langfristig verfügbarem Kapital finanziert wird, was ein klares Indiz für ein liquides und somit voll handlungsfähiges Unternehmen ist. Ein negativer Saldo bedeutet jedoch, dass das Umlaufvermögen nicht ausreicht, um alle kurzfristigen Verbindlichkeiten zu decken. Dadurch kann ein Unternehmen nicht nur schnell in Liquiditätsschwierigkeiten geraten, sondern es handelt sich auch um einen klaren Verstoß gegen die „Goldene Bilanzregel“. Danach muss das Anlagevermögen mit Eigenkapital gedeckt sein, nur für die Finanzierung des Umlaufvermögens darf Fremdkapital eingesetzt werden.
Welche Stellschrauben hat der Unternehmer?
Laut Studie von Roland Berger und Creditreform könnten mittelständische Betriebe durch die Optimierung des Working Capital ein ungenutztes Liquiditätspotenzial von über 80 Milliarden Euro freisetzen. Etwa, in dem Zahlungsziele verlängert und Bestände reduziert werden. Einen Überblick über mögliche Maßnahmen zeigt die folgende Tabelle.
Handlungsfeld | Maßnahmen | Ziele |
---|---|---|
Forderungsmanagement | # Anzahlungen verlangen # Rechnung nach jedem Projektabschnitt stellen # Zahlungsziele der Kunden verkürzen # schnellere Rechnungsstellung # Factoring # Mahnprozess | # Verbesserung des operativen Cashflows durch kürzere Zahlungsfristen # weniger Forderungsverluste durch bessere Überwachung |
Verbindlichkeitsmanagement | # sorgfältigere Lieferantenauswahl # Rechnungen prüfen # Verlängerung der Zahlungsfristen von Lieferanten # Skonto optimieren | bewusste Steigerung des operativen Cashflows durch # längere Zahlungsfristen # mehr Skonto |
Lagerlogistik optimieren | # Sortiment verkleinern # Lagerbestände reduzieren # Standardisierung vorantreiben # Lager von Lieferanten nutzen # Just-in-time-Lieferung | Cashflow erhöhen durch # kleineren Lagerbestand # geringere Abschreibungskosten durch reduzierte Lagerbestände # geringere Mietkosten durch kleinere Lagerflächen |
Quelle: Bundesverband Deutscher Banken